Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
zu nennen und den neuen Leuten nicht zu offenbaren, daß er ein Zauberer aus Loh ist.«
»Na gut, wenn er's so haben will.«
Die anderen eilten vor, unter ihnen Hunch und Nodgen, und wickelten das Pappattu ab. Quienyin hatte seine blaue Robe und den Turban abgelegt und stand in einer einfachen braunen Tunika vor uns (zugegeben, an Saum und Kragen zeigte sich ein eingewirktes Silberband) und wurde als Naghan vorgestellt.
»Naghan was?« fragte Jaezila mit ihrer sympathischen Stimme und meinte die Frage ganz und gar nicht unhöflich. Ihr Lächeln bezauberte den alten Quienyin sofort.
»Naghan der Vergeßliche, so nennen mich einige, meine Dame. Aber bei dir wäre wohl der Name Naghan der Sehende angebracht. Wenn es dir recht ist, meine Dame.«
Ich konnte nur staunen. Welche unterwürfigen Töne von einem Zauberer aus Loh!
»Es ist mir recht. Naghan der Sehende. Ich habe einen Riesenhunger ...«
»Meine Dame!« Und schon hatte sich Hunch vorgedrängelt, von dem Wunsch beseelt, dieser vornehmen hübschen Frau, die da aus dem Nichts in unser Lager geschneit war, behilflich zu sein.
Wir aßen unsere restlichen Fleischvorräte auf.
»Wir ruhen zwei Burs«, erklärte Tyfar schließlich. »Dann fliegen wir los. Und wir lassen die Fluttrells frei. Mag sich darüber freuen, wer sie findet!«
»Wenn sie nicht lieber in der freien Wildbahn bleiben, Tyfar, wie es jeder gern täte, der erleben muß, wie du ...«
»Was immer aus den Fluttrells wird«, sagte ich hastig, »sie haben uns gute Dienste geleistet. Jetzt wollen wir uns alle hinlegen – und ich übernehme die erste Wache.«
Jaezila und Tyfar starrten sich aufgebracht an. Ich seufzte. Wie zwei Kampfhähne waren die beiden – dabei war die eine weiblichen Geschlechts, bei Krun!
Als wir in die milde Nachtluft aufstiegen, verbreitete die Jungfrau mit dem Vielfältigen Lächeln ihr verschwommenes rosafarbenes Licht. Tyfar gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß Jaezila mit mir fliegen wollte.
»Denn müßte ich ihre spitze Zunge erdulden«, sagte er, »käme es über kurz oder lang dazu, daß ich ...« Aber schon wandte sich Jaezila um, die nach mir in den Voller gestiegen war, lächelte ihn an und brachte ihn zum Verstummen.
Wir flogen über das schlafende Kregen dahin, das sich im Licht der Monde erstreckte. Zwei kleinere Monde bewegten sich schnell über den Himmel. Die Nachtluft war angenehm und kühl. Der Flugwind in meinem Gesicht, das wehende Haar, ja – und ein prächtiges Mädchen an meiner Seite! Nun, sie war nicht Delia, meine Delia aus Delphond, meine Delia aus den Blauen Bergen; aber ich spürte bereits, daß sich die beiden vertragen würden – und das war, bei Zair, wirklich ein seltsames Gefühl.
Jaezila sprach nur wenig, über unwichtige Dinge: von ihrer Mutter, die sie ins Herz geschlossen hatte, von ihren Brüdern und Schwestern, deren Namen sie allerdings nicht erwähnte. Es wäre ganz leicht gewesen, einen persönlichen Ton zu finden und ihr die Gefühle zu offenbaren, die ich für meine Kinder hegte und die der Verzweiflung nahe waren. Aber ich tat es nicht. Ich spielte einen Hamalier und mußte deshalb meine Zunge im Zaum halten.
Hunch und Nodgen saßen hinten im Voller. Wir rasten in nordöstlicher Richtung auf die Hauptstadt meiner Feinde zu.
Ich mußte eine Entscheidung treffen. Ich hatte die Absicht, in Süd-Pandahem zu landen und Turko den Schildträger aus seiner Jahrmarktsbude herauszuholen. Dann wollte ich in Vallia vorbeischauen, nur um mich zu vergewissern, daß dort alles in Ordnung war. Dabei kam ich mir wie ein Verräter vor, weil ich überhaupt die Möglichkeit erwog, daß Drak meine Hilfe benötigte. Anschließend sollte Hyrklana mein Ziel sein.
»Du bist nachdenklich, Jak der Sturr.«
»O ja, meine Dame. Ich muß daran denken, daß ich dich und Tyfar bald verlassen werde.«
»Oh!« fauchte sie. »Warum bringst du meinen Namen mit dem dieses Tölpels zusammen?«
»Ich bitte dich, junge Dame«, antwortete ich und hörte, wie hart meine Stimme plötzlich klang. »Du gehst mit Tyfar entschieden zu streng um. Er ist ein junger Mann voller Ideale und umfassender Ehrvorstellungen ...«
»Und stets bemüht, sich zum Gespött der Leute zu machen ...«
»Das stimmt. Aber wenigstens macht er sich damit keine Schande.«
Sie musterte mich mit geneigtem Kopf. Das Mondlicht schimmerte auf ihrem Haar. »Nein, ich glaube du hast recht. Aber er ist so ... so ...«
»Galant?«
»Ja, richtig!« Sie lachte mit zurückgelegtem
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