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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Haus bist.«
    »Danke.«
    »Ich schätze, damit sind wir quitt.«
    »Wieso sind wir damit quitt?«
    »Eines Tages wirst du mir das Leben retten.«
    Victoria Naparstek sitzt in einem Polizeiwagen mit offener Tür, eine Decke über den Schultern.
    Sie sieht erleichtert aus und blickt dann auf die Straße hinter mir. »Wo ist Augie?«
    »Er wollte nicht mit rauskommen. Ich habe es versucht. Es tut mir leid.«
    Ihre erste Reaktion ist Wut, dann Verletzung, dann Trauer. Sie steigt aus, sinkt in meine Arme, legt den Kopf an meine Brust und wischt sich mit einer Ecke der Decke die Nase ab.
    »Sie haben ihn umgebracht«, flüstert sie beinahe tonlos.

So wache ich auf,
    ich gleite ängstlich aus dem Schlaf, lausche auf das kleinste Geräusch, beobachte die Schatten. Beim letzten Mal hat er sich angeschlichen und mich überrascht. Das passiert mir nicht noch mal.
    In der Hocke, die Unterhose um die Knie, lausche ich dem Plätschern in dem Nachttopf unter mir und blicke zu dem matten weißen Quadrat des Fensters auf. Es ist still. Kein Vogelgezwitscher.
    Hinterher steige ich auf die Bank und gucke in den blassen kargen Himmel.
    Ich frage mich, ob George heute kommt. Als Tash noch hier war, habe ich nicht darüber nachgedacht, ob ich einsam bin. Jetzt macht es mich wahnsinnig. Mit dem Hunger und der Kälte komme ich klar, aber damit nicht. Ich brauche George. Das nächste Mal werde ich nett zu ihm sein, und er wird mir was zu essen, neues Gas und mehr Decken bringen. Wenn ich nett zu ihm bin, darf ich mich waschen und saubere Kleider anziehen.
    Ich weiß, was er will, und es ist mir mittlerweile egal. Er kann mich mit seinem schmutzigen Penis stechen. Er kann mich mit seiner schmutzigen Zunge küssen. Ich will bloß wissen, dass er wiederkommt. Ich möchte mit jemandem reden. Ich möchte nicht allein hier unten sterben.
    Ich habe versucht, das Walkie-Talkie zu benutzen, doch ich glaube, es ist kaputt oder die Batterie leer. Ich habe sie herausgenommen und wieder eingesetzt, doch es hat nichts genützt. Das Auge von der Decke starrt mich immer noch an, aber ich weiß nicht, ob es eingeschaltet ist und ob George zuschaut. Ich habe ihn angefleht zurückzukommen, doch nichts ist geschehen.
    Es ist kalt. Ich ziehe drei Schichten Kleidung an und gehe zu dem Gaskocher. Der Hahn der Gasflasche ist eingefroren. Ich muss warten. Die Schläuche werden auftauen, wenn es draußen wärmer wird.
    Wenn ich hungrig bin wie jetzt, denke ich an zu Hause. Ich denke an Hackauflauf mit Kartoffelbrei und Backbirnen. An Phoebe und Ben. Anfangs konnte ich The Old Vicarage bis ins letzte Detail beschreiben, jeden Riss, jede Fuge und jedes klapprige Fenster, doch im Laufe der Zeit fange ich an, Sachen zu vergessen.
    Wenn ich mich wirklich konzentriere, kann ich mir vorstellen, Steine in den Teich zu werfen und sie mit einem befriedigenden Platschen landen zu hören, bevor schlammige Blasen an die Oberfläche steigen. Dann kann ich hören, wie meine Mutter mich zum Frühstück ruft, doch ich will nicht gehen, sondern bleibe im Garten stehen und beobachte, wie die ersten Sonnenstrahlen über den Rasen kriechen und auf das Gewächshaus fallen.
    Phoebe wird früh auf sein. Sie ist ein Morgenmensch, immer emsig und plappernd. Für sie ist jeder Tag ein neues Abenteuer. Wenn es Samstagmorgen ist, guckt sie Fernsehen, zusammengerollt auf dem Sofa, inmitten einer Burg von Kissen. Sie wird Ben Frühstück machen, weil er Hunger kriegt, bevor Mum und Dad aufstehen.
    Ich habe eine neue kleine Schwester. Ich weiß nicht, wie sie heißt. George hat mir nicht erzählt, wie sie sie genannt haben. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wie Phoebe als Baby war, aber Ben ist geboren, als ich zwölf war. Ich habe ihn im Krankenhaus gesehen, in einem Bettchen auf der Entbindungsstation. Ich fand, er sah aus wie Gollum aus Herr der Ringe .
    Über mir rührt sich etwas. Kisten werden verschoben. Einen flüchtigen Moment lang hoffe ich, dass Tash zurückgekommen ist, doch dann höre ich seine Stimme.
    »Schätzchen, ich bin wieder zu Hause«, flötet er von der anderen Seite der Falltür.
    Mir ist, als würden sich meine Eingeweide verflüssigen. Wie dumm, dumm, dumm von mir! Ich wollte, dass er kommt. Ich habe darum gebetet. Jetzt nehme ich es schnell zurück. Ich würde es eine Million Mal zurücknehmen.
    Die Falltür geht auf. Sein Gesicht erscheint.
    »Bist du bereit?«
    Ich weiche kopfschüttelnd zurück und warte.
    »Ich habe gehört, wie du nach mir gefragt

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