Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)
Wette, nur um sein Interesse an dem Rennen zu bekunden, aber er wettet nicht Haus und Hof auf einen Außenseiter ohne Insiderwissen, wenn Sie verstehen, was ich meine?«
Die Antwort lautet Nein, doch ich unterbreche ihn nicht.
»Ein Spieler riskiert nicht seinen ganzen Einsatz, es sei denn, er kriegt einen Tipp aus dem Umfeld des Pferdes, vom Jockey oder dem Trainer.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Sie sind ein Risiko, aber ich habe Gutes über Sie gehört.«
»Gutes?«
»Detective Superintendent Veronica Cray spricht in den höchsten Tönen von Ihnen, und die äußert sich, soweit ich weiß, normalerweise nur selten freundlich über Männer.«
Der Chief Constable ist wieder aufgestanden und zum Fenster gegangen, um die Aussicht zu bewundern.
»Ein Riesenschlamassel, das Ganze …«
Ich weiß nicht, ob eine Antwort von mir erwartet wird.
»Wir müssen behutsam vorgehen. Unter normalen Umständen würde ein junges Mädchen, das in einem Schneesturm ums Leben kommt, kein großes Aufsehen erregen, aber dieser Fall liegt völlig anders. Dies ist eins der Bingham Girls.«
»Aufsehen?«
»Dazu komme ich noch. Zunächst muss ich Sie um Ihre Hilfe bitten. Ich möchte, dass Sie noch ein paar Tage bleiben und uns helfen zu verstehen, was mit Natasha McBain geschehen ist.«
»Ich habe eine Praxis in London.«
»Wir können Sie für Ihre Dienste bezahlen.«
»Es geht nicht um Geld.«
Fryer stützt sich mit beiden Fäusten auf seinen Schreibtisch und schiebt seinen Oberkörper nach vorn.
»Für die Presse wäre das ein gefundenes Fressen. Deswegen halten wir die Sache noch geheim. Ich habe eine totale Nachrichtensperre verhängt. Aber wer weiß, wie lange die hält …«
»Was ist mit der Familie des Mädchens?«
»Wir bemühen uns um ihre Kooperation.«
Das Schweigen dehnt sich, bis Fryer es beendet.
»Ich habe einen Haufen Fragen, Professor. Glauben Sie, dass Natasha McBain von zu Hause weggelaufen ist und sich nun den falschen Abend für ihre Rückkehr ausgesucht hat?«
»Nein.«
»Das dachte ich mir. Wo kann sie gewesen sein?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Fryer nickt und blickt auf die Aktenmappe auf seinem Tisch.
»Es gibt Details, die ich gerne mit Ihnen besprechen würde, doch zunächst brauche ich Ihre Zusicherung, dass Sie diese Informationen vertraulichen behandeln und sich einverstanden erklären, uns zu helfen.«
»Das kann ich nicht, es tut mir leid.«
Fryer hat mich offenbar nicht gehört. »Ich möchte, dass Sie sich die ursprüngliche Ermittlung noch einmal auf mögliche Versäumnisse hin ansehen und uns bei der neuen Suche helfen …«
»Ich kann Ihnen einen guten Profiler empfehlen.«
»Ich frage aber Sie. Sie haben früher schon mit der Polizei zusammengearbeitet. Erfolgreich. Sie stoßen auf Dinge, die andere übersehen. In nicht einmal einem Tag haben Sie mehr aufgedeckt als zwei Dutzend Detectives in einer Woche.«
»Ich bin im Ruhestand. Zumindest, was meine Arbeit für die Polizei anbelangt.«
»Ein Mann wie Sie geht nicht in den Ruhestand. Sie stehen bereit, wenn die Pflicht ruft.«
Er richtet sich auf, wippt auf den Fußballen und drückt das stumpfe Ende eines Kulis an sein glatt rasiertes Kinn.
»Sie und ich haben einen gemeinsamen Bekannten: Vincent Ruiz. Ich habe gegen Ruiz Rugby gespielt. Das ist natürlich lange her. Wir haben beide in der ersten Offensivreihe gespielt. Einmal hat er mir einen Kinnhaken verpasst, dass ich eine Woche lang Sternchen gesehen habe. Ich hatte es verdient. Ich hab ihm zuerst eine verpasst.
Wenn Sie Hilfe bei der Durchsicht der alten Akten brauchen, ziehen Sie Ruiz hinzu. Wir können ihn als Berater einstellen und Sie beide auf die Gehaltsliste setzen: tausend Pfund pro Tag. Ich bin sicher, er wüsste das Geld zu schätzen …«
Der Chief Constable hat seine Hausaufgaben gemacht. Er weiß, dass Ruiz seit seiner Pensionierung von der Metropolitan Police finanziell zu kämpfen hat. Seine alte Mutter wohnt in einem Pflegeheim, und seine Ersparnisse schrumpfen.
Fryer zögert. Da ist noch etwas. Er setzt sich wieder und klappt die Aktenmappe auf.
»Einige Details dieses Falles schockieren mich, Professor. Ich bin seit dreißig Jahren Polizist, und es gibt nicht viel, was mich noch überrascht.«
Er gibt mir ein Foto von Natasha McBain, nackt auf einem Metalltisch, die Brust mit grober Naht zusammengeflickt.
»Wir tun Menschen schreckliche Dinge an, nachdem sie gestorben sind; wir schneiden sie auf, nehmen sie aus, nähen sie
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