Saga von Dray Prescot 19 - Jikaida-Zyklus 01 - Ein Leben für Kregen
Mann brauche eben Freunde hinter sich, bei Vox!
Dieses Gefühl teilte ich durchaus.
Ich vertiefte das Thema nicht. Im Grunde war es ein sehr tröstlicher Gedanke, kampfstarke, loyale Männer bei mir zu wissen, die mich vor Mördern schützten, vor Stikitches, die aus jeder Richtung auf uns zugaloppieren mochten.
Jeder einzelne dieser selbsternannten Leibwächter trug am Helm ein winziges gelbes Büschel, ein sehr keckes kleines Zeichen.
Nachdem die Sache mit der Schule bestens abgeschlossen war, erklärte sich Anko der Meißel, ein alter Freund, gern bereit, die Überreste seiner Werkstatt zur Verfügung zu stellen, so daß wir uns nun der Frage der Tische zuwenden konnten. Gleichermaßen mußten wir uns um Tinte und Schreibfedern, Papier und Tafeln und die richtige Kleidung kümmern, die die Schüler tragen sollten: und dies alles mit derselben Konzentration und Genauigkeit, mit der ich über die Zahl der Pfeile entscheiden würde, die ein Bogenschütze beim Ausmarsch im Köcher mitführen sollte, oder über ihre Zahl im Regimentswagen, oder über die beste Methode, die nächste Ernte zu sichern, oder über den Empfang einer allianzsuchenden Abordnung. Die Arbeit in einem Reich steckt voller Details, im großen wie im kleinen. Wer konnte schon zwischen ihnen abwägen?
Nachdem dann die Schule abgehakt und ein fehlerhafter Aquädukt abgestützt und Reparaturarbeiten an der Stadtmauer besichtigt waren, wo Rammböcke großen Schaden angerichtet hatten, nachdem ich kurz und bündig den Streit zwischen einem Mann und seinem Bruder über den Besitz eines Ladens geschlichtet hatte, der ihrem verstorbenen Vater gehört hatte, drehte ich endlich den Kopf meiner Zorca herum und kehrte zum Palast zurück, wo eine Mahlzeit und das Verhör Renko des Murais auf mich warteten.
Nun ja, das Essen war großartig, doch ich werde aus Zeitgründen auf eine nähere Beschreibung verzichten. Enevon Ob-Auge, Nath, Barty, hohe Beamte und alle anderen, die von sich meinten, sie hätten mit der Sache zu tun, versammelten sich in einem einigermaßen unbeschädigten Raum, in dem früher an gemütlichen Nachmittagen Musik gemacht worden war. Die verkohlten Dreiecke der Harfen standen noch in einem Winkel; die verformten Überreste zahlreicher exotischer kregischer Instrumente waren hastig in einen Alkoven unter den Fenstern gefegt worden. Ich saß an einem langen Tisch, gesäumt von Würdenträgern, und ließ mir die schwerbewachten Verurteilten vorführen.
Ich kannte Renko den Murais. Es war derselbe Mann, der mit uns in Valka als Freiheitskämpfer gewirkt hatte.
Ich behandelte ihn nicht anders als die anderen elenden Burschen.
»Die Anklagen und Ermittlungsergebnisse sollen vorgelesen werden.«
Dies geschah in gebotener Feierlichkeit.
Der Gegensatz zwischen der getragenen Würde dieser Verhandlung, die auch mein Wunsch, die Dinge möglichst formlos anzugehen, nicht vertreiben konnte, und der falschen Feierlichkeit der beiden gegnerischen Abordnungen amüsierte und bedrückte mich. Nath hatte Strom Luthien verabschiedet und ihn dabei – wie er mir nachher mit starrem Gesicht meldete – mit der gebotenen Höflichkeit behandelt. Die Racter waren ebenfalls mit einem Zorcatritt in die Kehrseite fortgeschickt worden.
Nachdem die Anklagen verlesen waren – ein bedrückender Katalog von Vergewaltigungen, Plündereien und Mord –, studierten wir die Aufzeichnungen über die Ermittlungen. Dabei war mir die Anwesenheit Nath Nazabhans sehr willkommen. Sein scharfes Auge, seine empfindliche Nase, seine natürliche und gewohnheitsmäßige Neigung, auf der Suche nach der Wahrheit keinen Stein ungewendet liegen zu lassen, traten auf das wunderbarste zutage. Wir kamen zu dem Schluß, daß die Richter in zehn von dreizehn Fällen fair geurteilt hatten. Die drei Ausnahmen hatten vor der Richterbank Tyr Jandos ti Faleravensmot gestanden.
Ich runzelte die Stirn.
»Ist Tyr Jando hier?« fragte ich leise.
Enevon Ob-Auge schüttelte den Kopf. »Er ist auf seine Besitzungen in Faleravensmot gerufen worden, Majister. Irgendein Problem mit einer gebrochenen Zisterne und verdorbenem Mehl.«
»In Zeiten der Knappheit rechtfertigt dieses Problem seine Abwesenheit.« Ich überlegte. Zwei der Verurteilten, die in ihren grauen Lendenschurzen und mit gesenkten Köpfen vor mir standen, waren überführt, kleine Fristle-Fifis vergewaltigt zu haben. Sie gaben an, sie wären oben auf den Mauern des Segensreichen Opaz gewesen und hätten Steine geschleppt;
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