Safer (S)EX (German Edition)
vielleicht doch …?
„Mist!“ Frustriert ließ sie ihren Kopf einmal gegen die Scheibe stoßen.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Nell und sah von dem Song auf, an dem sie seit L.A. Tag und Nacht arbeitete.
„Ja, klar.“ Geradezu fantastisch. Sie zwang sich zu einem Lächeln, obwohl sie am liebsten Ich will hier raus! geschrien hätte. Es war erst acht Uhr morgens, und sie hatte jetzt schon genug davon, mit allen anderen in diesem Bus eingesperrt zu sein.
Als sie die Tournee begonnen hatten, war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass dieser enge Kontakt zur Band ein Problem werden könnte. Sie musste einfach auch mal eine Weile allein sein. Vielleicht sollte sie sich ein nettes Hotel suchen und sich ein bisschen Wellness gönnen. Bis zum Soundcheck heute Abend blieben noch acht Stunden Zeit. Was hatte sie davon, ein Countrystar zu sein, wenn sie nicht hin und wieder ein bisschen Luxus genießen konnte? So dicht aufeinanderzuhocken machte jeden ein wenig gereizt, und man fing allmählich an, einander auf die Nerven zu gehen.
Der einzige Mensch, der ihr ganz und gar nicht auf die Nerven ging, war Nell. Das war allerdings nicht nur positiv, denn ihre Freundin hatte im Moment überhaupt keine Zeit für sie. Wenn sie sich nicht gerade um das Tourmanagement kümmerte, saß sie über ihre Notenblätter gebeugt und komponierte. P.J. wusste, wie anstrengend und zeitaufwendig diese Arbeit war, und hütete sich, diesen Prozess zu unterbrechen.
Gleichzeitig hatte sie es satt, immer nur auf Zehenspitzen herumzuschleichen. Aus Angst, Neils Konzentration zu stören, hatte sie seit Tagen weder den Fernseher noch die Stereoanlage eingeschaltet. Joggen würde ihr guttun, doch auch das schaffte sie immer seltener. Jared bestand darauf, dass sie nur in seiner Begleitung laufen durfte, aber fast immer hatte er die eine oder andere Entschuldigung parat, warum er gerade keine Zeit hatte. Und ihr Stresspegel stieg und stieg …
Sie hatte das Gefühl, bald explodieren zu müssen.
Nicht genug, das sie jedes Mal, wenn sie eine Tür öffnete, Jared dahinter vermutete – wohl wissend, dass er selbst dann die Tatsache ihres atemberaubenden Sexerlebnisses einfach ignorieren würde –, nein, nun waren sie ausgerechnet auch noch in Denver … Sie brauchte dringend Zeit für sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Sie würden heute Abend in Denver auftreten und morgen in Colorado Springs – etwa hundert Kilometer in südlicher Richtung. Doch vor dem nachfolgenden Konzert in Fort Collins, etwa hundert Kilometer nördlicher von Denver, hatten sie übermorgen tatsächlich einen ganzen Tag frei! Der Entschluss war gefasst: Sie würde sich hier ein eigenes Hotelzimmer mieten und von dort aus allein zu den drei Konzerten fahren.
Allein? Nun, Jared würde es natürlich als seine Pflicht ansehen, sie zu begleiten, doch das würde den Sinn und Zweck dieser Übung vollkommen zunichtemachen. Und warum sollte sie es ihm sagen? Seit diesem unheimlichen Zwischenfall in Bakersfleld war nichts Ungewöhnliches mehr passiert, und man durfte hoffen, dass diese perverse Botschaft aus Zeitungsschnipseln eine einmalige Angelegenheit gewesen war.
Während Marvin zum Red Rocks Amphitheater fuhr, überlegte P.J., wie sie unter Jareds wachsamen Augen entfliehen könnte. Sie packte eine kleine Tasche mit allem Nötigen und führte zwei kurze Telefonate.
Als sie wieder aus der Kammer kam, gab Nell ihr den Backstagepass. Einen verrückten Moment lang hatte sie die Idee, einfach zur Tür hinauszustürmen, doch sie wusste, sie würde nicht weit kommen. Also bat sie Nell auch um Jareds Pass und ging zu ihm in die kleine Sitzecke. „Kommst du mit?“
Jared legte einen Finger als Lesezeichen in sein Buch und blickte auf. „Wohin?“
„Ich will meine Garderobe sehen.“ Dass er augenblicklich zusammenschrak, war keine wirkliche Überraschung, wenn man bedachte, was das letzte Mal in ihrer Garderobe geschehen war. Und dennoch traf es sie bis ins Mark.
Nein! Sie holte tief Luft und straffte sich. Seine unangebrachte Vermutung verletzte sie nicht – sie machte sie eher sauer. Was dachte er denn, was sie von ihm wollte? Verlangen, dass er ihr zu Diensten sei? „Hör zu“, meinte sie schnippisch, „ich kann auch wunderbar allein gehen, wenn du nicht mitkommen willst. Aber du bist doch derjenige, der immer wieder betont, ich solle immer jemanden bei mir haben.“
„Habe ich etwa Nein gesagt? Du meine Güte! Gib mir einfach eine Sekunde, um
Weitere Kostenlose Bücher