Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
geführt. Durchaus möglich, daß ich in Lebensgefahr schwebte. Vielleicht war die Fristle-Bademeisterin schon dabei, die Wachen zu alarmieren.
Ich starrte Orlan Mahmud an.
»Warum ist es dir nicht gelungen, Prinzessin Lildra zu befreien?«
Er schnappte nach Luft und torkelte einen Schritt zurück. Die Reaktion war nicht gespielt; er war ehrlich schockiert.
»Still, ich bitte dich!« Er sah sich um und erbleichte. »Woher... woher weißt du das? Wenn das bekannt würde... das Jikhorkdun...«
»Aye, sie würde sich ihren Spaß mit dir machen.«
»Ja, ich verabscheue seit einiger Zeit die Arena.«
»Dein Verhalten läßt mich vermuten, daß du heute abend Leute zu Gast hast, die die Gunst der Königin genießen - so wie du -, und nicht jene, die deine eigentlichen Wünsche teilen.«
Er nickte und sagte: »Ein ganz formeller Empfang. Langweilig. Ich bin verheiratet und habe zwei Zwillingspärchen als Kinder. Das bringt Verantwortung. Was weißt du von Prinzessin Lildra, der Opaz beistehen möge?«
»Ich kämpfe - im Augenblick - gegen Hamal. Ich habe Kenntnis von Verschwörungen erlangt, die das Ziel haben, Hyrklana ins hamalische Lager zu ziehen. In Vallias Interesse kann mir daran nicht liegen. Ich meine, wenn anstelle von Königin Fahia Lildra auf dem Thron säße, sähe die Welt viel angenehmer aus.«
»Dann ist dir bekannt, daß Fahia neuerdings eher für Hamal eingestellt ist? Sie meint, daß dort ihr Vorteil liegt. Das gemeine Volk mag die Hamalier nicht, wie dir bekannt sein dürfte. Ich finde große Unterstützung.«
Ich blickte ihm starr ins Auge. Er hob das Kinn und erwiderte offen meinen Blick. Schließlich war er der Erste Minister der Königin.
»Möchtest du womöglich König von Hyrklana werden, Orlan?«
»Nein, Majister!« antwortete er wie mit der Armbrust geschossen. Ich glaubte ihm. Er hatte es stets vorgezogen, seine Macht aus dem Hintergrund auszuüben.
Ehe ich ihn weiter befragen konnte, sagte er: »Du bist hier nicht sicher. Ich suche dir etwas anzuziehen und Waffen.« Für einen guten Krieger gehören diese beiden Dinge stets zusammen. »Dann können wir uns in Ruhe unterhalten. Nach diesem verdammten Empfang. In meinen Gemächern.«
»Gut. Aber noch eine Frage - wo versteckt Fahia Prinzessin Lildra?«
»Im Jasminturm im Schloß von Afferaru.«
Wieder schien jene bebende Erregung von ihm Besitz zu ergreifen. Ohne größenwahnsinnig zu erscheinen, durfte ich wohl annehmen, daß ihn der Besuch eines Herrschers in Sklavenkleidung in seinen Badegemächern beeindruckte; aber das war nicht alles, und dieses zusätzliche Element stellte mich vor ein Rätsel. Offenkundig wartete er auf ein bestimmtes Wort von mir. Ich kratzte mir den Rücken und schaute zur Tür.
»Ja, es wäre wirklich angebracht, daß ich verschwinde. Ich bin hier, um dich zu sprechen. Wolltest du mir noch irgend etwas sagen?« Ich musterte ihn eingehend, und - bei Vox! - er begann wie ein grinsender Lurfing zu lächeln. Die Begegnung war, bei Opaz, wahrlich sehr sachlich gewesen. Als ich weitersprach, lag ein gewisser ungeduldiger Ton in meiner Stimme. »Mein Besuch scheint dich nicht sonderlich zu überraschen.«
»Tut er aber, o ja! Und andererseits auch nicht, Majister.« Er lachte frei heraus. »Es überrascht mich nur, dich hier in Sklavenkleidung anzutreffen, wo du doch mit deinem Gesandten höchst amtlich an die Vordertür hättest kommen können. Als Herrscher von Vallia wärst du uns willkommen...«
»Ich, Drak das Schwert, sollte Königin Fahia willkommen sein?«
»Nein, natürlich nicht. Aber... warum bist du hier, Majister, wenn nicht, um das mühsame Werben deines Sohnes zu unterstützen?«
Ich starrte ihn verständnislos an.
»Mein Sohn?«
»Aber ja doch, Prinz Jaidur. Auf deinen Befehl hin hat er doch alle hohen Herren und Damen von Huringa bearbeitet, damit sie sich mit Vallia verbünden!«
Hätte ich einen Hut getragen, so wäre er jetzt zu Boden geschleudert und mit Füßen malträtiert worden.
Bei den widerlichen inneren Organen Makki-Grodnos!
»Jaidur ist hier?«
»Willst du behaupten, du wußtest das nicht?«
Manchmal können sich Herrscher Freiheiten herausnehmen, die sich bei anderen unhöflich ausgemacht hätten. Ich antwortete nicht direkt, sondern sagte: »Verschaff mir ein sicheres Versteck mit Kleidung und Waffen, dann unterhalte ich mich mal mit dem jungen Jaidur.«
»Sofort, Majister.«
Die Türen begannen sich zu öffnen, und sofort tönte der Lärm des Empfangs lauter
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