Sag erst, dass du mich liebst
als er endlich Tys Hand wieder losließ und zur Tür marschierte.
„Ich werde dafür sorgen, dass Sie es nicht bereuen werden, nach Dixie Ridge gekommen zu sein, Doc.”
Ty folgte ihm hinein. Jedes Mal, wenn ihm ein Patient so etwas sagte, bekam er eingelegte Gurken, selbst gemachten Kuchen oder Marmelade. Er hatte keine Ahnung, womit Carl in den nächsten Tagen auftauchen würde.
Ty schüttelte erneut den Kopf und ging ins Wartezimmer zu Lexi. Wenn er sich von den netten Menschen in Dixie Ridge etwas wünschen könnte, würde er sie bitten, ihn einfach mal mit seiner Frau allein zu lassen.
„Du kannst deine Sachen auf diese Seite hängen”, sagte Lexi und deutete auf den Platz, den sie in ihrem Kleiderschrank geschaffen hatte. Sie sah Ty zu, während er mehrere Hosen hineinhängte, und drehte sich dann zur Kommode. „Ich mache dir noch eine Schublade frei und hole dann Matthew bei Jeff und Freddie ab.”
„Du bist sicher müde?” fragte er plötzlich und schlang von hinten die Arme um sie.
Lexis Puls beschleunigte sich, als sie seinen kräftigen Oberkörper an ihrem Rücken spürte. „Ty, wir müssen reden”, sagte sie, wobei ihre Stimme nicht ganz so überzeugend klang, wie sie es sich gewünscht hätte. Sie räusperte sich und versuchte es noch einmal. „Wir beide …”
„Nicht jetzt, Liebling.” Ty liebkoste mit den Lippen ihr Ohr.
„Wir sind seit vierundzwanzig Stunden verheiratet, und es wird Zeit, dass wir endlich Mann und Frau werden.”
Es kostete sie all ihre Kraft, doch Lexi gelang es, sich von ihm zu lösen. „Nein, Ty.”
„Warum nicht?”
Sie holte tief Luft. „Wir mögen zwar verheiratet sein, doch wir werden nicht Mann und Frau werden. Nach einer ange messenen Zeit werden wir die Ehe annullieren lassen und wieder getrennte Wege gehen.”
Sie sah, wie ein Schatten über sein Gesicht huschte, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte. „Das ist nicht akzeptabel.”
„Wieso nicht?” fragte sie ungläubig. „Du kannst doch genauso wenig an dieser erzwungenen Ehe interessiert sein wie ich.”
Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin aber bereit, es zu versuchen.”
Lexi blinzelte gegen die aufsteigenden Tränen an. „Ich will mehr von einer Ehe, als dass mein Ehemann es einfach nur versuchen will. Ich möchte, dass er sich ganz auf die Beziehung einlässt.” Lexi schüttelte den Kopf. „Ty, ist dir eigentlich klar, wie wenig ich von dir weiß?”
„Das trifft auch andersherum zu, Lexi”, meinte Ty ausweichend.
Doch diesmal wollte sie ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Sie deutete mit der Hand auf das Zimmer. „Sieh dich um, Ty. Mein Leben ist wie ein offenes Buch. Alles, was du in diesem Raum beziehungsweise im ganzen Haus siehst, das bin ich. Hierher komme ich.”
Sie zeigte zum Bett. „Der Quilt, den meine Großmutter vor über fünfzig Jahren genäht hat, sagt dir, dass ich sentimental bin. Die Wiege, in der Matthew schläft, ist seit Generationen in unserer Familie. Sie sagt, dass ich Traditionen achte. Das Bild von meinen Eltern, das im Wohnzimmer hängt, macht deutlich, dass ich stolz darauf bin, ihre Tochter zu sein.” Sie stemmte die Fäuste in die Hüften. „Du bist derjenige, der niemals über seine Familie, über seine Herkunft redet. Ich weiß nicht einmal die Namen deiner Eltern. Hast du ihnen überhaupt von Matthew erzählt?”
Er warf den Kopf zurück und schaute einen Moment lang an die Decke, bevor er tief Luft holte und Lexi wieder ansah. „Der Name meiner Mutter war Mary. Sie starb während meines Medizinstudiums. “
Am Schmerz in seiner Stimme erkannte Lexi, dass er seiner Mutter nahe gestanden hatte. „Es tut mir Leid. Was ist geschehen?” fragte sie.
„Sie erlitt eine tödliche Kopfverletzung bei einem Raubüberfall.”
„Bist du deshalb Trauma-Spezialist geworden?”
Er nickte.
„Was ist mit deinem Vater? Lebt er noch?”
„Ich weiß es nicht.” Tys Miene verwandelte sich. Während er eben noch traurig ausgesehen hatte, wurden seine Gesichtszüge jetzt hart und verschlossen. „Ich habe keine Ahnung, wer er war.”
Lexi spürte den Schmerz so stark, als wäre es ihr eigener.
„Du warst …”
„Ein Bastard.” Die Schärfe seines Tones ließ sie zusammenzucken.
„Ich wollte unehelich sagen”, entgegnete sie sanft.
Tys hartes Lachen hallte durch das Zimmer. „Das ist das netteste Wort, das jemals ein Mensch dafür benutzt hat.”
„Schämst du dich deswegen?” fragte sie, weil sie nicht verstand, dass
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