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Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye

Titel: Sag Mami Good bye - Fielding, J: Sag Mami Good bye - Kiss Mommy Good Bye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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nicht feststellen, und das wird praktisch hundertprozentig auch in Zukunft so sein – und du fragst mich, was mir zusetzt! Du erwartest
von mir, daß ich mich mit dir über Annies Briefe unterhalte! Dabei sind wir genauso weit davon entfernt, meine Kinder zu finden wie an dem Tag, an dem Victor mit ihnen fort ist. Nur – von mir wird erwartet, daß ich mich so verhalte, als befänden sie sich in einem Schulheim oder einem Pensionat oder so! Ich soll reagieren wie eine Superdoofe oder wie die Superfrau. Ich bin weder das eine noch das andere, Mel.«
    »Verlangt ja auch niemand von dir.«
    »So? Und was verlangst du sonst!?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nichts, lassen wir das Thema fallen. Tut mir leid, daß ich so ins Fettnäpfchen getreten bin.«
    »Du bist enttäuscht, weil ich Annies Briefe nicht gelesen habe?««
    »Ich meinte, du hättest die Zeit dafür finden können.«
    »Die Briefe sind sämtlich an dich gerichtet.«
    »Sie weiß doch, daß du sie lesen wirst.«
    »Wenn sie möchte, daß ich sie lese, dann könnte sie sie auch an uns beide adressieren.«
    »Du weißt doch, wie Kinder sind.«
    Abrupt drehte Donna ihm den Kopf zu, und die Blicke, die sich kreuzten, waren eisig. »Entschuldige«, sagte er hastig. »Ich meinte nur, daß sie die Briefe genauso für dich schreibt wie für mich.«
    »Eben das ist nicht der Fall, Mel. Hat sie in irgendeinem ihrer Briefe auch nur ein einziges Mal meinen Namen erwähnt? Wenigstens – ›liebe Grüße an Donna‹ oder so?«
    »Nein.«
    Donna lachte – ein sonderbar stockendes Lachen.
    »Hast du ihr jemals geschrieben?« fragte er.
    »Du erwartest, daß ich ihr schreibe?«
    »Ich habe dich nur gefragt, ob du’s getan hast.« Er schwieg. »Schau, Donna, wir beide haben ganz einfach einen miesen Start gehabt. Halt, nein. Der Anfang als solcher war an sich ganz ausgezeichnet.
Während der ersten fünf Monate warst du noch du selbst. Bloß als es dann losging – so richtig zwischen euch beiden -, als alles auseinanderzufallen begann... Annie begreift durchaus, was du durchmachst; aber vergiß nicht – sie ist ein Kind. Und sie bekommt sehr genau mit, daß du ihr nicht allzuviel Aufmerksamkeit zuwendest; daß du dich in Gedanken mit ganz anderem beschäftigst; daß sie eine Nebensache für dich ist, ein Nebengedanke...«
    »Geschickt formuliert, Herr Doktor«, warf Donna ein.
    Er ignorierte die Unterbrechung. »Sie ist sehr sensibel, Donna. Eine Mutter hat sie bereits verloren. Naturgemäß widerstrebt es ihr, allzu viele Gefühle in jemanden zu investieren, bei dem – bei der – sie sich nicht sicher ist, daß es sich – nennen wir es ruhig so – für sie auszahlt. Sie besitzt ein starkes Eigenbewußtsein. Und im Augenblick weiß sie genau, daß du sie zwanzigmal hingeben würdest, um deine eigenen Kinder zurückzuerhalten.«
    Donna atmete langsam aus. Alles, was er sagte, war wahr. »Was sollte ich nach deiner Meinung tun?« fragte sie, und sie meinte es aufrichtig. Was, um Himmels willen, war nur mit ihr los? Sie liebte diesen Mann doch. Und es würde für sie ein leichtes sein, auch seine kleine Tochter zu lieben. Hätte es jedenfalls sein sollen.
    Warum verhielt sie sich Annie gegenüber so – so reserviert, fast gemein? An sich verlangte es sie doch danach, dieses kleine Mädchen zu lieben. Ja, ganz gewiß. Doch da war dieser verfluchte, nur halbformulierte Gedanke in ihr: Daß sie, indem sie Annie die Tür öffnete, eben diese Tür vor ihren eigenen Kindern zuschlug. Wie hatte Victor doch noch gesagt? »Du hast eine andere Familie gefunden, die du mehr magst.« Sie schüttelte den Kopf – versuchte, den Gedanken zu verbannen. Nie werde ich euch vergessen, meine Kinder, dachte sie, und sah Adam und Sharon vor sich, nie, niemals.

    »Wäre nett, wenn du ihr schreiben würdest. Ich bin sicher, daß sie sich darüber freuen würde.«
    Donna nickte. »Okay, ich werde ihr schreiben.« Sie lehnte sich zurück. Wild blies der Wind durch die geöffneten Fenster, zauste in Donnas Haar, erfüllte den winzigen Raum mit Brandungsgeräuschen und Meeresgeruch. Donna versuchte, ihren Körper zu entspannen – gleichsam zum Rhythmus der Brandung. Es war besser als irgendeine dieser komischen Massagen, die man über sich ergehen ließ. Wie, so fragte sie sich unwillkürlich, konnte jemand, der einmal am Meer gelebt hatte, es ertragen, irgendwo anders zu leben?
    »Fühlst du dich jetzt besser?« Nach fast einer halben Stunde Schweigen brach Mel die Stille.
    Mit einem

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