Safer (S)EX (German Edition)
steuerte den Hollywood Boulevard an, der einen halben Block entfernt lag.
Es war ihm nicht leichtgefallen, eine Unterkunft in Kaliforniens Sodom und Gomorrha zu beziehen, und die berühmte Straße hatte er standhaft gemieden, um sich nicht mit Unmengen von Sündern zu umgeben. Aber sein Motel war sauber, in angemessener Entfernung zu seinem Zielort und relativ preiswert.
Welch eine Ironie, dass dieser Boulevard der zerbrochenen Träume und Perversionen nun möglicherweise genau der Ort war, der ihm weiterhelfen könnte.
Allerdings … war dieser Hollywood Boulevard überhaupt nicht so, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Wo waren all die schändlichen Tätowierstuben und frivolen Dessousgeschäfte, all die Prostituierten und Drogendealer? Er überquerte Seitenstraße um Seitenstraße, sah aber nichts als saubere, neue Einkaufszentren, gleichermaßen neue U-Bahn-Stationen, hübsch restaurierte Hotels und Geschäftshäuser. Er sollte sich eigentlich freuen, dass diese verdorbene Stadt ihre im Verfall begriffenen Straßenzüge aufräumte.
Doch gerade heute Abend wäre ein solch dekadentes Viertel genau der Ort gewesen, wo er das hätte finden können, was er brauchte.
In diesem neuen, gesäuberten Stadtteil fand er es nicht. Beinahe hätte er seine Suche schon abgebrochen, um ins Motel zurückzukehren, als er doch noch eine Handlangerin des Teufels an einer Straßenlaterne entdeckte. Er blieb stehen, hielt Ausschau nach einem Straßenschild und erkannte, dass er wohl endlich den heruntergekommenen Teil der Straße am Rand der Innenstadt erreicht hatte. Neugierig starrte er die Frau auf der anderen Straßenseite an.
Sie könnte ihm bestimmt helfen.
Aber er zögerte. Obwohl er wusste, dass diese Frau ein Zeichen des Himmels war, wagte er es nicht, sich ihr zu nähern. Mit ihrem voluminösen kupferroten Haar, ihrem spachteldick aufgetragenen Make-up, ihren raubtierlangen roten Fingernägeln und mindestens sechs Tätowierungen erinnerte sie ihn an seine Tochter Mary. Und es gefiel ihm nicht, an sein persönliches Versagen erinnert zu werden.
Doch die Zeit wurde allmählich knapp, und viele Möglichkeiten blieben ihm nicht mehr. Er hatte also keine andere Wahl, als diese Frau vom Hals an abwärts einfach zu ignorieren. Die riesigen Brüste unter dem tief ausgeschnittenen, hautengen Top mit Zebramuster und der skandalös kurze Rock, der kaum ihre Scham bedeckte, waren Versuchungen, die einen tugendhaften Mann vom rechten Pfad abbringen sollten. Die lange, muskulöse Schlange, die sie um den Hals gewunden trug, wirkte durch ihr Muster angezogener als die Frau.
Eigentlich müsste sie vor Scham in den Boden versinken. Stattdessen machte sie sich durch betont aufreizendes Verhalten über ihn lustig, als sie sah, dass er seine Missbilligung vor ihr nicht verbergen konnte. Sie lachte sirenenhaft, beschrieb ihm einen frevelhaften Akt nach dem anderen mit obszönen Worten und wackelte mit ihren Brüsten vor seinem Gesicht herum. Er wünschte, er könnte dieses Weibsbild auf den Pfad der Tugend zurückführen. Als er das einst bei seiner Tochter versucht hatte, war er gescheitert.
Er zwang sich, ruhig zu bleiben. Er brauchte eine Auskunft und hatte am eigenen Leib erfahren, dass eine sanfte Stimme wirkungsvoller war als donnernde Drohungen mit Hölle und Verdammnis.
Wenn allerdings je eine Frau Bestrafung verdient hatte, dann war es diese reuelose Hure vor ihm.
Sie weigerte sich, ihm die gewünschte Auskunft zu geben, bis er ihr dreißig Dollar in die Hand drückte. Und dann besaß sie noch die Frechheit zu sagen, dass er für seinen Einkauf bis nach Yorba Linda fahren musste. Am liebsten hätte er sie nun doch noch kraft seiner Rechtschaffenheit gezüchtigt und der Sünde abschwören lassen, aber auch diesen Impuls unterdrückte er. Stattdessen dankte er ihr für ihre Zeit und kehrte in das Motel zurück. Dort holte er seine Uniform aus dem Schrank, säuberte sie mit einer Fusselbürste und trug sie in seinen Wagen, wo er sie sorgfältig auf dem makellos gereinigten Rücksitz ausbreitete. Nach einem Blick auf die Landkarte fuhr er wieder zum Hollywood Boulevard und bog dann links Richtung Highway 101 ab.
Nicht weit entfernt hatte es einen Unfall gegeben, und so steckte er fast eine Dreiviertelstunde im Stau fest. Je länger er dort festsaß, desto unruhiger wurde er. Er hatte Angst, dass das Geschäft bei seiner Ankunft bereits geschlossen sein würde. Warum hatte er dort nicht angerufen und sich nach den Öffnungszeiten
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