Sag mir, wo die Mädchen sind
nicht arbeiten können. Scheißdreck! Meinen Opa hat nach dem Krieg keiner verhätschelt, der musste auf dem Bau arbeiten, obwohl er an der Front ein Bein verloren hatte.» Der junge Mann im Löwenhemd hatte wieder das Wort ergriffen. Er kam mir bekannt vor. Ich stoppte das Video.
«Wer ist das?»
«Miro Ruuskanen. Aber er spielt nicht die Hauptrolle.» Tuomas ließ die Aufnahme weiterlaufen.
Die Frau, auf die sich die Kamera nun richtete, ließ sich durch Miro Ruuskanens Einwurf nicht aus dem Konzept bringen.
«Du sagst es. Aber die Betroffenheitstussis wollen natürlich auch nicht, dass bei uns die Scharia eingeführt wird. Die meisten sind nämlich grüne Feministinnen. Die verhätscheln diese Islamisten bloß, um euch finnische Männer zu demütigen. Darum müssen wir ihnen zeigen, wie ihre kleinen Lieblinge in Wirklichkeit sind: Männer, Väter und Brüder, für die Frauen nichts wert sind, die sie misshandeln und vergewaltigen!» Heini Korhonens Augen leuchteten, sie hatte das Charisma einer echten Demagogin.
«Wir wissen das natürlich. Aber die Gutmenschen sind blind», sagte ein gestelzt sprechender Intellektueller mit apfelsinengroßem Adamsapfel.
«Um ihnen die Augen zu öffnen, müssen wir alle unser Bestes geben. Es lohnt sich. Wir werden genau das tun, was die Betroffenheitstussis sich wünschen: Wir sind freundlich zu den Ausländern. Wir lernen sie kennen. Jeder von euch Jungs bandelt mit einem Migrantenmädchen an, am besten mit einem aus einer möglichst konservativen Familie. Ich habe im Mädchenclub ein paar geeignete Kandidatinnen, ich kann euch helfen, sie kennenzulernen. Und von uns Frauen werden noch größere Opfer gefordert. Im Krieg wird nicht gefragt, was der Sieg kostet.»
Heini predigte leidenschaftlich, doch einige der Männer murrten ungläubig. Der Intellektuelle erhob die Stimme und fragte, ob Heini wirklich vorschlage, mit den Kanaken zu fraternisieren.
«Gegen die Frauen haben wir doch gar nichts! Unter ihren Kopftüchern sehen die ganz hübsch aus», rief ein junger Mann mit Grübchen, der von der Idee ausgesprochen begeistert schien.
«An denen hat man nicht viel Freude, die sind doch alle beschnitten. Ich brauch die sowieso nicht, ich bin schon verheiratet.» Mit seinem gutsitzenden Anzug hob sich Kimmo Korhonen von den anderen ab. Es schien ihm nicht ganz recht zu sein, dass seine Schwester die Führung übernommen hatte.
«Zumindest weiß man, dass man frisches, festes Fleisch kriegt», lachte Miro Ruuskanen.
«Dieser Plan erfordert Zeit. Die Ergebnisse werden nicht sofort sichtbar. Und eben deshalb wird er funktionieren, wenn wir nur klug genug sind, Stillschweigen zu bewahren. Die Aktion muss geheim bleiben. Kann ich mich darauf verlassen, dass ihr alle den Mund haltet? Verdammt noch mal, was machst du mit dem Handy! Schalt das sofort aus!» An dieser Stelle brach das Video ab.
«Die haben nicht gemerkt, dass ich auch mit der Kamera gefilmt hatte, aber danach habe ich mich dann nicht mehr getraut. So ging das jedenfalls los mit Heinis Plan. Ich kannte Noor aus der Schule, sie war so schön, dass man sie nicht übersehen konnte, und Heini meinte, sie wäre eine gute Kandidatin für die Aktion, weil ihre Familie so besitzergreifend ist. Und so wurde der Plan dann umgesetzt … Mit hundertprozentigem Erfolg …» Tuomas brach in Tränen aus.
Mir war danach, zu schreien und zu toben, aber meine Gefühle durften die Ermittlung nicht beeinträchtigen. Ich ließ Tuomas in Ruhe schluchzen und sah mir das Video noch einmal an. «Im Krieg wird nicht gefragt, was der Sieg kostet.» Dachte Heini immer noch so? Hatte sie ihren Zusammenbruch womöglich nur simuliert?
«Der Plan lief also darauf hinaus, Hitzköpfe wie Rahim Ezfahani zu Gewalttaten zu provozieren und dadurch die öffentliche Meinung für euch zu gewinnen?», fragte ich, als Tuomas’ Schluchzen verebbt war.
«Ja, und dann sollten wir darüber im Internet schreiben und die Leute aufrütteln. Anfangs hörte sich Heinis Plan echt vernünftig an. Er funktionierte bloß nicht richtig. Ich war der Einzige, der eine Freundin gefunden hat, und die anderen verloren allmählich die Lust. Heini hatte eine Liste von Mädchen angelegt, bei denen wir es versuchen sollten. Noor stand darauf … Und Ayan Ali Jussuf. Und irgendeine Sara … Sind die auch umgebracht worden? Warum wird über sie so wenig berichtet? In dem Punkt hat Heini schon recht: Die Espooer Polizei schützt die Migranten.»
«Aziza Abdi Hasan stand also
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