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Säule Der Welten: Roman

Säule Der Welten: Roman

Titel: Säule Der Welten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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es nützlich ist, wenn der Buridan-Besitz von einem anerkannten Erben verwaltet wird. Auf diese Weise vermeiden wir einen hässlichen Erbfolgestreit, der Sacrus gerade jetzt unnötig … ablenken würde. Außerdem …« Sarto zuckte die Achseln. »Ein Mann bekommt in seinem Leben nur sehr selten die Gelegenheit, eine eigenständige Entscheidung zu treffen. Ich hatte einfach keine Lust, Sie zu erschießen.«
    »Und warum erzählen Sie mir das jetzt?«
    Sartos Mund blieb so verkniffen wie immer, aber die Fältchen um seine Augen vertieften sich ein klein wenig - fast als wollte er lächeln.
    »Es wird mir nicht weiter schwerfallen, meine Vorgesetzten glauben zu machen, man hätte mir die Pistole am Eingang zu Ihrem Haus abgenommen«, sagte er. »Wenn ich Sie weder kaufen, noch zum Schweigen bringen konnte, war es sinnvoll, Ihnen den Sieg zu überlassen. Das ist auch meinen Vorgesetzten klar.« Er wandte sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal um und sah sie drohend an. »Ich hoffe, Sie geben mir keine Veranlassung, meine Entscheidung zu bereuen.«
    »Gewiss nicht. Und wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereitet habe, möchte ich mich entschuldigen.«
    Er lachte über die Schärfe in ihrer Stimme.
    »Sie glauben vielleicht, Sie wären jetzt frei«, sagte er, als die Menge sich teilte, um ihm Platz zu machen. »Aber Sie sind immer noch Sacrus’ Eigentum. Vergessen Sie das nicht.«
    Venera behielt ihr strahlendes Lächeln bei, aber seine letzten Worte gingen ihr für den Rest des Abends nicht mehr aus dem Kopf.

11
    Venera schwang sich mit verkrampften Muskeln aus dem Sattel ihres Pferdes. Seit der Legitimitätsprüfung waren zwei Wochen vergangen, und sie hatte die Zeit gut genützt, um ihre Herrschaft über Buridan zu festigen - wozu nach ihrer Überzeugung auch gehörte, eine erstklassige Reiterin zu werden.
    Sie hatte zwei Wände einreißen und einen der hohen Korridore vorne und hinten verschließen lassen, so dass ein langer, schmaler Raum entstand, in dem ihr Reittier traben konnte. An einem Ende befanden sich Boxen. Zwei Arbeiter verteilten eifrig Stroh und Sand auf den Pflastersteinen. »Noch mehr«, verlangte Venera. »Die Einstreu muss überall etwa zehn Zentimeter hoch sein.«
    »Jawohl.« Die Männer waren auffallend willig und bemühten sich, ihre Anweisungen zu befolgen. Sie hatten gehört, dass heute noch die neuen Fohlen eintreffen sollten. Vielleicht lag es aber auch an der Nähe zu dem einzigen Pferd, das momentan hier untergebracht war. Venera hatte bisher noch niemanden getroffen, der nicht jene eigenartige Liebe zu Pferden empfunden hätte, die dem Menschen offenbar seit Urzeiten angeboren war.

    Auch sie selbst war nicht davor gefeit. Sie streichelte Domenico, ging dann durch den Raum und fuhr dabei mit einer Hand über den niedrigen Zaun, der ihn der Länge nach in der Mitte teilte. Ihr Stallmeister stand ganz hinten. Er hatte ein Klemmbrett in der Hand und debattierte leise mit einem zweiten Mann. »Alles in Ordnung, meine Herren?«, fragte Venera.
    Der andere drehte sich um, der Schein der Lampe fiel auf seine gnomenhaften Züge, und Venera entfuhr unwillkürlich ein »Oh!«
    Samson Odess verzog sein Fischgesicht zu einem Lächeln und stürzte sich förmlich auf sie, um ihr die Hand zu schütteln.
    »Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Lady Amandera Thrace-Guiles!« In seinen Augen leuchtete kein Funke des Erkennens auf, und Venera merkte erst jetzt, dass sie in tiefem Schatten stand. »Liris wird Ihnen mit Vergnügen ein Grundstück für Pferdeställe zur Verfügung stellen. Wir sind nämlich gerade dabei, unser Angebot zu erweitern, und …«
    Sie lächelte matt. Das kam zu früh! Sie hatte gehofft, die Bürger von Liris wären mit ihren eigenen internen Angelegenheiten zumindest so lange vollauf beschäftigt, bis sie ihre neue Identität fest etabliert hätte. Wenn Odess sie jetzt erkannte, war es unvermeidlich, dass sich die Nachricht auf dem ganzen Markt verbreitete. Und an dessen viel gerühmte Diskretion glaubte sie ebenso wenig wie daran, dass das Gute immer siegte.
    Sie ließ Odess’ Hand los, bevor das Verkaufsgespräch vollends in Gang kam, und wandte sich ab. »Ich bin entzückt! Flance! Können Sie sich darum kümmern?«

    »Oh, aber Flance hat zuerst noch ein anderes kleines Problem zu lösen«, sagte der Stallmeister und drängte sich an Odess vorbei.
    »Dann übernehmen Sie das eben!«, fauchte sie. Sie sah gerade noch Odess’ überraschten Blick, bevor sie

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