Sag doch Ja, John
nicht viel dahinter, rief er sich selbst ins Gedächtnis. Das hatte er doch schon einmal erlebt.
Da Courtney weder einen Vater noch einen Onkel hatte, der sie zum Altar hätte führen können, ließ sie sich von Edwin Parsons dorthin geleiten. Sie hatte ihren Anwalt mit Bedacht um diesen Gefallen gebeten.
Als die ersten Töne des Hochzeitsmarsches die Luft erfüllten, hatte Courtney ein selbstgefälliges Lächeln unterdrückt und Parsons’ Arm ergriffen. Sie wollte, dass der Mann sich diese Farce aus nächster Nähe ansah. Damit hinterher kein Zweifel daran bestand, dass die Bedingungen aus dem Testament erfüllt waren.
Als sie dem Anwalt kürzlich davon erzählt hatte, dass sie sich nun an die Vorgaben ihres Vaters halten würde, war Parsons’ sonst so unbewegte, fast mürrische Miene einem erstaunten Gesichtsausdruck gewichen. Sprachlos starrte der Anwalt sie an, als könnte er gar nicht glauben, dass sie schließlich doch nachgab. „Dann wollen Sie also tatsächlich heiraten?“ Courtney war sich durchaus bewusst, dass Parsons glaubte, sie würde ihn anlügen. Dass sie mit einer Lüge nicht weiterkäme, das wussten sie beide. Also musste Courtney Überzeugungsarbeit leisten.
„Auf jeden Fall“, sagte sie und legte sich dabei die Hand auf die Brust, als wollte sie einen feierlichen Schwur ableisten. „Es war Liebe auf den ersten Blick. John Gabriel ist genau der Mann, den Daddy sich immer für mich gewünscht hat. Ich bin ja so froh, dass er einen Weg gefunden hat, mich selbst nach seinem Tod noch auf den richtigen Weg zu führen.“
Parsons hatte sie daraufhin äußerst skeptisch angesehen. Ihr war durchaus klar gewesen, dass sie ein bisschen zu dick aufgetragen hatte, aber es hatte ihr auch Spaß gemacht.
Jetzt, wo sie an Parsons’ Arm zum Altar schritt, hatte sie allerdings nicht mehr so viel Spaß. Courtney kam sich vor, als wären ihre Beine plötzlich zu Wackelpudding geworden.
Als sie sich der ersten Reihe näherte, sah Courtney, dass Katie sie ansah.
Courtney zwinkerte dem kleinen Mädchen zu, und Katie winkte zurück. Auf beiden Wangen waren Grübchen zu sehen, als sich ein glückliches Lächeln auf dem Gesicht des Kindes ausbreitete.
Die Kleine wird mal eine richtige Schönheit, wenn sie groß ist, dachte Courtney.
Dann würde sie genau so umwerfend aussehen wie ihr Vater. John Gabriel.
Courtney wandte sich ihrem Bräutigam zu. Dem Mann, den ich mir eingekauft habe, dachte sie.
Natürlich war ihr schon vorher bewusst gewesen, dass er ein gut aussehender Mann war – nicht nur gut aussehend, sondern regelrecht umwerfend. Sie hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass seine Erscheinung im Smoking ihr fast den Atem rauben würde. Es kam ihr so vor, als sei er genau dafür geboren worden.
Er strahlte darin eine unterschwellige Sinnlichkeit aus, die seine exakt geschnittene Kleidung noch einmal besonders hervorhob.
Courtney brauchte sich gar nicht erst zu den Gästen umzudrehen, um sich darüber klar zu sein, dass die Augenpaare aller weiblichen Anwesenden auf ihm ruhten, nicht etwa auf ihr.
Sie wusste nicht, wie sie es bis zum Altar geschafft hatte, aber schließlich stand sie dort neben John Gabriel. Den Pfarrer nahm sie wie durch einen Nebel wahr, dann hörte sie seine Stimme: „Wer führt diese Frau in den heiligen Stand der Ehe?“ Nur vage bekam sie Parsons’ Antwort mit.
Als ihr jemand gegen den Ellbogen tippte, erinnerte sie sich daran, Mandy den Brautstrauß zu überreichen, den sie die ganze Zeit umklammert hielt. Ohne diese Erinnerung hätte Courtney sich weiter daran festgehalten.
„Hauptgewinn“, raunte Mandy ihr zu, als sie ihr die Blumen abnahm.
Eigentlich nicht, dachte Courtney. Aber vielleicht gelang es ihr ja, für heute so zu tun, als ob, und damit ihre Gäste zu überzeugen – wenn auch nicht sich selbst.
„Bist du bereit?“ fragte John leise an ihrem Ohr, so dass der Schleier ihre Wange streifte. Courtney wandte sich ihrem zukünftigen Ehemann zu und meinte eine Spur von Belustigung in seinem Blick zu erkennen. Natürlich auf ihre Kosten.
Immerhin trug es dazu bei, dass sie sich endlich sammeln konnte.
„Kann losgehen“, gab sie zurück. Keine besonders romantische Antwort, aber zumindest war gleich klar, was gemeint war.
Courtney überstand die Trauungszeremonie, ohne der Versuchung zu erliegen, Reißaus zu nehmen – selbst als es um „lieben, achten und ehren“ ging. Erst als der Pfarrer sie zu Mann und Frau erklärt und John erlaubt hatte, die
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