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Sag mir, wo die Mädchen sind

Sag mir, wo die Mädchen sind

Titel: Sag mir, wo die Mädchen sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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eingesperrt hast. Ich freue mich richtig darauf, dich als Zeugin zu befragen.»
    Ich lachte. Der einsame Rächer aus einem Computerspiel und der verschlagene Verteidiger aus einem amerikanischen Justizdrama, was für ein tolles Gespann. «Kristian, hallo, wir kennen uns seit über zwanzig Jahren. Du solltest inzwischen kapiert haben, dass ich mich nicht einschüchtern lasse. Einen schönen Tag noch allerseits!» Ich marschierte zum Ausgang, blieb an der Tür noch einmal kurz stehen und winkte Kristian zu. Der junge Polizist, der am Schalter saß, sah mir verwundert nach.
    Für den Heimweg wählte ich diesmal die Strecke, die über einen kleinen Waldpfad führte. Das gelbe Holzhaus, an dem ich auf meinem üblichen Weg nicht vorbeikam, war frisch gestrichen, und auf dem südlichen Teil des Grundstücks standen Schneemänner, die bereits zu schmelzen begannen. Wieder fühlte ich mich auf eine merkwürdig intensive Art lebendig. Ulrike durfte diesen Frühling nicht mehr erleben, also musste ich ihn für sie mit genießen. Immerhin hatte ich bereits ein Alter erreicht, das über der durchschnittlichen Lebenserwartung einer Afghanin lag. Eine Nachbarin kam mir mit ihren Kindern entgegen. Ihre Tochter Norppa fuhr einen kleinen Tretschlitten, der kleine Bruder saß jauchzend im Buggy.
    «Wir haben gerade mit eurem Jahnukainen gespielt», erzählte die Nachbarin. «Jetzt betteln die Kinder, wir sollten uns auch eine Katze anschaffen.»
    «Kommt unsere Katzen besuchen, so oft ihr wollt», lud ich sie ein. Anfangs hatte ich mir Sorgen gemacht, wie unsere Nachbarn darauf reagieren würden, dass wir unsere Katzen gegen die Vorschrift frei herumlaufen ließen, doch bisher hatte sich niemand beschwert. Antti hatte allerdings eine Abdeckung für den Sandkasten besorgt und achtete darauf, dass sie an ihrem Platz war, wenn niemand im Sand spielte.
    Als ich nach Hause kam, rannte Iida mir entgegen.
    «Mutti, bist du deswegen heute so früh weggegangen, weil der Mord an Noor aufgeklärt ist? Im Internet steht, dass Tuomas Noors Vetter zu einem Geständnis gezwungen hat.»
    «Tatsächlich? Auf welcher Seite?»
    «Auf ziemlich vielen.»
    «Hast du den ganzen Tag im Internet gehangen?» Antti und ich hatten Internet-Regeln für unsere Kinder aufgestellt und bemühten uns zu kontrollieren, welche Seiten sie aufriefen. Bisher hatte es keine ernsthaften Probleme gegeben, aber jetzt waren schlagzeilenträchtige Ereignisse in Iidas Alltag eingebrochen. Es war also kein Wunder, dass ihr Interesse am Internet neue Dimensionen annahm.
    Iida wurde rot, als sie mir die Seiten nannte. «Was in diesem Rassistenforum steht, ist total widerlich, zum Beispiel, dass man Rahim umbringen müsste und dass es in Finnland die Todesstrafe geben sollte. Zum Glück gibt es die nicht!»
    «Geh nicht in solche Foren.»
    Ich überlegte, wer von denjenigen, die gestern vor Ort gewesen waren, bereits Gelegenheit gehabt hatte, Tuomas’ Aktion im Internet publik zu machen; der junge Mann selbst war ja in Polizeigewahrsam gewesen und hatte keinen Zugang zu Computern gehabt. Doch damit brauchte ich mich nicht zu befassen; Puupponen würde die Diskussionen über den Zwischenfall verfolgen und mich auf dem Laufenden halten. Da der Fall Noor unmittelbar vor der Aufklärung stand und nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit forderte, interessierte mich vor allem, was in der neuen Polizeischule in Afghanistan passiert war. Aber Iida war allein zu Hause und wollte reden. Ich kochte uns beiden Tee und unterhielt mich mit ihr, bis Antti vom Einkaufen nach Hause kam. Er bat Iida, ihm beim Zwiebelschneiden für die Paella zu helfen, und ich konnte mich endlich an den Computer setzen.
    Sowohl die Pressesprecherin der Polizeifachhochschule als auch ein Vertreter der ISAF -Truppen hatte mir eine Mitteilung über den Anschlag geschickt. An der Fachhochschule kannte man die Namen der Opfer noch nicht, versprach aber, mich zu informieren, sobald sie veröffentlicht werden durften. Die Mitteilung der ISAF -Truppen konzentrierte sich auf den Täter. «Die Drogenbarone der Region hatten bereits vor der Grundsteinlegung gedroht, die Bautätigkeit zu verhindern oder die Schule später zu zerstören. Obwohl sich niemand zu dem Anschlag bekannt hat, ist einer der Hauptverdächtigen der vor allem in den nordeuropäischen Drogenhandel verwickelte Omar Jussuf, der höchstwahrscheinlich mehrere gefälschte europäische Pässe besitzt. Er kontrolliert den Rauschgifthandel in der Region Dschalalabad

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