Saga von Dray Prescot 22 - Jikaida-Zyklus 04 - Ein Sieg für Kregen
hoch, dann lächelte er und nickte zufrieden vor sich hin.
»Die Armee sollte ursprünglich gut sechzigtausend Mann umfassen, Majister. Aber angesichts der Situation werde ich sehen, was ich tun kann.«
Mir ging der Gedanke durch den Kopf, daß dies eine ziemlich überflüssige Antwort war, als er hinzufügte: »Und ich danke dir, Majister.«
»Möge Opaz mit dir sein und dich in den bevorstehenden Kämpfen lenken.«
Daraufhin entfernte er sich mit seinen Paktuns. Und schon tauchte Enevon Ob-Auge auf, mein Erster Schriftgelehrter, ein Mann, dem ich vertraute und der sich auf Zahlen und Listen verstand. Alle nötigen Befehle wurden ausgefertigt.
»Die Stadt ist dann nur noch sehr schwach besetzt, Majis.«
»Aye, Enevon. Aber während wir im Norden und im Südwesten in der Offensive sind, kommen die Cramphs nicht zum Nachdenken. Sie werden alle Hände voll damit zu tun haben, sich zu verteidigen, und uns hier nicht angreifen können.«
Die bedrückte Atmosphäre, die während des Gesprächs mit Alloran geherrscht hatte, schien mit ihm verflogen zu sein. Enevon meldete, daß die Swarths, die ich hatte zusammentreiben lassen, in den Sleethställen am Merezo untergebracht worden seien und die Jungs von der Rennbahn sich um die neuen Zöglinge kümmerten. Meine Erfahrungen im Gekrümmten Land mit den verdammten Swarth-Reitern hatten mich davon überzeugt, daß swarthberittene Regimente uns nützlich sein konnten.
Ich steckte also mitten im Papierkrieg, der mich mit Abscheu erfüllt hätte, wenn es nicht um Vallia und Delia gegangen wäre. Ich wagte es nicht, direkt an Delia zu denken und mir vorzustellen, wie es ihr ergehen mochte. Sie war mit Aufträgen für die Schwestern der Rose unterwegs, einen Geheimbund, und erlebte offenbar interessante Abenteuer. Ich verzichtete bewußt darauf, mir durch einen Zauberer aus Loh in Lupu mitteilen zu lassen, wo sie sich befand.
In diesen Tagen suchten mich Quienyin und Bjanching zu Höflichkeitsbesuchen auf. Oh, beide befanden sich hoch im Norden, doch erschienen sie auf magische Weise in meinem Gemach, ein Umstand, der mich, wie Sie sich vorstellen können, sehr beruhigte, auch wenn die beiden Zauberer diese Kontakte eher als Routine empfanden.
Ein anderer Besuch machte mir besondere Freude. Silda, Segs Tochter, schaute vorbei. Sie könne nicht bleiben, sagte sie, denn sie sei auf der Durchreise. Ich stellte keine Fragen. Bestimmt arbeitete auch sie für die Schwestern der Rose.
Silda war schöner denn je, ein kluges, charmantes, glückliches Mädchen, das nur einmal kurz von ihrer Mutter sprach. Sie war auch sehr zielstrebig, soviel erkannte ich sofort. Sie hatte von Seg Charakterstärke geerbt und von ihrer Mutter einen Schuß warmherzige Munterkeit, die bei Silda nicht immer gleich zur Katastrophe führte. Hätte ich mir eine Schwiegertochter aussuchen müssen (und das mußte ich nicht – bei Vox! –, da sich Drak selbst entscheiden konnte), dann wäre mir keine eingefallen, die Silda Segutorio überlegen war.
Sie sprach davon, daß ihr Bruder Dray Segutorio inzwischen Hyr-Paktun sei und erst kürzlich von den Problemen erfahren habe, die uns plagten. Er sei auf dem Heimweg.
»Je eher er kommt, desto besser. Wir brauchen hier jeden Berufskämpfer, den wir bekommen können. Damit meine ich nicht Söldner. Der junge Drak hat ...« Und ich hielt inne. Ich wollte Drak vor Silda nicht zu offen kritisieren. Ich hatte gesehen, wie sie die Augenbrauen hob und die hübsch geschwungenen Lippen schürzte, wie sich ihre Wangen zu röten begannen. Silda würde für Drak kämpfen, aye, sogar gegen seinen eigenen Vater. Dazu wünschte ich ihr alles Glück Opaz'.
Plötzlich wechselte ihre Stimmung, und sie fragte: »Hast du nach deiner Rückkehr Königin Lushfymi von Lome schon gesehen, Onkel Dray?«
»Nein. Und es wird höchste Zeit, daß du aufhörst, mich ›Onkel Dray‹ zu nennen! Bei Zair! Da fühle ich mich gleich eine Million Jahre alt.«
»Verzeihung, Majister natürlich ...«
»Silda, Silda! Hör auf!«
Wieder fuhren ihre Augenbrauen hoch. Verdammt attraktiv waren diese Brauen – wie alles andere an ihr.
»Hör einfach auf, mich Onkel zu nennen! Was Königin Lust betrifft – ich wünschte, sie würde endlich nach Lome zurückkehren. Aber das kann sie natürlich nicht, die arme Frau. Nicht, wenn Yantong ihr nach dem Leben trachtet.«
»Arme Frau!« brauste Silda auf und fuhr ruhiger fort: »Es muß schlimm für sie sein. Tante Delias Vater bedeutete Königin
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