Saga von Dray Prescot 23 - Spikatur-Zyklus 01 - Die Bestien von Antares
verkrampft wie eine Faust. »Meine Agenten melden, daß sie die Spur von Voinderam und Fransha gefunden haben.«
»Von wem?« fragte ich.
Delia schaute mich an.
Vankis Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
Dann sagte ich: »Verstehe. Das ist ja eine gute Nachricht. Sag mir, wo sie sind, ich breche sofort auf.«
Obwohl Naghan Vanki der Erste Spionageleiter des Reiches war, gab es im Land nur wenige Leute, die das wußten. Unter den hier in den Räumen der Bankierszunft versammelten Edelleuten und Bankfachleuten gab es wohl etwa nur ein halbes Dutzend, das eingeweiht war.
Abgelenkt von dem Eindringling, würden die Leute bald zu tanzen aufhören und sich auf der Terrasse in diskreter Entfernung zusammenfinden. Am Tag des Segensreichen Opaz nahm man es mit dem Protokoll nicht mehr allzu genau, nachdem alle Förmlichkeiten des Tages bewältigt waren.
»Aber, Majister ...«, sagte Vanki.
»Du ...« Delia schüttelte den Kopf.
Einige meiner Leute näherten sich. Viele von ihnen kennen Sie bereits, viele haben noch keine Erwähnung gefunden. Aber auf jeden Fall waren sie Freunde, gute Freunde. Ihnen lag mein Wohlergehen am Herzen. Ich sagte: »Ich werde dem geflohenen Liebespaar folgen und sehen, was es vorzubringen hat. Immerhin kann niemand die beiden wegen ihrer Handlungsweise verurteilen.«
Zweifelnd blies Trylon Marovius die Wangen auf.
»Du bist der Herrscher, Majister. Es gehört sich nicht, daß du solche ziellosen Ausflüge unternimmst. Schick deine Leute – ich würde gern freiwillig gehen.«
»Ja«, warfen andere ein, und immer mehr Stimmen riefen: »Ich gehe! Und ich! Und ich auch!«
Sie alle meinten es gut; ihre Sorge war es, daß ihr Herrscher nicht einfach zwei Flüchtlingen folgen und sich in unbekannte Gefahren begeben sollte. Ich nehme an, mein altes häßliches Gesicht begann jenen wilden Ausdruck zu zeigen, von dem man mir versichert, daß er an den eines angreifenden Dinosauriers erinnert.
Delias Stimme klang mir warnend ans Ohr. »Dray ...«
»Da soll mich doch ...!« entfuhr es mir. »Bin ich nicht der Herrscher? Kann ich nicht einfach losziehen und auch mal eine Gefahr auf mich nehmen?«
Solches Gerede gefiel meinem Gefolge gar nicht. Lord Pernalsh schüttelte den Kopf. Er war größer als ich und breitschultriger, ein wahrer Menschenberg.
»Nicht, solange ich lebe, Majister!«
Zustimmendes Gemurmel wurde laut. Vanki flüsterte mir stockend ins Ohr: »Meine Leute kümmern sich darum.« Als ich mich umdrehte, um ihm zu antworten, war er nicht mehr da. Auf seine gewohnte Art war er in den Schatten verschwunden, als die Menge sich näherte. Er war eben Spionageleiter, dieser Naghan Vanki in seinem schwarzsilbernen Gewand, ein Bursche, der verdammt schwer zu fassen war.
Delia machte verstohlene Zeichen, und die Menge begann sich aufzulösen. Ein Hauch jener schmollenden Hilflosigkeit, die den alten Herrscher, Delias Vater, umgeben hatte, schien ziemlich früh auch schon auf mich abzufärben, bei Vox! Ich kam mir vor wie in einem Käfig. Ich fühlte mich wie ein edles Raubtier, das im Käfig angekettet auf die Arena wartet.
Ich, Dray Prescot, ein mächtiger Herrscher, war eingeschlossen.
Wir waren wieder allein.
»Es sieht so aus ...«, wollte ich Delia das Gefühl erklären, abgeriegelt zu sein, abgeschottet vom sprudelnden Leben Kregens.
Delia gab mir keinen Pardon.
»Das Problem mit dir ist, Dray Prescot, daß du dir selbst leid tust!«
6
Lord Farris landete und brachte neue Probleme. Als Kommandant des Vallianischen Luftdienstes hatte Farris das Recht, mit einem Flugboot herumzufliegen. Allerdings waren solche Boote denkbar knapp. Dringend mußte Nachschub besorgt werden. Ich begrüßte Farris freundlich, denn seine Loyalität gegenüber Delia erfreute mein Herz, und schon wandten wir uns den jüngsten Sorgenbringern zu.
Jedenfalls hatte ich beim Ball in der Bankierszunft als letzter lachen können. Die Leute, die dem geflohenen jungen Paar folgten – das sich in einer Schänke vergnügte –, meldeten, daß es sich gar nicht um Voinderam und Fransha handelte.
Da konnte ich es mir schon leisten, auf Kosten der anderen zu lachen.
Farris saß mir in meinem kleinen Arbeitszimmer gegenüber und kostete seinen Wein; es war Abend.
»Thema sind die Sklaven, die wir befreit haben«, meldete er. »Sie haben ihre Grundstücke und ihren Vorrat an Saat und Geräten und Vieh erhalten, und sie arbeiten auch ganz tüchtig – allerdings weiß ich nicht recht, ob sie sich
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