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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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Beschwerde ignorierte, spähte das Mädchen verzweifelt zu Sophie hinüber.
    »Idriss, lass der Kleinen doch ihr Essen. Dein Fisch kommt bestimmt gleich«, appellierte sie an die Vernunft des Somaliers.
    »Nein, nein«, erwiderte er mit vollem Mund. »Ist schon in Ordnung …«
    Wenige Momente später war Safas Teller leer gegessen.
    Am Ende wurden dennoch alle satt, da Sophie zwei weitere große Portionen Pommes frites und danach Nachspeisen orderte. Die Bestellung gab sie diesmal vorsichtshalber lieber selbst auf.
    Nach dem Essen lehnten sich alle matt und erschöpft in ihren Stühlen zurück. Während sie auf die Rechnung warteten, zündete sich Safas Vater erneut eine Zigarette nach der nächsten an.
    »Wir sind müde, ruf uns ein Taxi«, wandte er sich an Sophie. »Ich mag nicht mehr laufen.«
    Auf dem Weg zum Taxistandplatz kamen sie an einem der vielen farbenfrohen Obststände der Pariser Straßen vorbei.
    »Können wir hier etwas kaufen?«, fragte Safa neugierig.
    Sophie ging mit den beiden Mädchen näher an den bunt dekorierten Laden heran. »Was möchtet ihr denn haben?«
    Ratlos blickten Inab und Safa auf die frischen Früchte, die übereinandergestapelt vor ihnen lagen.
    »Was ist das?«, Safa deutete auf die Brombeeren. »Und das?« Himbeeren kannte sie ebenso wenig.
    »Das da sind Weintrauben«, sagte Inab, offenkundig stolz darauf, dass sie den Namen des Obstes kannte. Mit beiden Händen griff sie in die Trauben und hielt sie freudig in die Höhe.
    Der Verkäufer war von dem Wissen des Mädchens weniger begeistert, stattdessen forderte er Sophie mürrisch auf, den Kindern zu sagen, dass sie nicht alles anfassen sollten.
    »Weißt du, Sophie«, erklärte Inab, während die Wienerin ihre Geldbörse aus der Tasche holte, »mein Name bedeutet Weintraube. Meine Eltern haben mich so genannt, weil ich als Kind so süß wie eine Weintraube war.«
    Betreten sah Inab zu Boden. In der Sekunde, in der sie es ausgesprochen hatte, kamen wohl die Erinnerungen an ihre Mutter wieder hoch. Ihre Augen begannen zu glänzen.
    Aufmunternd nahm Sophie das Mädchen in den Arm und sagte mit fester Stimme zu dem Verkäufer: »Wir nehmen zwei Tüten von den leckeren süßen Weintrauben.«
    »Welche Bedeutung hat eigentlich dein Name?«, wandte Sophie sich an Safa, die sich in den schillernden Auslagen einer Boutique gleich nebenan verloren hatte.
    Daraufhin blickte Idriss starr auf den Beton unter seinen Füßen. »Safa ist ein heiliger Name«, erklärte er, ohne aufzusehen. »In Mekka stehen zwei heilige Berge, Safa und Marwa. Wir haben meiner Tochter bei der Geburt beide Namen gegeben, aber schon als Baby haben wir sie nur Safa gerufen.«
    Die Müdigkeit der Gäste schien wie verflogen, und als sie kurz darauf im Taxi saßen, kamen die Mädchen aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    »Wow, was ist das denn für ein großes Haus?«, fragte Safa, als sie den Eiffelturm passierten.
    Der Taxifahrer freute sich über das Interesse seiner Fahrgäste und erklärte es ihr bereitwillig. Geschäftstüchtig, wie er war, drehte er spontan eine Ehrenrunde und baute einen kleinen Umweg über die Champs Elysées ein.
    »Ich habe noch nie so ein großes Haus gesehen«, staunte Inab, während Safa wissen wollte, wie viele Menschen im Eiffelturm wohnten.
    Verwundert über die Unwissenheit der Touristen von heute, warf der Taxifahrer Sophie einen fragenden Blick zu.
    »Das ist kein Wohnhaus, sondern das Wahrzeichen von Paris«, erklärte sie dem kleinen Mädchen. »Man kann den Turm aber besichtigen und mit einem fliegenden Zimmer hinauffahren.«
    Ungläubig starrte Safa durch das Seitenfenster auf die Stahlkonstruktion, die vor ihr in den Himmel aufragte. »Wieso bauen die Franzosen ein so großes Haus, wenn niemand darin wohnen kann?«, fragte sie empört. »Das verstehe ich nicht.«
    Nun konnte der Taxifahrer seine Neugierde nicht länger verbergen. »So etwas habe ich ja noch nie gehört«, sagte er amüsiert und wandte sich an Sophie, als würde sie allein im Wagen sitzen: »Woher kommen
die
denn?«
    »
Die
kommen aus Dschibuti«, erwiderte sie und fragte ihn dann: »Wissen Sie überhaupt, wo das ist?« Sie ärgerte sich über die abschätzige Bemerkung des Fahrers, der offensichtlich selbst Immigrant war.
    Verunsichert antwortete er: »Ja natürlich, irgendwo in Indien.«

[home]
    12.
    Eine Shoppingtour mit Folgen
    D as Läuten ihres Handys riss Sophie am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Vor Müdigkeit ächzend, sah sie auf ihre Armbanduhr,

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