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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden. Dabei würde sie kaum anders aussehen als heute. Es gab nur winzige Spuren, an denen man das Alter eines Kregers ablesen konnte.
    Und Delia würde bis ins hohe Alter wie das junge Mädchen aussehen, das sie innerlich war. War das angenehm? Nun ja, mit der Zeit würde es sich erweisen.
    Mindestens vier Frauen, mit denen sie auf dem Weg zum Turm der Herrin ins Gespräch kam, begegneten ihr, so glaubte sie, nicht zufällig.
    Yzobel klickte mit ihrem Dolch.
    »Frech«, sagte sie und bewegte die Nasenflügel.
    Yzobel konnte sich ein aufmüpfiges Verhalten erlauben, was Delia auch genau wußte. Nach den Erfordernissen der Disziplinen konnte keine Schwester von einer anderen so herabwürdigend sprechen, ohne streng ermahnt zu werden. Aber es wirkte irgendwie geplant, wie hochrangige Schwestern in der Gegend herumspazierten, während Delia zur Herrin geführt wurde.
    Klare Worte fielen nicht. Offenbar wollte jede nur ihre Gegenwart unter Beweis stellen. Delia vermutete, daß diese Dinge sich noch verstärken würden, ehe endlich die Deldars aufgereiht und die eigentlichen Probleme besprochen wurden.
    Die Herrin der Schwestern der Rose konnte ihre Gemächer natürlich nur im Turm der Rose haben.
    Dieses Bauwerk war Delias Ziel.
    Die efeubewachsenen grauen Mauern schienen im grellen Sonnenlicht etwas Kühlendes auszustrahlen. Der Torbogen schloß sich über ihrem Kopf. Die Teppiche unter ihren Füßen bestanden nicht nur aus Walfarggewebe; es gab auch viele einfachere Läufer. Sie erstieg die Schwarzholztreppe, dann wurde einmal kurz geläutet, und die Tür öffnete sich. Die alte Rosala lächelte und trat zur Seite, um die Besucherin zur Herrin zu führen.
    »Es geht dir gut, Rosala?«
    »Ein bißchen Gicht im linken Ellenbogen, meine Liebe. Ansonsten bin ich so munter wie eine Grille - dabei werde ich bald zweihundertundzehn.«
    Der Weg führte durch einen mit Teppichen ausgelegten Korridor, an dessen Wänden Trophäen von vergangenen Taten kündeten. Der Raum der Herrin, der sich am Ende befand, erschien Delia unverändert. Dann aber runzelte sie die Stirn. In einer Ecke stand ein richtiges Bett, kein Tagessofa, halb verdeckt durch einen Vorhang.
    Dieses Bett war neu hier, war etwas Ungewöhnliches.
    Die meisten Gardinen und Wandbehänge schimmerten hellrosa wie ein durchscheinender Zim-Abendhimmel, nachdem Genodras schon unter dem Horizont versunken war. Wenn Zim nach langem Wechselzyklus dann zuerst unterging, sah der Abendhimmel farblich ganz anders aus. Das übrige Mobiliar hatte sich nicht verändert - polierte, gepflegte Stücke, jedes an seinem Ort, jedes mit einem eigenen Zweck. Der Balassholzschreibtisch stand wie immer vor der Krümmung des südwestlichen Turmfensters.
    Die Herrin stand nicht auf, um Schwester Delia zu begrüßen. Mit bleicher Hand deutete sie auf den Sitz, der vor dem Schreibtisch stand. Delia kam der Aufforderung nach.
    Sollte man anmerken, daß lebhafte Erinnerungen an ihre Jugend in ihr aufstiegen? Eine sicherlich triviale Regung, die andererseits nicht verschwiegen werden sollte.
    Der Duft der Blüten, die sich in Trögen an der Wand hinzogen, beflügelte die Erinnerungen noch mehr! Die Flick-Flick-Pflanze auf dem Fensterbrett, die dort Fliegen fangen sollte, mußte bestimmt wie eh und je mit der Hand gefüttert werden. Delia bemerkte aber auch einen neuen Duft. Vorsichtig erkundete sie seine Bedeutung. Medikamente. Aha - plötzlich glaubte sie zu verstehen, was es mit den zufälligen Begegnungen im Hof und in den Korridoren auf sich hatte.
    »FarilSheon, Deli«, sagte die Herrin förmlich. Ihre Stimme weckte weitere Erinnerungen; allerdings klang die Stimme schwächer, der klare Glockenklang war verschwunden. Delia saß aufrecht und mit zusammengelegten Füßen da, die Hände in den Schoß gelegt, den Kopf gehoben. Sie schaute die Herrin an.
    Hier im Allerheiligsten der Schwester der Rose war das Geheimzeichen nicht erforderlich.
    »SheonFaril, Herrin«, sagte Delia.
    »Ich bin überaus froh, dich zu sehen. Du hast mir Sorgen gemacht.«
    Es hatte eine Zeit gegeben, da die Herrin einen ausgewachsenen Mann über den Kopf heben und eine ganze Treppe hinaufschleudern konnte. Jetzt schaffte sie das vielleicht noch mit einem mittelgroßen Hund. Ihr faltenloses Gesicht zeigte in den Flächen und Schatten nur Weisheit, Erfahrung und Schmerz. Die Augen waren so strahlend und braun wie eh und je.
    Sie trug wie Delia das rosarote Gewand. Der Gürtel, an dem der lange vallianische Dolch hing,

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