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Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia

Titel: Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Groll hegten. Ja, und wer hatte in dieser sündigen Welt nicht diesen oder jenen Vorbehalt?
    »Die Herrin«, sagte Delia und versuchte trotz ihrer lähmenden Unsicherheit selbstsicher und aufmunternd zu sprechen, »wird bald wieder auf den Beinen sein…«
    »Selbstverständlich. Aber für wie lange? Ich äußere mich sonst nicht so offen, meine Liebe. Aber ich finde wirklich, du solltest…«
    »Thalmi, wenn du mir überhaupt Zuneigung entgegenbringst…«
    »Delia! Ich bitte dich!«
    Die Gesänge der Rosenstadt schwangen sich in diesem Augenblick zu herrlichen hohen Tönen empor, und eine Zeitlang konnte sich kein Sterblicher, der musische Gaben sein eigen nannte, dieser Wirkung entziehen, sondern mußte sich lauschend einer inneren Wirklichkeit zuwenden. Die klaren jungen Stimmen sangen mit einer Reinheit, die noch von keinem modischen Beiwerk geschmückt war, und kündeten von großartigen Zeiten und bemerkenswerten Taten. Thalmi lauschte, kostete von ihrem Wein und wartete, bis die langen Kadenzen verstummten. Unter den Deckenbalken des Kleinen Saals breitete sich schließlich das Schweigen aus, öde und doch von inneren Echos widerhallend.
    »Die Gesänge der Rosenstadt«, sagte der Vizemarschall. »Die gehen dir natürlich besonders nahe, Delia.«
    »Uns allen, meine ich! Sie berichten von der Rose, nicht wahr?«
    Als habe sie eine junge Novizin vor sich, sagte die Vizemarschallin: »Die Gesänge der Rosenstadt sind ein mindestens dreitausend Jahre alter Sagenzyklus. Sie behandeln vorwiegend die Taten eines halb legendären, halb historisch belegten Menschengottes. Dieser Mann hieß Drak. Ein Name, der dir nicht unbekannt sein dürfte…«
    »Du brauchst mir das nicht vorzutragen, Thalmi. Ich weiß, was du damit andeuten willst. Meine Familie. Nun ja… Mein Sohn Drak wird Herrscher sein. Das ist alles geregelt. Anschließend, meine Liebe, werde ich frei sein, eigenen Neigungen zu folgen. Auf diesen Tag freue ich mich.«
    »Wenn ich dich nicht besser kennte, würde ich jetzt von Undankbarkeit sprechen.«
    »Wenn ich undankbar bin, dann bin ich es eben.«
    »Wen siehst du denn - gefühlsmäßig - noch als Kandidatin?«
    »Das Urteil darüber steht mir nicht zu!«
    »Jeder wird darüber urteilen müssen - auch du.«
    »Mag sein.« Delia lachte auf.
    »Aber da irrst du, Schwester!« Thalmi bewegte den Zeigefinger der rechten Hand hin und her, während die linke Hand einen Kelch umfaßte, der mit einem erstklassigen Gremivoh gefüllt war. »Nur weil du den Posten der Herrscherin abgibst - zweifellos wird Drak zu gegebener Zeit Königin Lust heiraten…«
    »Das glaube ich nicht!« sagte Delia energisch und etwas gespreizt.
    »Nein? Na, egal. Der springende Punkt ist folgender: Er hat auf deine Pflichten gegenüber den SdR keinerlei Einfluß, ob du Herrscherin bist oder nicht. Und das weißt du genau!«
    »Das habe ich selbst lange Zeit geglaubt. Ein Teil von mir glaubt es noch immer. Aber ich habe mich verändert. Als junges Mädchen kam ich gar nicht auf den Gedanken, einmal Herrscherin zu sein, denn jedermann sprach von meinem Vater, dem Herrscher, und von meinem Großvater, dem Herrscher. Meine Mutter - wir nannten sie liebevoll Lela - war in meinen Augen niemals auch nur annähernd eine Herrscherin. Und ich glaube ehrlich nicht, daß sie sich jemals so gesehen hat. Sie heiratete meinen Vater aus Liebe und war es zufrieden, an seiner Seite zu leben. Ihren Tod hat er nie überwunden.«
    Delia verschwieg, wie sie sich beinahe gegen ihren Willen gefreut hatte, daß ihr Vater schließlich eine neue liebevolle Bindung zu Königin Lushfymi aus Loh eingegangen war. Wegen Königin Lusts echter Liebe zum Herrscher hielt Delia es nicht für möglich, daß die ehrgeizige Königin Drak wirklich lieben konnte. Außerdem war eigentlich die Verbindung zwischen Drak und Segs Tochter Silda vorgesehen. Allerdings würde das nicht ohne gründliche Planungen und Vorbereitungen abgehen, bei Vox!
    Ferner sprach Delia nicht davon, daß Vomanus, ihr Halbbruder, der ersten Ehe ihrer Mutter entstammte. Sie hatte ohnehin genug Sorgen und sah zu viele Hindernisse. Wenn es nur darum gegangen wäre, Herrin der SdR zu sein und sonst nichts, hätte sie die Nominierung angenommen und wäre dann mit ziemlicher Sicherheit auch gewählt worden. Doch so wollte sie eigentlich nur bei ihrem Mann sein. Die SdR konnte sich eine Zeitlang selbst verwalten.
    Mit der rechten Hand fuhr sie sich über den linken Arm, vom Handgelenk zum Ellbogen und zurück,

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