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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zurück, schlägt die Beine übereinander und pickt eine Fluse von seiner Hose.
    »Und – was halten Sie von ihm?«
    »Er leidet unter Wahnvorstellungen, möglicherweise schizophren.«
    »Das haben Sie in einer Stunde diagnostiziert?«
    »Das habe ich in fünf Minuten diagnostiziert.«
    Drury leert eine Plastikflasche mit Wasser und wirft sie in Richtung Papierkorb. »Wie soll ich bei der Befragung vorgehen?«
    »Im Moment ist er in einer Art Schadensbegrenzungsmodus blockiert. Er ist physisch stark, aber nicht psychisch. Halten Sie die Sitzungen kurz mit vielen Pausen. Versteifen Sie sich nicht auf bestimmte Punkte – lassen Sie ihn die Geschichte auf seine Art erzählen. Wenn er erregt wird, lassen Sie ihm seinen Rückzug. Behandeln Sie ihn wie ein Opfer, nicht wie einen Täter.«
    »Wird er gestehen?«
    »Er sagt, er war es nicht.«
    »Aber das ist Unsinn, oder?«
    »Er verbirgt etwas, doch ich weiß nicht, was.«
    Der Blick des Detectives wird grimmig, als er mich mit einer Mischung aus Ungeduld und Verärgerung ansieht. Er steht auf und geht um seinen Schreibtisch. Sein Körper vibriert vor Spannung.
    »Es war der schlimmste Sturm seit hundert Jahren, und der Junge fährt durch das Schneetreiben. Ich glaube, er ist aus Rache gefahren. Er war besessen von der Tochter. Er war wütend, dass man ihn gefeuert hatte. Wir wissen, dass er am Tatort war. Er hatte ein Motiv und die Gelegenheit.«
    »Wer immer es war, er ist nicht in Panik geraten. Er hat versucht, die Beweise mit Bleichmittel und dem Feuer zu zerstören. Das zeugt von strukturiertem Denken, einem höheren Intellekt. Es klingt nicht nach Augie Shaw.«
    »Wie kommt er zu den Verbrennungen an den Händen?«
    »Er hat versucht, sie zu retten.«
    »Er ist vom Tatort geflohen.«
    »Er ist in Panik geraten.«
    Der DCI hat genug gehört. »Das ist doch Quatsch! Augie Shaw hat den Ehemann ermordet und dann die Frau vergewaltigt. Er wollte sich rächen. Er hat diese armen Leute getötet, und ich werde es beweisen.« Drury öffnet die Tür. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Professor. Ich lasse Sie bei Ihrem Hotel absetzen.«
    Ich nehme meine Jacke und gucke auf meine Schuhe. Eine Schlammkruste ist auf der Naht über der Sohle getrocknet.
    »Ist Ihnen am Tatort nicht irgendwas seltsam vorgekommen?«
    »Was meinen Sie?«
    »Die Heymans haben nicht getrunken. Der einzige Alkohol, den sie im Haus hatten, war diese Flasche Scotch. Sie stand frisch geöffnet auf dem Kaminsims.«
    »Und?«
    »Man macht für einen Mann, den man gerade gefeuert hat, doch keine Flasche zwanzig Jahre alten Single Malt auf.«
    »Es war kalt. Der Strom war ausgefallen. Vielleicht wollten die Heymans sich aufwärmen.«
    »Es gab drei Becher. Nur einer hat nach Scotch gerochen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Vor dem Kamin lag eine Decke auf dem Boden. Irgendjemand hat sich dort gewärmt und seine Schuhe getrocknet. Ballerinas. Größe neununddreißig. Mutter und Tochter haben beide Größe einundvierzig.«
    Drury hört mir jetzt zu. Wir gehen den Flur hinunter zu den Fahrstühlen.
    »In der Wäschekammer wurde ein Kleid eingeweicht, das zwei Größen zu klein für Mrs Heyman ist.«
    »Vielleicht ihre Tochter …«
    »Die trägt achtunddreißig. Ich habe in ihrem Kleiderschrank nachgesehen.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, was Sie andeuten wollen.«
    »Irgendjemand hat oben ein heißes Bad einlaufen lassen. Es gab ein zusätzliches Handtuch. Das Badezimmerfenster war aufgebrochen.«
    »Sie übersehen das Offensichtliche und fixieren sich auf ein zusätzliches Handtuch und eine Kleidergröße.«
    »Was ist mit dem vermissten Hund?«
    »Er ist vor dem Feuer weggerannt und in dem Schneesturm verendet.«
    Es entsteht eine lange Pause, ein unbehagliches Schweigen. Drury drückt ungeduldig auf den Knopf. Eine kleine Ader an seiner Schläfe pulsiert.
    »Sie mögen mich nicht besonders, oder?«, frage ich.
    Er lächelt trocken. »Das ist ein Vorzug meiner Position. Ich muss die Menschen nicht mögen .«
    »Es tut mir leid, wenn ich etwas gesagt habe, was Sie verärgert hat.«
    »Verärgert, nein. Ich glaube, es macht Ihnen Spaß, Menschen zu widersprechen, Professor, weil Sie sich dann überlegen fühlen und sich schlauer als alle anderen vorkommen. Aber im Gegensatz zu dem, was Sie vielleicht glauben, bin ich kein beschränkter Trottel, der keine Bücher liest und denkt, Jeanne d’Arc wäre Noahs Frau.«
    Es ist ein guter Spruch. Er erinnert mich an etwas, das ein Freund von mir gesagt haben

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