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Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition)

Titel: Sag, es tut dir leid: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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bedankt, dass ich ihre Tochter tot gefunden habe.«
    »Ich weiß.«
    »Ich hasse diesen Job.«
    Als wir aus dem Haus kommen, parkt der Wagen immer noch auf der Straße, ein Vauxhall Cavalier, die Musik dröhnt, die getönten Scheiben sind halb heruntergelassen. Zwei weiße Jugendliche lehnen an den geöffneten Türen, die Hände tief in den Taschen, die Kapuzen ihrer Sweatshirts wie Hauben.
    Drury geht über den schlammigen Rasen auf sie zu. Er kennt ihre Namen. Sie lachen zu laut über gar nichts und grinsen sich an. Das Gleichgewicht der Macht ist offensichtlich. Der Große ist etwa fünf Jahre älter als sein Kollege, Mitte zwanzig, mit rasiertem Schädel. Sein Kumpel ist dünner mit hellerer Haut und einem nervösen Tick, der seine Augen seitwärts zucken lässt, als würde er sich permanent nach Bestätigung umschauen.
    Drury kommt zurück und setzt sich hinters Steuer.
    »Wer war das?«, frage ich.
    »Die lokale Unterwelt«, sagt er. »Der Große ist Toby Kroger, eine große Nummer in der Blackbird-Leys-Siedlung, Dealer und Zuhälter. Vor zwei Jahren haben wir ihn wegen Einkünften aus gewerbsmäßiger Unzucht festgenommen, aber die beiden Mädchen, die er auf den Strich schickte, weigerten sich, gegen ihn auszusagen.
    Der Dünne ist Craig Gould, ein Musiker mit mehr Talent, als er verdient. Er spielt Saxofon. Wir haben ihn vor zwei Jahren mit einem Röhrchen Rohypnol festgenommen. Er mag seine Freundinnen gern komatös.«
    Drury lässt den Wagen an und legt einen Gang ein. »Typen wie die könnte ich jeden Tag der Woche verhaften, aber es würde keinen Unterschied machen. Sie sind Schwimmer.«
    »Schwimmer?«
    »Scheißhaufen, die sich nicht runterspülen lassen.«

13
    Die Polizeistation von Abingdon schläft nie. Schichten wechseln, frische Gesichter ersetzen müde. Türen schwingen auf und hinter uns wieder zu. Drury ignoriert Grüße oder tut sie ab. Im Einsatzraum wirft er seinen Mantel über einen Stuhl und ruft den versammelten Detectives zu: Besprechung, in fünfzehn Minuten.
    Ich soll in seinem Büro warten. Und nichts anfassen. In dem Raum steht eine Weißwandtafel mit Fotos des Bauernhauses und der Opfer. Natasha McBains Bild ist an den Rand geschoben, als wäre sie für die Hauptermittlung nur von nebensächlicher Bedeutung, doch jetzt ist sie in ihr Zentrum gerückt.
    Ich setze mich und sehe mich um. Eine Schranktür steht offen. An der Innenseite kleben ausgeschnittene Zeitungsartikel, eine lobende Erwähnung für besondere Tapferkeit, Fotos einer Ordensverleihung. Drury verbeugt sich vor der Queen. Die Bürotür geht auf, bevor ich die Bildunterschrift lesen kann. Der DCI hat zwei Becher Tee in der Hand. Einen hält er mir hin, ein Friedensangebot.
    Er nimmt hinter seinem Schreibtisch Platz.
    »Okay, nehmen wir mal an, Sie haben recht, und Natasha war an dem Abend in dem Bauernhaus. Was ist passiert?«
    »Sie ist während des Schneesturms dort hingekommen. Nass. Kalt. Sie haben ihr ein Bad eingelassen. Ihre Schuhe vor dem Kamin getrocknet. William Heyman hat versucht, die Polizei anzurufen, doch die Zentrale war überlastet.«
    »Und dann ist Augie Shaw aufgetaucht?«
    »Irgendjemand ist aufgetaucht.«
    Irgendwo in der Nähe bimmelt eine Kirchenglocke. Drury kratzt sich das kurze Haar im Nacken.
    »Die Hälfte meines Teams war an der ursprünglichen Ermittlung beteiligt.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Entscheidungen wurden auf Grundlage der Indizienlage gefällt. Die Mädchen wurden als Ausreißerinnen eingestuft. Als sie nach drei Monaten nicht wieder aufgetaucht waren, hat der Chief Constable eine kleinere Sonderkommission eingesetzt, doch bis dahin war die Spur kalt. Man wird Fragen stellen, mit den Fingern auf Leute weisen. Das könnte den einen oder anderen seine Karriere kosten.«
    »Ist das Ihre größte Sorge?«
    Der DCI schnaubt innerlich, öffnet den Mund und schließt ihn wieder. Seine Lippen sind zwei schmale Striche.
    »Ich bin nicht hier, um irgendjemanden zu verurteilen«, sage ich. »Ich gehe die Beweismittel noch mal durch, nicht die Ermittlung.«
    Drury grunzt, nicht überzeugt.
    Die Sachlage hat sich verändert, seit die Mädchen verschwunden sind. Die Wissenschaft hat Fortschritte gemacht. Der oder die Täter sind selbstgefällig geworden. Leute haben das Motiv vergessen, aus dem sie gelogen haben. Liebende geben sich Alibis, Expartner nehmen sie wieder zurück. Alle diese Argumente könnte ich anführen, doch ich bezweifle, dass Drury zuhören würde. Er schützt die

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