Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
beherrschen mußte. Ich zwang mich dazu, durchzuatmen. Warum ich mich so aufführte, wofür Zair mir verzeihen möge, dürfte Ihnen heute verständlicher sein als mir damals.
»Ich möchte, daß du, Nath Rathon, uns den ›Kopf des Rokveil‹ zeigst. Ich glaube nicht, daß du etwas dagegen sagen kannst.«
Er blinzelte. Seine Schlüssel klirrten. Er öffnete den Mund, schaute mich an und klappte die Lippen wieder zu. Sein fröhliches rundes Gesicht wirkte plötzlich erstaunlich lang. Er schloß den breiten Mund und sagte leise: »Wie du willst. Ich werde euch führen.«
»Gut«, sagte ich. Und lächelte liebenswürdig.
Nachdem unsere Vorbereitungen getroffen waren, wagten wir uns in das rosagoldene Licht der Frau der Schleier hinaus. Es war nicht weit. Wir gaben uns als Nachtschwärmer, die sich vergnügen wollten, und sangen laut. Die Frage, wer die Voller fliegen sollte, bereitete uns keine Probleme. In unseren Reihen gab es Gefolgsleute von hochstehenden Persönlichkeiten und Abenteurer, für die der Umgang mit solchen Maschinen etwas Alltägliches war.
Der ›Kopf des Rokveil‹ entpuppte sich als eindrucksvolles Etablissement, erhellt von zahlreichen Laternen, hinter Säulen und Fenstererkern. Die Schänke platzte förmlich vor Gästen. Tyfar und ich versteckten unsere kostbaren Rüstungen wieder unter den Mänteln und hatten keine Mühe einzutreten. Unser Auftreten als Notors hatte uns schon problemlos Zutritt in die Stadt verschafft und half auch hier. Die Stadt wurde von den hohen Herren regiert. Und die einfachen Leute erhofften sich von Hamal eine Verbesserung ihrer Lage. Ein wahrhaft kolossaler übler Scherz zu Lasten unschuldiger Menschen!
Nath Rathon erschien geckenhaft herausgeputzt, was bei ihm wohl normal war. Jaezila hatte sich ein schlichtes, aber gleichwohl atemberaubendes Abendkleid geliehen, das aus pfirsichfarbenem Sensilstoff bestand. Rathon hatte es einer der Frauen aus seiner Schänke abgeschwatzt, zusammen mit etlichen Schmuckstücken, die allerdings nicht echt waren. Kaldu hatte sich eine dunkelgrüne Abendrobe umgehängt. Bis auf Jaezila waren wir sichtbar bewaffnet, was durchaus zu unserer Aufmachung paßte.
Die Türsteher wollten uns diensteifrig die Mäntel abnehmen, aber Rathon plapperte, dies sei nicht nötig, er habe diese Gruppe gerade zufällig kennengelernt, wollte ihr nur eben das wirklich beste Lokal der Stadt zeigen und müßte gleich weiter. Nein, das wären keine Freunde von ihm, er kenne sie nicht, aber jetzt müsse er nach Hause zu seiner Familie in der Oststadt.
Der Majordomo dankte Rathon für seine Unterstützung; aber Rathon nuschelte nur etwas hinter der offenen Hand, nickte, lächelte kurz und verschwand sofort wieder. Wir wußten nicht, ob man ihm die Geschichte glauben würde.
Als wir die breite Treppe hinaufgingen, die von Sylvie-Statuen gesäumt war, sagte Tyfar: »Ich weiß nicht, ob das klug gehandelt war, Jak. Vielleicht hast du Nath in Gefahr gebracht, sollte man ihn erkennen.«
»Ach«, sagte ich leichthin, »der schlängelt sich schon durch!«
Insgeheim hätte es mich nicht betrübt, würde man Rathon auf die Spur kommen und aus Khorundur vertreiben. Ein hamalischer Agent weniger. Wir folgten der Treppe. Die Säle waren mit palastartigem Prunk eingerichtet. Zahlreiche Sklaven waren im Dienst, sinnlos mit Federn und Bändchen behängt, die kaum etwas verdeckten. Wein floß in Strömen. Aus den verschiedenen Gemächern ertönten Gelächter und Stimmengewirr; offenbar wurde dort ausschweifend gefeiert. Wir kamen an einem Zimmer vorbei, in dem ein Jikaida-Spiel lief, bei dem riesige Häufchen Gold auf das Ergebnis gewettet worden waren. Ebenso wurden Jikalla und Vajikry gespielt. Wir sahen keinen Raum, der dem Spiel der Monde gewidmet war, und das überraschte niemanden.
Zahlreiche Leute torkelten herum, obwohl es noch früh am Abend war. Allmählich drangen wir über weitere Treppen in die oberste Etage vor.
Manchmal überkommen mich urplötzlich nostalgische Erinnerungen an bestimmte Kämpfe, obwohl ich normalerweise zu sehr auf den bevorstehenden Kampf konzentriert bin. Wir fanden die Tür, die zum Dach führte, und traten ins Licht der kregischen Monde und Sterne hinaus.
»Wenn möglich, nehmen wir drei«, sagte Tyfar. »Sind wir uns darin einig?«
Er war sehr aufgeregt, zeigte sich aber beherrscht. »Heute abend setzen wir ein Zeichen für Hamal! Vergeßt das nicht!«
»Wie könnten wir es vergessen?« fragte Jaezila.
Tyfars Gesicht lief rot
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