Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
und Wimpel wehten, Waffen funkelten.
Es war ihre Absicht, die rechte Flanke der Phalanx zu umgehen, und ich öffnete schon den Mund, um Karidges Brigade loszuschicken, als die letzten Dermiflons auf dieser Seite des Schlachtfeldes die Flucht ergriffen. Sie hasteten zurück, unvorstellbare Vernichtungsmaschinen, bekränzt mit allerlei Geschossen (einem Tier hatte ein Varterpfeil sogar drei Steuerbordbeine aufgespießt). Auf ihrer Flucht prallten sie frontal auf die professionellen Paktuns.
Die Paktuns verstanden ihr Geschäft. Sie machten sofort die Reihen auf, doch auf der Hangschräge war das nicht so einfach, wie es sich gehört. Wir gewannen soviel Raum, daß die Phalanx im Ansturm gegen sie vorrücken konnte, die Lanzen auf eine Ebene gesenkt, die Helme vorgeneigt, die Schilde in Position, Reihe um Reihe, sich gegenseitig stützend. Lärm wogte zum Himmel auf. Das Schreien und Brüllen und das schrille Klirren von Stahl auf Eisen, von Stahl auf Bronze und der nicht mehr zu steuernde staubumwirbelte Angriff, unterlegt mit dem unangenehmen Gestank frisch vergossenen Blutes, schufen ein Schreckensbild, das Gedanken an Ruhm und Ehre gar nicht erst aufkommen ließ. Unaufhaltsam stürmte die Phalanx, immer mehr Paktuns wurden mit blutigen Lanzen zur Seite gewalzt.
Jetzt war für den gegnerischen Kapt der Augenblick gekommen, seine fünftausend Kavalleristen ins Feld zu führen – und das wußten unsere Hakkodin, unsere Kämpfer mit Hellebarde, Axt und zweihändigem Schwert.
Die Hakkodin geben der Phalanx Flankenschutz und sind stolz auf die Abschirmung, die sie gewähren, auf ihre Fähigkeit, keinen lauernden Dolchträger, keinen Kavalleristen zur ungeschützten Flanke der Phalanx durchzulassen. Die Phalanxkämpfer, die mit den Lanzen angreifen müssen, fühlen sich von den Hakkodin auf den Flanken und nach hinten gut beschützt.
Wo sich jetzt die Leichen von Paktuns häuften.
Der Pfeilhagel des Feinds war von den formierten Schilden der Phalanx abgelenkt worden, im Volksmund Feld roter Rosen genannt, und jetzt traten unsere Bogenschützen aus der Zehnten Brigade vor, um den Bogenschützen der Phalanx zu helfen. Die Situation stand auf der Kippe. Die zweite dichtmassierte Paktun-Formation rückte mit gleichmäßigen Schritten näher und wich natürlich dem von den Dermiflons ausgelösten Durcheinander aus; infolge der Anhöhe würden sie sich praktisch in Schulterhöhe der Phalanx befinden. So wie die Kerchuri im Kampf stand, konnte sie nicht die Lanzen schleudern und sich nach halb rechts wenden. Ein solches Manöver macht sich bei einer Parade sehr hübsch; inmitten der Schlacht, wenn rotes Blut fließt und Schreie zum Himmel aufsteigen und überall Staub wallt ... nein, da faßt man seine Lanze fester und marschiert weiter und immer weiter, wenn es an der Zeit ist, Druck zu machen.
In diesem Augenblick galoppierte mit wehenden Federn und hüpfenden Waffen ein Zorcareiter herbei; er schien kaum den Boden zu berühren. Ich wußte sofort, was jetzt kam.
»Majister!« brüllte er, und Cleitar die Standarte mußte seine Zorca ein wenig zurücknehmen. »Jiktar Karidge schickt seine Grüße – ob er jetzt sofort losschlagen dürfe?«
Langsam richtete ich mich in den Steigbügeln auf. Ich schaute nicht auf das Gewühl in der Mitte des Schlachtfelds, sondern richtete den Blick nach rechts. Die sechstausend Masichieri hatten sich in Bewegung gesetzt. Die zweitausend Aragorn, die den Flankenschutz bildeten, trabten mit, ein prächtiger Anblick im Licht der Sonnen. Das Lärmen der Schlacht auf allen Seiten ging immer weiter, und jene neuen Truppen würden sich geradewegs in die Flanke unserer Armee bohren, sobald Karidge und die andere Brigade leichter Kavallerie zum Angriff übergingen.
»Gib mir noch zehn Murs, Elten Frondalsur.« Das Gesicht des Reiters schimmerte rot vor Anstrengung. Er besänftigte seine Zorca, die sich auf der Stelle drehte. »Zehn Murs, mehr nicht.«
»Wie du befiehlst, Majister.«
Trotz der ungeheuren Anspannung war Elten Frondalsur vernünftig genug, keine Widerworte zu erheben. Karidge würde meine Reaktion verstehen. Ich bedachte den Reiter mit einem ruhigen Blick, der nun salutierte, seine Zorca herumzog und sich auf den Rückweg machte. Ich wußte auch, daß Karidge in genau zehn Murs seine Brigade zum Angriff führen würde. So würde er die Nachricht deuten, die Elten ihm überbrachte.
Ich rief den Meldereiter, der meinem Stab von der leichten Kavallerie zugeteilt worden war, und
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