Saga von Dray Prescot 24 - Spikatur-Zyklus 02 - Der Rebell von Antares
Zorn ließ seine Adern anschwellen. Er war ein Mann, ein großer Krieger, ein Krozair von Zy, und setzte sich im Auftrag der Schwestern der Rose insgeheim für Vallia ein - und wurde nun hier ausgeschimpft wie ein kleiner Junge. Also, bei Zair, hätte ich das nicht schon viel früher tun sollen - während ich statt dessen zur Erde verbannt wurde?
Trotzdem fügte ich hinzu: »Du hast das Recht, dein Leben im Jikhorkdun fortzuwerfen. Du hast das Recht zu tun, was du für richtig hältst. Ich kann dir nur raten und versuchen, dich zu lenken - und deine Ehre ist allein deine Sorge. Aber was ich für wahrhaft ehrenvoll hielte - wenn du dich für die Rebellion einsetztest und eine möglichst große Streitkraft gegen die Stadt führtest, während ich die Kaidurs innerhalb der Mauern zum Aufstand anstachle. Ich finde, es wäre deiner Ehre abträglich, solltest du etwas anderes tun. Aber die Entscheidung liegt bei dir. Und hör mir gut zu, Jaidur, ich respektiere dich als Sohn viel zu sehr, um dich herumzukommandieren. «
»Respekt!« rief Jaezila. Sie lachte nicht, doch schimmerten ihre Augen. Und tatsächlich schien sie ein wenig von dem zu verstehen, was ich mit unsicheren, mangelhaften Worten nicht auszudrücken vermochte.
»Also, da sprichst du ja mit einer völlig neuen Stimme«, sagte Jaidur. »Zuerst sagst du: >Du darfst nicht gehen<, wie eine weinende Mutter, die ihren Sohn davon abhalten will, in den Krieg zu ziehen. Und plötzlich heißt es: >Du mußt tun, was du für richtig hältst<, wie ein Jikaidast, der seinem Gegner spöttische Ratschläge gibt, wie es nun ziehen soll. Und? Dabei bist du angeblich mein Vater, und ich bin dein Sohn, und dies hier ist meine Schwester Lela - und das wissen wir schon von dir...«
»Vax Neemusbane*, Jaezila.«
»Ja, schön und gut - aber daß ich draußen herumlungern soll, während du dich im Jikhorkdun vergnügst...«
Da platzte mir der Geduldsfaden.
»>Vergnügst?<« Ich hob eine Faust. »In der Arena? Ich soll mich da vergnügen!«
»Also...«
»Wenn ich dich dabei erwische, wie du der Arena auch nur nahe kommst, junger Jaidur, erteile ich dir eine Abfuhr, daß du einen Monat lang nicht mehr Zorca reiten kannst! Was würde deine Mutter dazu sagen? Denk einmal an sie, um Zairs willen! Kregen ist auch so schon gefährlich genug!«
Nun lachte Jaezila wirklich und trat vor und sagte auf ihre eigene forsche Weise: »Du wechselst schon wieder den Kurs, Jak. Jaidur weiß durchaus, wo seine Pflichten liegen. Wir werden alles gegen die Stadt aufbieten, sobald wir dein Signal erhalten haben, daß du zum Aufstand bereit bist. Aber lieber früher als später.«
»Einverstanden.«
»Und, Vater, ich wünsche dir, daß Opaz durch die Unsichtbaren Zwillinge dein Schwert lenken und deinen Arm kräftigen möge...« Jaezila schaute mich betrübt an. »Mir gefällt dies alles nicht, bei Vox, wahrlich nicht!«
»Nun ja...«, begann Jaidur.
Ich beendete die Diskussion.
»Nun fliegt los. Verliert eure Zuversicht nicht. Wenn das Zeichen kommt, müßt ihr bereit sein, sonst ist es um uns alle geschehen.«
Jaezilas Gesicht, das sich nur gelegentlich durch ein Lachen erhellte, bedrückte mich. Sie war zwar willensstark, doch im Grunde eher für Sonne und Lachen geschaffen. Wenn Lela sich deprimiert zeigte, hatte sie wichtige, grausame Gründe. Natürlich bedrückte es mich, daß ich ihr wieder mal Kummer machte.
Orlan bestätigte, daß er verhaftet und in seiner eigenen Villa festgesetzt worden sei, um Boten und Besucher in die Falle zu locken. Er war dem Großen Verhör bisher entgangen, obwohl das zweifellos noch angestanden hatte, sobald genügend Rebellen ins Netz gegangen waren. Fahia schien zwischen Zuversicht und Zweifeln zu schwanken, und niemand war in ihrer Gegenwart sicher. Ihre pechschwarzen Neemus litten sicher selten Hunger.
Leise sagten wir unsere Remberees, dann stiegen die Luttrells auf. Besorgt schaute ich zum Himmel empor. Sollte eine hyrklanische Luftpatrouille auftauchen, bekamen unsere Freunde Ärger. Aber an einem Tag der Spiele drehte sich vieles um das Jikhorkdun, und das sonstige Leben verlief oft langsamer. So machte ich mich nicht ohne einen Schauder der Vorahnung auf den Weg in die Arena.
War es töricht, mich neuen Schrecknissen auszusetzen? Natürlich. Aber was hätte ich sonst tun sollen? Aus heutiger Sicht ist es kein Problem, sich ein Dutzend verschiedene Wege vorzustellen, die ich hätte einschlagen können, doch von ihnen allen, so möchte ich
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