Sag niemals nie
dringend mal die Zähne putzen. Er hatte
seine Chance gehabt ... und verpatzt.
Unter ihrer Decke verborgen,
gab sich Serena große Mühe, ein männliches, sexuell befriedigtes Schnarchen zu
imitieren. Blair verbiss sich ein Lächeln, obwohl ihr eigentlich gar nicht
nach Lächeln zumute war. Dazu war sie zu sauer.
Nate presste beide Hände gegen
die Wangen, als würde er versuchen, seine entgleisten Gesichtszüge zusammenzuhalten.
Er hatte fest damit gerechnet, heute bei Blair übernachten zu können, weil er
es sich a) herrlich vorstellte, in einer Hotelsuite zu duschen, hemmungslosen
Sex zu haben und danach ein Schaumbad zu nehmen, Essen aufs Zimmer zu
bestellen, Filme zu gucken und zuletzt in ihren Armen einzuschlafen; weil er b)
absolut keine Lust verspürte, nach Hause zu gehen und sich dem Zorn von Admiral
Archibald auszuliefern, von dem er garantiert lebenslanges Ausgangsverbot
bekam, was bedeutete, dass er Blair wahrscheinlich nie mehr wieder sehen würde;
und weil er c) beim Rumknutschen mit Lexie festgestellt hatte, dass es ihm
wirklich keinen Spaß mehr machte, eine andere als Blair zu küssen.
Schön, aber vielleicht hätte er
sich das mal gestern überlegen sollen.
Serena zuckte mit dem Fuß und
schnarchte wie ein schlafender Elefant.
Wer ist der Kerl
überhaupt?, hätte Nate Blair gern gefragt, aber der Gedanke daran, es dann zu wissen, ließ
ihn die Hände noch fester ans Gesicht pressen. Sein Blick wanderte wieder zu
Blair, die ziemlich gelangweilt schaute.
»Ich war auf der Jacht«,
versuchte er zu erklären. »Und mein Handy... das hab ich wohl irgendwo liegen
lassen.« Aber dann begriff er, dass das eigentlich gar nichts erklärte.
Manchmal ist es echt scheiße,
du zu sein, was, Nate?
»Geh nach Hause«,
verabschiedete Blair ihn. »Deine Eltern suchen dich schon.«
Nate ließ die Hände fallen,
vergrub sie in den Hosentaschen und machte einen Schritt rückwärts, Richtung
Aufzug. Im Schritt seiner Hose klebte braune Oreo-Keks- Schmiere. Er sah
erbärmlich aus. »Von Yale hast du wohl noch nicht Bescheid bekommen, oder?«,
wagte er einen kläglichen Versuch, sich auf neutrales Terrain vorzutasten.
»Nein«, erwiderte sie frostig.
Nate wartete, ob sie noch etwas
hinzufügte, aber sie schwieg. Stattdessen streckte sie die Arme über den Kopf
und gähnte träge, als hätte sie mit dem potenten Brocken in ihrem Bett so viel
guten Sex gehabt, dass sie keine Kraft mehr hatte zu reden.
»Schreib mir eine Mail oder so,
ja?«, sagte sie zu Nate und schloss die Hand um den Türknauf.
Als hätten sie und Nate jemals
per Mail kommuniziert.
Wenn man jemanden nach der
Schule jeden Tag stundenlang nackt sieht, ergibt sich kaum die Notwendigkeit,
auch noch zu mailen.
Nates Mundwinkel sackten nach
unten, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Blair machte nicht offiziell
mit ihm Schluss, das tat sie nie - weshalb sie in den vergangenen drei Jahren
immer wieder auseinander gegangen, aber immer wieder auch zusammengekommen
waren. Doch das war, bevor sie so intim miteinander gewesen waren, wie es zwei
Menschen nur sein können. Und jetzt lag ein anderer bei ihr im Bett.
»Okay, viel Spaß noch.«
»Ja, bis irgendwann.« Blair
schloss die Tür und lehnte sich atemlos dagegen. »Er ist weg«, flüsterte sie.
Serena hob den Kopf. Ihr
blondes Haar strömte wie ein goldener Wasserfall übers Kissen. »Hey, das war
lustig«, sagte sie, aber es klang eher wie eine Frage.
Blair ging zum Bett und setzte
sich ans Fußende. »Sehr lustig«, sagte sie tonlos. Die Blicke der beiden
Mädchen trafen sich. Keine lächelte.
Plötzlich kicherte Serena.
»Wahrscheinlich wäre es lustiger gewesen, wenn ich wirklich Stan 5 gewesen
wäre.«
Blair schwieg. Sie hatte gerade
eben praktisch mit Nate Schluss gemacht - wieder mal und davor hatte sie sich
eine perfekte Gelegenheit entgehen lassen, mit einem gut aussehenden Typen
rumzuknutschen, der sie wahrscheinlich nach Yale einschleusen konnte. Naja,
eines war jedenfalls klar: Mit Stan 5 würde es eine Fortsetzung geben.
Serena warf die Decke zurück
und nahm die in Leder gebundene Speisekarte vom Nachttisch. »Komm, wir bestellen
uns Filet mignon und Pommes und Bier und gucken alte Filme!«
Themenwechsel waren schon immer
ihre Stärke gewesen.
Blair zog die Füße an und
angelte nach der Fernbedienung. Vielleicht lief auf TCM oder AMC ja ein
Audrey- Hepburn-Film. Sie zappte sich hoffnungsvoll durch die Programme. Ah!
»My Fair Lady«. Na, das war doch immerhin
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