Sag, dass du eine von ihnen bist
ihm Pater McBride, seiner Frau nach Khamfi zu folgen; er bot ihm sogar an, die Kosten zu übernehmen und dafür zu sorgen, dass ihn eine in der Nähe gelegene katholische Gemeinde als Arbeiter einstellte. Doch Bartholomew weigerte sich, da er sich vor den immer wieder aufflammenden religiösen und ethnischen Säuberungen im Norden fürchtete. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass die Kinder eines Tages zurückkommen würden, sobald sie alt genug waren, sich für ihre Wurzeln zu interessieren. Nicht lange darauf heiratete er erneut, obwohl ihm Pater McBride gesagt hatte, dass das Verhalten seiner Frau allein nicht genüge, die Ehe annullieren zu lassen; Bartholomew wurde Mitglied der Deeper Life Bible Church.
Yusuf und Jubril wuchsen in Khamfis sich rasch ausdehnen
dem, rein muslimischem Viertel Meta Nadum auf und verloren jeglichen Kontakt mit dem Vater und mit Ukhemehi. Ihre Mutter wandte sich wieder dem Islam zu; und die Brüder gingen mit ihren Onkeln in die Moschee. Yusuf fragte allerdings immer wieder nach Bartholomew und erinnerte sich an mancherlei aus seiner Kindheit in Ukhemehi, weshalb er sich in der Moschee nie recht wohl fühlte. Er hatte es auch all die Jahre sehr genossen, wenn ihre Mutter an schlechten Tagen, in Selbstmitleid versunken, Bruchstücke ihrer Familiengeschichte preisgab; Jubril war da ganz anders. Rückte sein Bruder in solchen Momenten näher an seine Mutter heran, so ging Jubril auf Distanz. Er wehrte ihre Erinnerungen ab; sie waren ihm peinlich, was zwischen den Brüdern zu ersten Spannungen führte. Aisha fürchtete um Yusuf, da sie spürte, dass er von seinem Glauben abzufallen drohte.
In dieser Zeit wurde Yusuf eines Tages von Freunden aus der Nachbarschaft als Bastard beschimpft. Im darauf folgenden Monat beschloss er, nach Ukhemehi zurückzukehren, um seinen Vater zu suchen. Trotz Aishas Flehen und der Drohungen seiner Onkel lief er fort, kehrte aber nach kaum vier Monaten zur allgemeinen Überraschung als fanatischer Anhänger der Deeper Life Church zurück. Von ihm hörte Jubril nun zum ersten Mal von der angeblichen Freiheit im Süden, den fantastischen Aussichten auf ein besseres Leben und davon, dass das ganze Dorf und die Gemeinschaft der Deeper-Life-Gläubigen seinen Bruder wie einen verlorenen Sohn aufgenommen hatten. Als Yusuf darauf bestand, sich in Meta Nadum fortan Josef und nicht mehr Yusuf zu nennen, fand Aisha nachts kaum noch Schlaf. Weder die Feindseligkeit, die ihm dies seitens seines Bruders einbrachte, noch die Tatsache, dass ihm nun der Rest der weitläufigen Familie die kalte Schulter zeigte, konnten ihn von seinem neuen Namen abbringen. Angesichts dieser Entschlossenheit bat Aisha ihren Sohn gar nicht erst, den christlichen Glauben gänzlich aufzugeben. Stattdes
sen eilte sie heimlich zur nächsten katholischen Gemeinde, um dem dortigen Priester ihr Leid zu klagen. Sie wollte, dass Yusuf wieder der katholischen Kirche beitrat, da sie wusste, dass ihm dann weniger Gefahr drohte, als wenn er sich weiterhin zu Deeper Life bekannte.
Kaum war sie wieder daheim, nahm sie Yusuf beiseite und erklärte ihm, dass er nicht Deeper Life angehörte, sondern Katholik sei, da er schon als Kind getauft worden war. Sie erklärte, dass die Taufe entsprechend der katholischen Lehre ein unauslöschliches Mal auf der Seele hinterlasse, das durch nichts getilgt werden könne, welch anderer Religion man sich später auch immer zuwenden möge. Sie erzählte ihm, in diesem Sinne seien sein islamischer Glaube und sein Bekenntnis zu Deeper Life null und nichtig. Außerdem erklärte sie, anders als der Islam zwänge die katholische Kirche zwar niemanden, ihr treu zu bleiben, doch bliebe man Katholik, wohin man auch gehe. Yusuf weigerte sich, zu dem Gespräch zu kommen, das sie mit dem Priester vereinbart hatte, und fuhr fort, das Evangelium von Deeper Life zu verkünden. Wo immer er sich auch in Meta Nadum aufhielt – stets hatte er nicht nur eine Bibel dabei, aus der er laut vorlas, sondern machte sich auch daran, seine Nachbarn nach Art der Zeugen Jehovas bekehren zu wollen; er beharrte darauf, dass dies die Pflicht eines jeden wahrhaften Christen sei. Unter Tränen bat Mary ihren jüngeren Sohn, sich nicht mit dem Blut seines Bruders zu besudeln, doch erwiderte Jubril, auch er habe die Ehre seiner Familie und seiner Nachbarschaft sowie den islamischen Glauben zu verteidigen.
Kurz darauf wurde Yusuf von einigen Verwandten und Nachbarn überfallen und wie der heilige Stephanus für
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