Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
Gras liefen, waren wir von Kopf bis Fuß in eine übelriechende Masse eingehüllt. Wir mußten einen jämmerlichen Anblick geboten haben. Noch immer sagte Lildra nichts; sie atmete nur schnell und gleichmäßig und hielt sich zurück, als müsse
sie gegen eine Wut ankämpfen, die ihre Welt aus den Angeln gehoben
hätte. Wir liefen durch die Dunkelheit. So wurde Prinzessin Lildra gerettet. Es war einfach eine schrecklich nasse Sache.
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In den nachfolgenden Tagen, die voller Sonnenschein und Wärme waren, begann sich in mir die Hoffnung zu rühren, daß ich mich irgendwann mal wieder trocken fühlen könnte. Lildra plagte sich mit einer kleinen Erkältung, über die sie sich ärgerte und die ihr mein Mitgefühl einbrachte, denn immerhin hatten mich die Savanti nal Aphrasöe von ärgerlichen Behinderungen dieser Art ein für allemal befreit. Wir schlössen uns den Rebellen an, die einen ziemlichen Zulauf hatten, so daß wir bald über eine kleine Armee verfügten, zerlumpt und von ausgesprochen schlechter Disziplin, gleichwohl aber der Zellkern jener Streitmacht, die Königin Fahia stürzen würde.
Wir säuberten das Gebiet rings um das Schloß von Afferatu und marschierten weiter, wobei wir ständig Verstärkung erhielten. Die Nachricht, daß Prinzessin Lildra gekommen sei, das Land zu befreien, verbreitete sich mit der Schnelligkeit von Himmels-Zorcas, so daß wir von den armen Leuten überall mit offenen Armen empfangen wurden, während sich die Reichen und Mächtigen des Landes zurückhaltender zeigten. Orlan Mahmud nal Yrmcelt, der Erste Minister des Landes, schickte einen General in den Kampf. Die Rebellion nahm Fahrt auf, denn jeder wartete auf die Ankunft von Prinzessin Lildra. Sie war der Angelpunkt. Ohne sie, das mußte ich einsehen, hätte die Rebellion kein erfolgversprechendes Ausmaß annehmen können.
Orlans General, ein Mann, dessen Eltern auf brutale Weise in die Arena getrieben wurden, weil Fahia sie einer Verschwörung für schuldig hielt, war ein ruhiger, nachdenklicher Bursche mit schiefer Nase. Er nannte sich Nath der Rächer, hieß aber in Wirklichkeit wohl nicht so. Er versuchte, dem wilden Haufen der Rebellen eine gewisse Ordnung zu geben. Ich blieb dabei diskret im Hintergrund und behielt Lildra im Auge. Sie, das wußte ich, war der Grund meines Hierseins, und ihre Sicherheit war meine vordringlichste Aufgabe.
So marschierten wir in nördlicher Richtung über die Insel - unser Ziel war Huringa, die Hauptstadt. Die Bevölkerung verriet uns aktuelle Truppenbewegungen, so daß wir Konfrontationen aus dem Weg gehen konnten, während wir an Stärke zunahmen. Ich war es zufrieden, alle diese Dinge Nath dem Rächer zu überlassen. Es konnte nicht mehr lange dauern, da würden Königin Fahias Soldaten unseren bunten Rebellenhaufen finden -und dann würden wir sehen müssen, aus welchem Stoff der Aufstand gemacht war.
In dieser Zeit unterhielt ich mich oft mit Lildra und erfuhr einiges von ihrer Geschichte, auch wenn sie im Grunde nicht viel zu erzählen hatte. Sie war in der luxuriösen Gefangenschaft, die Fahia ihrer Schwester Prinzessin Lilah aufzwang, geboren worden. Lildra hatte eine einfache, schnörkellose Bildung genossen, und es gab viele Dinge, von denen sie keine Ahnung hatte. Eines Tages traf ich sie auf einer kleinen Lichtung
an, wo sie hektisch mit Charldos Schwert herumhackte.
Hochmütig sah sie mich an.
»Du bist, glaube ich, ein großer Jikai, ein Hyr-Paktun, auch wenn du den Zhantilkopf nicht vor der Brust trägst. Ich habe gesehen, wie du mit dem Thraxter umgehst, und befehle dir, mir diese Kunst beizubringen.«
»Wenn es dein Wunsch ist...«
»Ich befehle es dir!« Natürlich gefiel ihr die Bewunderung, die ihr von den hohen Herren und Damen entgegengebracht wurde, die als Gegner Fahias immer häufiger zu uns ins Rebellenlager strömten. Allerdings glaubte ich nicht, daß sie sich würde verderben lassen. Vielmehr sah ich in ihr eine Offenheit und seelische Frische, die einer jungen Dame, die dereinst Königin sein würde, sehr gut anstanden.
Dennoch machte es ihr Spaß, mir vorzuführen, daß sie Prinzessin war. »Ich befehle dir, mir die Schwertkunst beizubringen, Jak!«
Ernst sagte ich: »Ich kann dich nicht unterrichten. Nur du und deine Seele können lernen. Außerdem hat es nicht mehr viel mit Kunst zu tun, wenn es darum geht, mit dem Schwert zu töten.«
Solche Worte gefielen ihr ganz und gar nicht, standen sie doch im Widerspruch zu ihren romantischen
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