Saga von Dray Prescot 15 - Vallian-Zyklus 01 - Geheimnisvolles Scorpio
»Was duldet keinen Aufschub?«
»Das darf ich dir nicht sagen!«
Mir war seltsam zumute. »Wer kann der Prinzessin Majestrix von Vallia etwas verbieten? Dein Vater ...«
»Nein.« Sie musterte mich mit einer Unruhe, die ich nicht verstand.
»Ich kann dir nur sagen, daß ich dich liebe, daß ich aber abreisen muß – bei Vox! Bei allem, was mir am Herzen liegt – ich will dir sagen, soviel ich darf, wenn du mich so anschaust.«
»Na?« fragte ich. Mein Gesicht muß ein erhebender Anblick gewesen sein.
»Ich muß mich beeilen«, sagte sie ruhiger. »Du weißt, ich gehöre zu den Schwestern der Rose ...«
»Ja.« Ich begann zu begreifen.
»Ich wage es dir nicht zu sagen, obwohl du mir alles auf der Welt bedeutest. Aber du bist ein Mann.«
»Und du bist eine Frau, wofür ich, was ich banal sagen muß, Zair jeden Tag danke!«
»Lach mich nicht aus, Liebling! Dies ist eine Frauensache. Die Schwestern der Rose haben ihre Geheimnisse. Ich habe einen Eid geleistet – darf das eine Frau nicht?«
Ich kam mir plötzlich wie der größte Dummkopf auf zwei Welten vor. Welches Recht hatte ich, mich für Bereiche in Delias Leben zu interessieren, die ihr durch andere Kräfte mir gegenüber verschlossen waren?
Ich zog sie an mich und küßte sie lange und leidenschaftlich, und wenn sie es eilig hatte, ihrer geheimnisvollen Aufgabe für die Schwestern der Rose nachzukommen, so legte sie es nicht darauf an, den Kuß zu beenden.
Schließlich trat ich zurück. »Du hast alles für die Reise? Melow begleitet dich? Waffen, Geld, zu essen, den schnellsten Voller?«
»Ja, Liebling!« Sie lachte. »Wie fürsorglich du bist!«
»Wenn man auf Kregen eine Reise antritt, darf man nichts vergessen.«
»Das stimmt. Aber die Schwestern der Rose kümmern sich um ihre Angehörigen. Wir leisten im stillen viel Gutes. So haben wir im letzten Jahr zwei neue Krankenhäuser für Sklaven eröffnet. Und wenn es Krieg gibt ... nun, du weißt Bescheid.«
Ja, ich kannte die Arbeit, die die Schwestern der Rose und andere Frauenorden verrichteten. So gab ich mich damit zufrieden, daß sie an alles gedacht hatte, Melow die Geschmeidige würde sie begleiten; ein weiblicher Menschenjäger, eine Jikla, vermag gegen einen Wersting oder Neemu anzugehen und notfalls auch gegen einen Strigicaw. Die Menschenjäger von Kregen bieten einen schrecklichen Anblick. Sie sind der Abstammung nach humanoid. Durch genetische Manipulation sind sie dazu gebracht worden, wie Jagdkatzen auf allen vieren zu laufen, und sie besitzen einen ausgeprägten Tötungsinstinkt. Melow die Geschmeidige lag mir jedoch trotz ihres ungebärdigen Temperaments am Herzen; sie war die liebevolle Mutter von Zwillingen.
»Kümmere dich um sie, Melow«, sagte ich und streichelte ihre Wange.
Sie verzog das Gesicht und fauchte, als wollte sie mir klarmachen, was für ein Onker ich war.
Ich brachte die beiden zum Voller und sah, daß sich Delia tatsächlich unseren schnellsten Viersitzer ausgesucht hatte. Wächter und Höflinge standen im Kreis um das Fahrzeug, das sich in die Luft erhob. Melow blickte wie ein furchteinflößender Wasserspeier über die Bordwand.
»Remberee, mein Liebster!«
»Remberee, Liebste!«
Und das Flugboot schoß empor und verschwand über den funkelnden Dächern Vondiums im Schein der Zwillingssonne.
Verflixt unabhängig sind die Frauen von Kregen. Aber das soll wohl auch so sein.
11
»Gelobt sei Papachuk der Geschwänzte!« sagte Laka Pa-Re und knallte die leere Flasche auf den fleckigen Sturmholztisch Ringsum in dem niedrigen Schänkenraum tranken und brüllten Männer, einige stritten, andere versuchten Jikalla zu spielen und wurden dabei immer wieder gestört. Würfel klapperten in einer Ecke, und auf der anderen Seite rang ein Pachak mit dem Schwanz inmitten zerschellender Wein- und Bierflaschen mit einem Artgenossen.
Wir befanden uns in dem berühmten Gasthaus zum Wilden Woflo – ein Name, in dem wieder einmal der verdrehte kregische Humor zum Vorschein kommt, denn der Woflo ist ein winziges Wesen, extrem scheu und dem Käse sehr zugetan.
Zwischen den Tischen liefen erstaunlich hübsche Mädchen verschiedener Rassen hin und her; auf ihren Holztabletts standen dampfende Krüge oder exotisch geformte Flaschen. Sie trugen durchsichtige Gewänder mit einfachen Schmuckstücken oder Perlen oder bunten Federn, doch die meisten Mädchen hätten eine solche Unterstützung ihrer natürlichen Schönheit gar nicht nötig gehabt, denn der alte Urnu,
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