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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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an den beiden Männern vorbei in den äußeren Korridor rauschte.
    Das hatte ihr nun wirklich einen unerwarteten Adrenalinstoß versetzt! Sie musste über sich selbst lachen, während sie rasch durch die weiß getünchten Gewölbe schritt. Sie brauchte eine halbe Minute, um in ein gemächlicheres Tempo zu finden, in dieser Zeit bog sie um mehrere Ecken und landete schließlich in einem Teil des Kellergewölbes, den sie noch nicht kannte.
    Jemand räusperte sich. Venera drehte sich um und sah einen Mann in Dienerlivree auf sich zukommen. Er kam ihr nur entfernt bekannt vor, aber das war angesichts der vielen Dienstboten, die sie in letzter Zeit eingestellt hatte, kein Wunder.
    »Gnädige Frau, dieser Bereich muss erst noch gesäubert werden. Suchen Sie nach etwas Bestimmtem?«
    »Nein, ich habe mich nur verlaufen. Wo kommen Sie gerade her?«
    »Von dort.« Der Mann ging den Weg zurück, auf dem sie beide gekommen waren. Was den Zustand der Kellerräume anging, hatte er Recht; dieser Gang war noch nicht renoviert und nur sehr flüchtig gereinigt worden. An den Wänden hingen noch die schwarzen Porträts, und da und dort blitzte hinter Jahrhunderten von Staub und Ruß ein Auge hervor. Laternen gab es nur in großen Abständen, und in einem Seitengang sah
sie ein paar Männer, die aber vor hellen Türöffnungen in der Ferne nur umrisshaft zu erkennen waren.
    »Hier hinunter.« Ihr Führer zeigte auf einen schwarzen Treppenschacht, den Venera bisher nicht bemerkt hatte. Er war schmal und unbeleuchtet und führte steil nach unten.
    Venera blieb stehen. »Was zum …« Dann sah sie die Pistole in seiner Hand.
    »Los!«, knurrte der Mann. »Hinunter mit Ihnen.«
    Fast hätte sie es darauf ankommen lassen. Ein schneller Schritt zur Seite, wie Chaison es ihr beigebracht hatte, dann ein Fußfeger … und ehe er sich versähe, läge er auf dem Boden. Aber sie zauderte zu lange, und dann brachte er sich mit einem Schritt außer Reichweite. Er hatte Venera tatsächlich kalt erwischt, und so stolperte sie vor ihm in die Finsternis hinab.
     
    »Sie stecken ganz schön in Schwierigkeiten«, sagte sie.
    »Wir haben keine Angst vor den Behörden«, gab ihr Entführer verächtlich zurück.
    »Ich rede nicht von den Behörden. Ich rede von mir .« Die Treppe endete auf einem schmalen Sims über einem dunklen Gewässer, dessen Grenzen schwer zu erkennen waren. Hier unten war es feucht und kalt; sie schaute nach links und nach rechts und sah, dass sie am Rand eines großen Beckens stand - sicherlich eine Zisterne.
    »Wir beobachten Sie schon seit längerem«, sagte die Schattengestalt hinter ihr. »Wir wissen, wozu Sie fähig sind, glauben Sie mir.« Wieder spürte sie die Pistole im Rücken und wurde so heftig vorwärtsgestoßen, dass sie Mühe hatte, auf den Beinen zu bleiben. Wütend eilte
sie weiter und blieb auf den Pflastersteinen am Rand des Wassers stehen. »Davon wusste ich noch gar nichts«, bemerkte sie und wandte sich nach rechts, wo das Licht herkam.
    »Es gehört auch nicht Ihnen. Es ist ein Teil der öffentlichen Wasserversorgung«, ließ sich von weiter vorne eine Stimme vernehmen, die ihr irgendwie vertraut war.
    Sie betrachtete nachdenklich die schwarze Fläche. Hineinspringen? Vielleicht gab es einen Ablauf, den sie durchschwimmen konnte wie die Helden in den Liebesromanen. Aber diese Helden ertranken nie im Dunkeln, und außerdem, selbst wenn sie es bis nach draußen schaffte, würde sie sicher großes Aufsehen erregen, wenn sie triefendnass durch die Straßen der Stadt liefe. Und das konnte sie gerade jetzt nicht gebrauchen.
    Jenseits des Beckens befand sich eine freie Fläche. Hier standen die gleichen Tische und Kistenstapel, wie sie sie damals im Weinkeller gesehen hatte, und auf den Kisten saßen die gleichen jungen Revolutionäre. Neben einem Schreibpult mit einer brennenden Laterne stand der junge Mann mit dem glatten schwarzen Haar und den mandelförmigen Augen. Den langen Mantel mit den Frackschößen, den er trug, hatte sie auch schon bei modebewussten Männern auf den Straßen des Rades gesehen; wenn er die Arme verschränkte, klafften die Schöße so weit auseinander, dass die beiden Pistolenhalfter an seinen Hüften sichtbar wurden. Sie musste plötzlich an Garth denken - die gleiche Kostümierung, nur sehr viel schäbiger.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«, fauchte sie und zählte dabei die Anwesenden und die Ausgänge (von
Letzteren gab es nur einen, eine Eisentür, die geschlossen war.) »Sie

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