Sag doch Ja, John
Von diesem Gespräch hatte er genug. Dass sie ihm den Arm allerdings verärgert wegzog, erstaunte ihn.
Statt einfach wegzugehen, stellte Courtney sich genau zwischen Kimberly und Harrison, dem beinahe das Weinglas aus der Hand fiel. Man musste ihm zugute halten, dass er immerhin so aussah, als wäre ihm das Ganze peinlich. Kimberly hingegen wollte offenbar so tun, als wäre gar nichts gewesen. Courtneys wütendem Blick begegnete sie mit unschuldiger Miene.
„Er ist Ingenieur. Die Tischlerei ist sein Hobby.“ Wenn Courtney an Harrisons ungeschickte Versuche dachte, sie zu verführen, wurde ihr ganz anders. „Und du bist nicht mal würdig, ihm die Schuhe zu putzen, Harry.“ Nun legte Kimberly Courtney kurz eine Hand auf den Arm. „Oh, Courtney, meine Liebe. Ich hatte dich vorhin noch gar nicht gesehen.“
„Das habe ich gemerkt, meine Liebe.“ Courtney wandte sich John zu. „Gehen wir, John.“ Bevor er noch etwas dazu sagen konnte, nahm sie seine Hand in ihre.
„Hier liegt plötzlich so ein fieser Geruch in der Luft.“ Dann drehte sie sich um und verschwand in der Menschenmenge, dabei zog sie John hinterher.
„Hey, nicht so schnell“, rief er, blieb aber unbeachtet.
Als sie endlich stehen blieb, wurde ihr erst bewusst, wohin sie ihn geführt hatte: auf die Tanzfläche. Die Band spielte gerade ein langsames Lied, also tat er, was für ihn in diesem Moment am Nächsten lag: Er legte die Arme um sie.
Unsicher ließ sie sich von ihm führen, ihr selbst war vorübergehend jegliches Rhythmusgefühl abhanden gekommen. Sie hätte schreien können, so wütend war sie auf Kimberly und Harrison! Außerdem ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie John unbeabsichtigt diesem Stumpfsinn ausgesetzt hatte. Dabei hatte er nun wirklich etwas Besseres verdient, als mit anzuhören, wie er von diesen oberflächlichen Personen auseinander genommen wurde.
„Ich wollte bloß so schnell wie möglich da weg, sonst hätte ich dieser Frau noch ins Gesicht geschlagen“, erklärte Courtney. „Nicht, dass ich es bereut hätte, aber ich hätte mir damit meine perfekte Maniküre verdorben.“ John konnte nicht anders, er musste lachen. „Mich hat noch nie jemand verteidigt. Wusstest du, dass deine Augen Funken sprühen, wenn du wütend bist? Jetzt frage ich mich nur, warum du die zwei überhaupt zu deiner Party eingeladen hast.“
Courtney beantwortete ihm die Frage ehrlich: „Sie haben beide viel Geld – und ich leite einen Wohltätigkeitsverein. Da Kimberly und Harrison sich gern wichtig machen, überreichen Sie dem Verein hin und wieder äußerst großzügige Schecks.“ Courtney ließ den Blick durch den Raum schweifen. „Es sind aber bei weitem nicht alle Leute hier so. Die meisten sind sogar ziemlich nett.“ John nickte. „Mandy zum Beispiel.“
„Ja?“ hakte Courtney nach. „Magst du sie?“
Über die Antwort musste er nicht erst lange nachdenken. „Ja, auf jeden Fall. Sie scheint wirklich nett zu sein. Außerdem hat sie mir verraten, dass du heute Geburtstag hast.“ So etwas würde nur eine wahre Freundin tun, dachte John.
„Ich glaube, sie hat erwartet, dass ich dir etwas schenke.“ Dann hat er das Geschenk also wirklich nur gekauft, weil er sich dazu verpflichtet fühlte, dachte Courtney enttäuscht. „Das brauchtest du aber nicht.“ Eigentlich hatte John gedacht, dass dieser Punkt schon geklärt war. Anscheinend nicht. „Aha, du willst also noch einmal von mir hören, dass ich das gern getan habe? Also gut, ich habe es gern getan.“ Er vermied es, ihr in die Augen zu schauen, während er ihr dieses Geständnis machte.
„Aber warum?“ Schließlich war sie nicht gerade nett zu ihm gewesen.
Er lachte kurz auf und bewegte sich eine Zeit lang mit ihr schweigend zur Musik.
„Das erzähle ich dir vielleicht ein anderes Mal“, sagte er. „Heute jedenfalls nicht, Courtney Tamberlaine.“
Courtney biss sich auf die Unterlippe, dann bat sie ihn: „Sag bitte noch einmal meinen Namen.“
„Tamberlaine.“
„Nein, ich meinte meinen Vornamen. Sag bitte meinen Vornamen.“
„Warum, hast du ihn etwa vergessen?“ Sein Lächeln war warm und sexy.
„Courtney“, wiederholte er.
„Danke schön.“ Sie schmiegte die Wange an seine Brust, schloss die Augen und gab sich ganz der Musik hin.
Auf einmal kam es ihr gar nicht mehr so schlimm vor, dreißig zu werden.
10. KAPITEL
Es war halb acht Uhr morgens. Courtney nahm einen Schluck rabenschwarzen Kaffee und wartete darauf, dass das Koffein
Weitere Kostenlose Bücher