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Sag nichts, kuess mich

Sag nichts, kuess mich

Titel: Sag nichts, kuess mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton
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lächelte gezwungen. „Wie ich sehe, ist Ihnen klar, dass sich eine Tour über das Gut nicht im Designeranzug machen lässt.“
    Das Lächeln erreichte seine Augen. „Nichts an diesem Nachmittag erfordert einen Anzug, Prinzessin, das versichere ich Ihnen.“
    „Ich verstehe nicht ganz …“
    „Nennen Sie mich nicht mehr Nicolo?“
    Er sah, wie sie schluckte. „Ich … ich denke nur, da es sich um etwas rein Geschäftliches dreht, sollten wir auch eine rein …
    „Vergessen Sie es.“ Er blickte an ihr vorbei auf den Jeep, der vor der Außentreppe parkte, und streckte die Hand aus. „Schlüssel.“
    „ Scusi ?“
    „Geben Sie mir den Autoschlüssel, Alessia.“
    Sie blinzelte. Dann, wie in Zeitlupe, legte sie den Schlüssel in seine Hand. Nick ging zum Wagen, hielt die Tür auf, schlug sie hinter ihr zu, nachdem sie auf seine Aufforderung hin auf den Beifahrersitz geklettert war.
    Gut, die Prinzessin hatte die Botschaft also verstanden. Er war derjenige, der das Steuer in der Hand hielt.
    Sie wies ihm die Richtung. Und sie plapperte nervös drauflos, so als spüre sie, dass etwas nicht stimmte. Redete von Stecklingen und Okulieren und davon, dass es Jahrhunderte gedauert hatte, bevor man herausfand, dass ein Rebstock umso mehr Früchte trug, je drastischer man ihn zurückschnitt.
    Zu einer anderen Zeit hätte ihn das sicherlich alles sehr fasziniert. Er wusste nur, dass es roten und weißen Wein gab und er zum Dinner gern ein Glas trank.
    Immerhin regte sich selbst jetzt seine Neugier, allerdings nicht genug, um ihn von seinem Plan abzubringen.
    Irgendwann verstummte Alessia. Er schaute zu ihr hinüber. Sie saß steif da, die Hände im Schoß gefaltet.
    „Was ist?“, fragte er brüsk. „Fällt Ihnen nichts mehr ein, was ich Ihrer Meinung nach fähig bin, aufzunehmen?“
    Mit funkelnden Augen sah sie ihn an. „Also schön, Mr Orsini. Warum sagen Sie mir nicht, was das Problem ist?“
    Nicks Mundwinkel zuckten. „Wieso sollte es ein Problem geben, principessa ? Sie sind die perfekte Reiseleiterin.“
    Alessia musterte den Mann neben sich. Er sprach leise, geradezu milde – und sie fühlte, wie leises Unwohlsein in ihr aufstieg. Irgendwie war er anders. Wo war der gewiefte Geschäftsmann von heute Morgen geblieben, wo der scharfzüngige Gast, dem es ebenso wenig passte, hier zu sein, wie es ihr passte, sich mit ihm abgeben zu müssen?
    Wo war der Mann geblieben, der seine Finger nicht von ihr lassen konnte? Selbst wenn sie nicht wollte, dass er sie berührte und küsste, weil sie die Gefühle nicht verstand, die er in ihr erweckte.
    War er jetzt der Mann, der zu sein sie ihn die ganze Zeit über beschuldigt hatte? Der kalte, hartherzige Kopf einer kriminellen Organisation?
    Mit einem Mal wollte sie nicht mit ihm allein sein. Als der Wagen hielt, legte sie die Hand auf den Türgriff.
    Er packte ihr Handgelenk. „Wohin wollen Sie?“
    „Nach draußen. Um Ihnen die Rebstöcke zu zeigen. Um nachzusehen, ob sie zurückgeschnitten wurden, damit sie den Winter überleben.“
    Nick lachte hart auf. „Faszinierend. Die Prinzessin ist also auch ein Bauer.“
    „Ich bin hier aufgewachsen“, erwiderte sie steif. „Als Kind habe ich bei der Lese mitgeholfen und mich mit um die Pflanzen gekümmert. Außerdem dachte ich, Sie wollten sich alles aus der Nähe ansehen. Wir können durch die Weinberge gehen, und Sie können mir Ihre Fragen stellen.“
    „Das dachten Sie also? Dass ein Mann wie ich mit Ihnen hier herausfährt, um über Trauben zu reden?“
    „Ja.“ Sie starrte ihn an. „Ja, das dachte ich.“
    Er wollte ihr sagen, wie sehr sie sich irrte. Doch dann sah er genauer in ihr Gesicht. Sie war blass, ihre Augen dunkel. Ihre Lippen bebten, und die Hand an dem Türgriff, deren Gelenk er noch immer umklammert hielt, war eiskalt.
    Sie hatte Angst.
    Zum Teufel, das war es doch, was er gewollt hatte, oder?
    Er murmelte einen Fluch, ließ ihre Hand los und stieg abrupt aus dem Jeep.
    „Was haben Sie vor?“
    „Genau das, was Sie gesagt haben“, knurrte er. „Ich werde eine Wanderung durch die Weinberge machen und Ihnen eine Menge dummer Fragen stellen.“
    „Es gibt keine dummen Fragen“, sagte sie mit einer Kleinmädchenstimme, und er ahnte, dass der Nachmittag nicht so verlaufen würde, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Sie wusste alles über Trauben und Wein.
    Sie wusste ebenso viel über Weinbau wie er über Investitionen. Je länger sie redete, desto begeisterter wurde sie. Ihr Gesicht bekam Farbe,

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