Sag nie, nie wieder
dem bewussten Nachmittag nicht im Haus war. Aber sogar ich dachte, ich würde mich auf dem Band hineingehen und herauskommen sehen. Dafür muss es eine vernünftige Erklärung geben, aber ich komme nicht darauf. Ich hatte nicht mal Dienst."
„Kann jemand dein Alibi bestätigen?"
„Nein. Zwischen der Trauung und der Feier im Hotel lagen nur wenige Stunden. Ich war so verspannt, dass ich ein Stück nach Virginia gefahren bin. Auf einer verlassenen Farm haben Marc und ich früher Schießen geübt. Das nächste Haus ist einen Kilometer entfernt."
„Und du warst allein."
„Ganz allein."
Bronte legte ihm die Hand auf den Arm. Seine Muskeln spannten sich unter der Berührung an und lockerten sich wieder.
„Wieso bist du hier?" fragte er leise. „Nach gestern Abend ..."
Sie zog die Hand zurück, sah aus dem Fenster und beobachtete die Blitze. In der Ferne donnerte es. Erste Regentropfen schlugen gegen die Scheiben. „Gestern Abend hast du mir reichlich Stoff zum Nachdenken geliefert. Du hattest Recht. Wir ... ich hätte keine sexuelle Beziehung anstreben sollen, ohne zu wissen, wo ich stehe und wie ich empfinde."
„Und jetzt?" fragte er gepresst.
Sie lächelte ihn nervös an. „Nun ja, ganz klar ist mir auch jetzt nur, dass ich dich will." Sie drehte sich ganz zu ihm. „Alles in mir sagt, dass du ein solches Verbrechen nicht begehen kannst."
„Trotz der gegen mich existierenden Beweise?" sagte er dankbar.
„Vielleicht gerade deshalb", entgegnete sie lächelnd.
Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Wie meinst du das?"
„Ich weiß es nicht genau. Alles wirkt zu klar, zu perfekt. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, misstrauisch zu sein, wenn etwas zu gut aussieht. Zu gut, um wahr zu sein. Du kennst bestimmt die Redewendung."
Er nickte.
„Es gibt in meinem Beruf keinen mühelos zu erzielenden Schuldspruch", fuhr sie fort. „Stattdessen gibt es immer einen Haken. Ein Zeuge sagt anders als geplant aus, eine Waffe fehlt, Fingerabdrücke gehören doch nicht dem Opfer oder dem Angeklagten. Ein guter Verteidiger erreicht damit mühelos einen Freispruch. In deinem Fall ist es aber ungefähr so, als hätten dich hundert Zeugen mit der rauchenden Waffe in der Hand gesehen."
„So könnte man es ausdrücken", räumte er ein.
„Tut mir Leid, aber ich habe dich bereits gewarnt, dass ich mit Worten nicht sanft umgehe."
„Ich weiß, und das bewundere ich unter anderem an dir."
Sie war überrascht - nicht, weil er so dachte, sondern weil er es zugab. Connor war kein Mann, dem es leicht fiel, seine Emotionen zu zeigen. Er besaß tiefe Gefühle, zeigte sie jedoch nicht.
Sein Wort galt. Was er sagte, meinte er hundertprozentig so.
Wahrheit und Ehrlichkeit bedeuteten ihm mehr als Freiheit.
Deshalb war er ein so guter U.S. Marshal. Und deshalb war er ein so faszinierender Mann.
Genau deshalb war sie auch davon überzeugt, dass er Melissa Robbins nicht getötet hatte.
„Sei vorsichtig, McCoy", warnte sie lächelnd, „sonst könnte ich denken, dass du das Thema wechseln willst."
„Vielleicht versuche ich genau das."
Sie strich ihm durch das Haar und senkte den Blick. In der Stille hörte man die Regentropfen am Fenster und das Donnergrollen.
„Erzähl mir von ihm."
„Wie bitte?"
„Als ich dich das erste Mal in deinem Haus besuchte, hast du eine schlechte Beziehung erwähnt, die du hinter dir hattest."
Connor erwähnte nicht, dass sie auch gesagt hatte, dass sie keine neue Beziehung wollte. „Wer war es? Und was ist eigentlich schief gelaufen? "
Sie richtete sich gerade auf. Angesichts der gegenwärtigen Umstände konnte sie ihm ruhig die Wahrheit verraten. „Was soll ich sagen? Die Beziehung an sich war schlecht, das Ende ebenfalls."
„Das Ende ist meistens so."
„Ja, du hast Recht", räumte sie lächelnd ein. „Wir sind beide Juristen. Wir hatten scheinbar viel gemeinsam. Deshalb nahm ich seinen Heiratsantrag an."
Connor warf einen Blick auf ihren Ringfinger.
Sie rieb die Stelle, an der sie den Ring getragen hatte. Nicht einmal ihrer besten Freundin hatte sie erzählt, was zwischen ihr und Thomas passiert war. Trotzdem wollte sie bei Connor endlich die Last loswerden, die sie schon zu lange mit sich herumschleppte. „Leider hatte es Thomas versäumt, mich über etwas zu informieren, das unsere Zukunft doch sehr beeinträchtigte.
Ich komme mir dumm vor, weil ich nicht selbst dahinter kam."
Sie biss sich kurz auf die Unterlippe. „Er war nämlich schon
Weitere Kostenlose Bücher