Sag, dass du eine von ihnen bist
fahrig und unkoordiniert sich Jubril aufführte, nahmen sie an, der Soldat hätte ihn verhext, und wandten sich an den Häuptling, damit er seinen Glaubensbruder, Oberst Usenetok, bitte, den Fluch von dem Jungen zu nehmen. Häuptling Ukongo sagte kein Wort, beobachtete den Soldaten aber mit nachdenklichem Blick. Die Leute begannen zu murmeln, da Jubril sich weiterhin recht seltsam benahm.
»Ihr Christen und Muslime, ihr habt Khamfi mit eurer teuflischen Politik verhext!«, sagte Oberst Usenetok hämisch und setzte Nduese vor lauter Aufregung erneut ab. Seine Augen leuchteten wie zwei glühende Punkte. »Eure Religionen sind Eindringlinge auf diesem Kontinent.«
»Soldaten sind doch alle Diebe … ole! «, sagte Tega, und andere Passagiere buhten ihn aus.
»He, Lady«, sagte der Soldat, »ich habe in Sierra Leone ohne Sold gekämpft. Ein Jahr ist mir die Regierung noch schuldig … Ich hab euer Ölgeld nicht gestohlen!«
»Und das will ein Oberst der Armee sein?«, sagte Monica. »Sind Sie yeye -Mann, o ! Sie klauen nicht? So können Sie kein guter Oberst sein, vergessen Sie's. Vergessen Sie's.«
»Warum sagst du so was?«, fragte Madame Aniema.
»Was denn?«, erwiderte Monica.
»Meine Schwester, was hat das mit Götzenverehrung zu tun?«, fragte Madame Aniema. »Stehlen kann nie gut sein.«
»Aber warum sind die Soldaten aus unserer Gegend immer so dermaßen blöd?«, fragte Monica und wandte sich dann an den Soldaten. »Sagen Sie schon, Soldat, wetin bleibt Ihnen, wenn Sie jetzt nicht mehr in der Armee sind?«
»Würde … und ein gutes Gewissen!«, erwiderte der Soldat.
Tega war die Erste, die das folgende Schweigen brach. Sie richtete sich auf und platzte fast vor Lachen. Sie lachte, als würde sie gekitzelt. Emeka stimmte ein, und mit einem Mal hörte sich der ganze Bus wie ein Zimmer voll kichernder, pubertierender Mädchen an. Selbst der Polizist musste lachen, als er einen Blick in den Bus warf und die Antwort des Soldaten vernahm. Der Häuptling saß da, musterte den Soldaten mit spöttischem Grinsen und schüttelte bedächtig den Kopf. Es war, als sei der Soldat keine Bedrohung mehr für den Bus, sondern nur noch Anlass zu vergnügter Erheiterung.
»Soldat, hör mal gut zu«, sagte Monica und bedeutete den Leuten mit einer Geste, dass sie still sein sollten. »Soldat, können Sie Würde essen, können Sie ein gutes Gewissen trinken, abi ? Meinen Sie, Ihre Frau, Ihre Kinder sind dey glücklich, wenn Sie mit leeren Händen aus Sierra Leone zurückkommen?«
»Kein Problem«, antwortete der Soldat.
»Kein wahala , hä?«, spottete sie. »Haben wir es nicht gesagt? Ein Verrückter … Nur 'n Verrückter wird Oberst in der Armee, ohne Geld vom Staat zu klauen.«
»Ihr seid die Verrückten!«, erwiderte der Soldat und umarmte den Hund noch fester. »Ich fahre zurück nach Hause und bestelle meinen Hof, wie es meine Vorfahren gemacht haben, bevor es das Öl gab.«
»Was für ein Hof?«, wollte Monica wissen. »Ackerland gibt's im Delta keins mehr! Mobil, Shell, Exxon, Elf … Jedes einzelne Sandkorn ist vergiftet!«
»Dann geh ich fischen.«
»Fischen, ke ? Die Flüsse haben sie auch auf dem Gewissen … gibt kein' Fisch mehr.«
Da gab Monica auf und überließ sich ganz dem Gelächter. Sie lachte lang und laut, bis sie schließlich außer Atem geriet. Andere hatten angefangen, sich über die Umweltverschmutzung im Delta zu unterhalten, und sagten sich, man müsse dafür sorgen, dass alle Ölfirmen von dort verschwanden, dass man die demokratische Regierung vertreiben wolle. Sie sagten, das Delta müsse sich vom Land lösen, damit sie selbst das Recht erhielten, die Rohstoffe in eigener Verantwortung zu verwalten. Mittlerweile aber hatten alle aufgehört zu reden und wurden vom Lachen überwältigt wie Arbeiter, die am Ende eines Tages der Schlaf überkommt. Das Lachen raubte ihren Plänen die frühere Bitterkeit und bedeutete für die Polizei keine Bedrohung.
Nur der Oberst und Jubril verzogen keine Miene. Jubril war enttäuscht und stand auf der Seite des ECOMOG -Soldaten. Er fand, der Mann hatte nur das Beste verdient, war er doch ritterlich ausgezogen, so der Häuptling, um seinem Land zu dienen. Die Tatsache, dass der Häuptling jetzt mitlachte, machte es für den Jungen kaum leichter. Er begann zu ahnen, dass er den alten Mann nicht verstand, und fragte sich, wann der Fahrer wohl aufwachte, damit ihre Reise endlich begann.
Schließlich sagte Emeka: »Es ist, als würden Sie uns
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