Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
uns auf vertrautem Gebiet. Delia und ich waren Partnerschaften eingegangen, getrennte Verbindungen. Und wir hatten beide unser eigenes Innenleben, das wir aber meistens miteinander teilten. Es blieben aber gewisse Räume zwischen uns, die nicht leer, entrückt, abgegrenzt, sondern mit dem Licht der Liebe angefüllt waren.
Delia erstaunte mich sehr, als sie nun berichtete, wie sie dafür gesorgt hatte, daß unsere Töchter im fernen Aphrasöe den Zelph-Fluß besuchten, um dort im heiligen Taufteich zu baden. Ich drehte sie zu mir herum. Ich schaute in das herrliche Gesicht hinab und sah dort die Liebe und den Stolz auf unsere Kinder – und den Trotz und auch ein wenig Unsicherheit und heimliche Nervosität?
»Wie verstohlen du doch bist, Delia aus Delphond! Bei Zim-Zair! Bringst unsere Mädchen dorthin, durch alle Gefahren – durch Todesgefahren ... warum ... warum ...?«
»Ja! Und dies erklärt auch, wo ich und die Mädchen waren. Wenn du mir erklärst, wo du zwischendurch gesteckt hast, geht es immer um deine komische kleine Welt mit nur einer winzigen gelben Sonne und einem silbernen Mond und nur Apims als Bewohner, ohne einen einzigen Diff, der das Bild bunter gemacht hätte. Ich halte deine Geschichte für viel absonderlicher als die meine!«
»Aber die Gefahren ...«
Ich spürte, daß ich am ganzen Leib zitterte. Wir hatten im heiligen Taufteich gebadet und hatten deshalb eine ungefähr tausendjährige Lebenserwartung und konnten davon ausgehen, daß sich unsere Wunden mit erstaunlicher Schnelligkeit schließen würden. Aber die Savanti nal Aphrasöe bewachten den Teich. Ihnen standen Ungeheuer zur Seite. Ich hatte dort etliche gefährliche Situationen überstanden. Und jetzt erzählte mir Delia in aller Ruhe ...!
Nun ja, als ich mich beruhigt hatte, erkannte ich, daß sie recht hatte. Wenn ich ehrlich sein wollte, war plötzlich ein Problem gelöst, mit dem ich mich herumgeschlagen hatte.
»Das erklärt aber nicht, wohin Lela jetzt wieder verschwunden ist«, sagte ich.
»Nein. Ich hoffe allerdings, daß sie nicht mehr lange fort sein wird. Sie nimmt ihre Pflichten sehr ernst, gegenüber Vallia, den SdR, ihrer Familie ...«
»Ha!«
»... und die Arbeit, die ihr anvertraut wurde.«
»Weißt du, was für eine Arbeit das ist?«
»Nein.«
»Wie viele heiratswillige Junggesellen mag sie allein in dieser Saison fortgeschickt haben? Man könnte fast ein Regiment damit aufstellen!«
Delia lachte. »Da hast du sicher recht! Lela hat sich noch für keinen bestimmten Mann entschieden. Damit hat's Zeit.«
Beim Gedanken an junge Männer, die in meine Töchter verliebt waren, fiel mir schmerzhaft ein, daß Barty Vessler tot war, Opfer eines heftigen, feigen Hiebs, den Kov Colun Mogper geführt hatte. Nun ja, mein Sohn Jaidar hatte sich diesem Rast auf die Fersen geheftet, wie auch seinem Komplizen Zankov ... Was für ein Durcheinander! Und doch war ich wie immer und fester denn je davon überzeugt, daß hinter allem ein großer Plan stand, ein umfassendes Gewebe von Plänen und Absichten, geschaffen von den Herren der Sterne, die mich nach Kregen geholt hatten, damit ich für sie arbeitete, und die mich jedesmal, wenn sie Lust dazu hatten oder mich für meinen dummen Trotz strafen wollten, zur Erde zurückversetzten.
»Es ist eine schlimme Stunde im Leben eines Mannes«, sagte ich, wandte mich zur Seite und setzte meinen Weg am Rand der Terrasse fort, »wenn er seine eigenen Kinder nicht erkennt und sie ihn nicht erkennen.«
»Aber du kennst sie doch jetzt alle, mein Schatz, alle außer ...«
»Lela.«
»Sie wird bald nach Hause kommen, dessen bin ich sicher. Aber ...«
Ich sah, wie Naghan Vanki den überhitzten Raum verließ, in dem der Hauptteil der Feier stattfand. Hastig schaute er die Terrasse entlang, drehte sich um, sah uns und marschierte sofort auf uns zu. Er trug einen eleganten, geschmackvoll gestalteten dunkelgrünen vallianischen Abendanzug. Schwarze und silberne Blätter bildeten eine Schmuckborte. Rapier und Dolch baumelten an seiner Hüfte. Die Mazilla bestand aus schwarzem Samt, wie es derzeit Mode war.
»Majister!«
»Was aber, Delia? Vanki ...!«
»Ich habe schon zu lange nicht von ihr gehört ...«
»Dann sollen Khe-Hi oder Deb-Lu sie in Lupu aufspüren. Bei Zair! Sollte sie in Gefahr sein ...«
»Nein, nein, das habe ich alles längst arrangiert. Wenn sie tot wäre, wüßte ich es.«
»Majister! Es gibt Neuigkeiten.« Naghan Vanki blieb vor uns stehen. Sein bleiches Gesicht war
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