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Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume

Titel: Safa: Die Rettung der kleinen Wüstenblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waris Dirie
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eigentlich hatte in die Mangel nehmen wollen. Dieser Mann trug eine schwere Last auf seinen Schultern. Die Sorge um seinen Sohn, den er in der Heimat zurückgelassen hatte, um nach Europa zu reisen, trieb Idriss zweifelsohne frühmorgens aus dem Bett – und vermutlich auch in den Alkoholkonsum.
    »Ich bin sehr stolz auf meine Söhne«, wiederholte Idriss.
    »Auf Safa kannst du doch auch sehr stolz sein. Sie ist wirklich ein tolles, gescheites Mädchen«, stellte Sophie fest.
    Wortlos zuckte Idriss mit den Schultern. Über seine Tochter schien er nicht so gerne zu sprechen wie über deren Brüder. Vielleicht lag es daran, dass Mädchen in der Gesellschaft, in der er lebte, nicht viel zählten. Vielleicht lag es aber auch an Safas Unversehrtheit, die der Familie zweifelsohne eine nicht immer angenehme Sonderstellung verlieh.
    Sophie kamen Zweifel. Wollte etwa nicht nur Safas Mutter ihre Tochter, und zwar trotz des Vertrags mit der Foundation, eines Tages beschneiden lassen? War es am Ende gar der geheime Wunsch von Idriss?
    Vor Safas Ankunft in Europa hatte ich mit Sophie lange über meinen Zusammenstoß mit Fozia nach der Modenschau in dem Luxushotel in Dschibuti gesprochen. Ich hatte ihr auch von der Bemerkung der Afrikanerin erzählt und dass ich befürchtete, die alte Frau sorge dafür, dass das Mädchen endlich beschnitten würde.
    Sophie beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und etwas über Fatouma herauszufinden, die Mutter von Idriss. Wir hegten beide den Verdacht, dass sie Beschneiderin war.
    »Mein Vater ist gestorben, als ich noch ein Kind war«, erzählte Idriss bereitwillig. »Meine Mutter musste mich und meine Geschwister daher ganz alleine großziehen.«
    »Wahnsinn«, stieß Sophie bewundernd aus. Ihr war klar, dass dies in Afrika sicher noch schwerer war als in Europa.
    »Meine Mutter ist eine ganz besondere und starke Frau«, fuhr Idriss voller Stolz fort. »Sie hat sich gut um uns gekümmert und immer ihr eigenes Geld verdient. Obwohl wir keinen Vater hatten, waren wir Kinder einer sehr angesehenen Familie.«
    Eine angesehene Frau mitten in den Slums von Balbala? Eine Frau, die ihr eigenes Geld verdiente? Sophie war sich so gut wie sicher, dass Fatouma ihre Familie mit der grausamen Verstümmelung kleiner Mädchen durchgebracht hatte. Sie bekam eine Gänsehaut. Das bedeutete, Safa war in großer Gefahr.
    »Lass uns langsam aufbrechen. Ich bin müde«, lenkte Sophie von dem prekären Thema ab. Sie wusste, dass es sinnlos war, mit Idriss über seine Mutter, die er so sehr bewunderte, und ihre grausame Tätigkeit zu debattieren, und wünschte ihm eine gute Nacht.
     
    Noch auf dem Weg zu ihrem Zimmer wählte sie meine polnische Nummer und berichtete mir aufgeregt, dass Idriss sie mit seinem dubiosen Verschwinden, seiner Alkoholfahne am frühen Morgen und seiner ruppigen Art verunsicherte. Kommentarlos hörte ich zu, während sie mir die Erkenntnisse und Erlebnisse des Tages schilderte, und versuchte meinen schneller werdenden Atem zu kontrollieren.
    »Waris, ich bin ratlos«, sagte Sophie schließlich verzweifelt. »Einerseits braucht dieser Mann dringend unsere Unterstützung, um seinen kranken Sohn vor dem Erstickungstod zu bewahren, andererseits wartet seine Mutter bestimmt nur darauf, Safa zu verstümmeln. Auch wenn Idriss momentan vorgibt, seine Tochter niemals beschneiden zu lassen, eines Tages wird er dem Druck dieser Frau möglicherweise nicht mehr standhalten können.«
    Auch ich erkannte sofort, wie gefährlich die Lage für Safa tatsächlich war.
    »Vielleicht sollten wir ihm seinen Wunsch erfüllen und die gesamte Familie nach Europa holen. Vielleicht will er genau deshalb hierher, um seinen kranken Sohn und seine Tochter zu retten«, redete Sophie ohne Punkt und Komma weiter.
    Auch wenn ich in diesem Moment dieselben emotionalen Gedanken hatte wie meine engagierte Mitarbeiterin, ließ ich mich von ihrer Aufregung nicht anstecken.
    »Sophie, du weißt, dass das völlig unrealistisch ist und nicht die Lösung sein kann.« Ich musste an die Worte von Jochen denken, dem Marinesoldaten, der mir am Strand von Dschibuti vor Augen geführt hatte, dass wir das Problem an der Wurzel packen mussten. »Selbst wenn wir diese eine Familie aus Afrika herholen könnten, blieben mehrere hunderttausend zurück, die wir dann im Stich ließen. Und die Menschen aus Afrika nach Europa zu bringen, kann auch nicht die Lösung aller Probleme sein«, erklärte ich. »Wir müssen einen anderen Plan entwickeln. Einen

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