Saga von Dray Prescot 20 - Jikaida-Zyklus 02 - Ein Schwert für Kregen
Hangi auf und erschlaffte. Eigentlich ist es kein Rätsel, warum eine so schreckliche Übung einen Namen tragen sollte, der sie auch nur entfernt mit dem prächtigen kregischen Brettspiel verbindet. Der Gegensatz, so heißt es, erklärt den Widerspruch.
»Risslaca-Blut hat er gestohlen, dieser Hangi«, sagte der Deldar zu uns, und sein rotgeädertes Gesicht war verschwitzt. »Eine ganze Amphore voll. Dazu noch der Lieblingstrank des Notors: Risslaca-Blut. Davon hat er immer einen besonderen Vorrat mit, und Hangi fand ihn und trank ihn – und da hängt er jetzt vor allen Augen!«
»Risslaca-Blut«, sagte Pompino verächtlich. »Ein einfacher Rose, versetzt mit Dopa ...«
»Verstärkt, Dom, verstärkt!«
»Sagt man!«
Plötzlich veränderte sich das Verhalten des Deldar. Er duckte sich und schien noch röter anzulaufen. Riesige Schweißtropfen erschienen auf seiner Stirn. »Weiter, ihr Hulus! Schlagt kräftig zu!«
Wir schauten zu dem blumengesäumten Balkon empor und sahen den Notor stehen, Kov Erclan Rodiflor. Gedrungen und energisch und strahlend von Edelsteinen, stand er breitbeinig da, die Hände in die Hüften gestemmt, das Kinn mit dem schmalen schwarzen Bart gereckt, das breite düstere Gesicht auf die Szene im Hof gerichtet. Kov Erclan war auf der Rückreise nach Jikaida-Stadt. Ein Mann, der eine Aura der Macht und Autorität verbreitete und einen finsteren inneren Kern besaß.
Er trug kariert angeordnete hellblaue und schwarze Symbole wie seine Männer. Nun ja, er schaute herab, und wir hinauf, und er sah weder Pompino noch mich in den Schatten; seine dunklen Augen waren fasziniert auf die Auspeitschung gerichtet. Ich sagte mir, daß ich schon viele Männer wie ihn erlebt hatte, und gleich darauf gingen wir weiter, mit starren Gesichtern an den Wächtern vorbei, und als ich Kov Erclan das nächstemal über den Weg lief – nun, davon werden Sie hören, wenn es an der Zeit ist.
Pompino und ich waren nun wieder einmal Paktuns, verdingte Söldner, Leibwächter, Männer, die ihr Waffengeschick vermieteten und für das tägliche Brot ihr Leben aufs Spiel setzten.
Danach entwickelten sich die Ereignisse mit einem gewissen Tempo. Das Leben eines Paktun ist im Grunde langweilig und nur gelegentlich von plötzlicher Gewalt durchsetzt, die dann allerdings manchmal sein Ende bedeutet. Wir wurden mit bronzebesetzten Lederwämsern, grauen Hosen und Wadenstiefeln ausgerüstet. Als Waffen bekamen wir Thraxter, das gerade Hieb- und Stich-Schwert Hamals, Stuxes, ovale Schilde und je einen Dolch. Die grüne Tunika, die man mir schließlich reichte, wies links unten einen roten Fleck auf, darin befand sich ein säuberlich genähter Riß. Die Öffnung hatte wohl genügt, eine Speerspitze durchzulassen. Die Hose war jedoch frisch gewaschen, wofür ich dankbar war.
Pompino verzog das Gesicht. »Kleidung von Toten.«
Die Helme bestanden nicht aus Bronze, sondern aus Eisen, einfache Töpfe, die man uns über den Kopf stülpte und unter dem Kinn festband; Lederstücke verschlossen die Ohrenöffnungen und sicherten den Nacken. Ganz oben waren grüne, schwarze und blaue Federn zu einem Büschel zusammengeklemmt worden.
Dermaßen ausgerüstet, ritten Pompino und ich am nächsten Morgen auf dem Rücken unserer Totrixes als Angehörige der Eskorte Yasuri Lucrinas aus, der Vadni von Cremorra, auf dem Weg nach LionardDen, auch Jikaida-Stadt genannt.
Bald ließen wir die fruchtbaren Ländereien rings um Gertinlad zurück und kamen über Flüsse und durch Wälder in Landstriche, die immer wilder und bedrohlicher aussahen. Wir befanden uns in den Ländern der Morgendämmerung von Havilfar. Hier, in den uralten Ländern rings um das Nebelmeer, lagen jene Teile des großen südlichen Kontinents, die den Legenden zufolge in der Urgeschichte als erste von Menschen besiedelt worden waren. Pompino und ich waren fest davon überzeugt, daß die Herren der Sterne uns hierher geschickt hatten, um Yasuri zu schützen. Das ganze Unternehmen unterschied sich zumindest für mich dermaßen von früheren Ereignissen, daß ich es für ratsam hielt, den Ereignissen ihren Lauf zu lassen und nach Möglichkeit nicht den Zorn der Herren der Sterne zu erwecken.
Ein Aspekt erfüllte mich mit großer Dankbarkeit. Wegen der Unterschiede und der Vorwarnung verbitterte mich die Trennung von Delia diesmal nicht sonderlich. Natürlich litt ich unter der Trennung und hatte mir vorgenommen, möglichst schnell zu ihr zurückzukehren – wie ich mir früher
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