Saga von Dray Prescot 28 - Pandahem-Zyklus 02 - Delia von Vallia
Vorführung der Schlangenmenschen und der der Tänzerinnen gab es allerdings einen Unterschied, der Delia nicht entging.
Die Männer applaudierten heftig und brüllten und tranken und hatten ihren Spaß. Sie fanden nichts Seltsames daran, daß ein Mädchen für sie tanzte und dabei ihre Schleier ablegte. Je schöner sie war, je kunstvoller sie ihren Tanz gestaltete, desto mehr gefiel sie ihnen. Sie begriffen nicht, daß ein solcher Tanz für eine Frau ein Akt der zwangsweisen Entwürdigung ist. Natürlich gab es Argumente dafür und dagegen. Aber Delia wußte sehr wohl, daß die Kovneva Nyleen in diesem Schauspiel nur wieder die altbekannte Verfolgung der Frau durch den Mann sehen würde. Von dort war der Schritt zu Rachegedanken nicht weit, ohne daß sie sich eingehend mit der fundamentalen Beziehung zwischen Männern und Frauen beschäftigen mußte.
Die Rache, die Nyleen hier im gleichen Saal nehmen würde - war ihre Methode, nicht zurückzustehen. Daß sich auf diesem Wege nichts ändern ließ, war nicht wichtig. Es gab Möglichkeiten, das Gewicht der Waagschale zu beeinflussen; Nyleens Methode war allerdings nicht zu empfehlen. Als die Schlangenmädchen fertig waren, lehnte sich Delia zurück und überlegte, ob ihre tiefschürfenden Gedanken nun wohl von der nächsten Attraktion auf den Kopf gestellt werden würden.
Chica schien auf einen Wanderzirkus gestoßen zu sein, eine Truppe landfahrender Schauspieler, denn nun wurde ein Stück aufgeführt. Daß es ziemlich keß war und große Begeisterung auslöste, war typisch für die wilde Horde, die hier ihr Unwesen trieb. Es handelte sich wahrlich nicht um Anhänger der allgemein als meisterlich eingeschätzten Stückeschreiber. Es ging ziemlich primitiv zu: mit gefüllten Ballons und Federn, falschen Nasen und Schwänzen (die Nachbildung eines Katakis fiel besonders prächtig aus) und allerlei Herumgepurzel und Gehaue.
Delia schaute zur Nische hinüber, wo die Küchenmannschaft das Schauspiel fasziniert verfolgte. Zweifellos konnte Nan der Busen für ihre Handhabung des Löffels hier noch einiges lernen.
Während den kurzen Pausen zwischen Akten und Szenen mußte Delia leichte Stücke spielen. Während die Schauspieler das törichte Wort hatten, musterte sie Chica und Nath den Muncible und kam nach kurzer Zeit zu dem Schluß, daß Sissy recht gehabt hatte. Die beiden kamen nicht miteinander aus. Chica, so hatte Sissy ehrfürchtig behauptet, würde sich niemals von einem Mann küssen lassen und ihm eher die Kehle durchschneiden.
»Und hat Nath dich schon geküßt, Sissy?«
Woraufhin Sissy auf ihre gar nicht dumme Art gekichert und Delia den Eindruck vermittelt hatte, daß Nath der Muncible und sie schon weiter auf romantischen Wegen gewandelt waren, als alle ahnten.
Die Atmosphäre wurde immer unerträglicher. Die Kochfeuer schickten Qualmstreifen in den Saal, und es gab laute Proteste und Prügel für die dämlichen, ahnungslosen Sklaven, die den Abzug nicht im Auge behalten konnten.
Delia bemerkte den Blick Naths des Muncible, lächelte schwach und signalisierte mit einer Bewegung, daß sie gern gehen würde. Nath beugte sich zu dem hohen Herrn hinüber. Cranchar Gillois drehte sich nicht um. Nath schaute herüber und schüttelte den Kopf.
Delia würde bleiben und spielen müssen, bis sie gehen durfte. Das war der Wille des Machthabers.
Weiter unten gab es plötzlich einen heftigen Streit - später wußte niemand zu sagen, worum es gegangen war. Zwei Männer sprangen mit gezogenen Schwertern in die Mitte und schlugen mit den Breitseiten aufeinander ein. Angefeuert von ihren Gefährten, gaben sie sich kein Pardon. Als der erste besinnungslos am Boden lag und der zweite mit gebrochenem Arm forttaumelte, wurde die Sache als beendet angesehen.
Nun gab es frischen Wein, Sklavinnen wurden durch den Saal gejagt und neue Kämpfe angezettelt. Aber noch hatte niemand ein Lied angestimmt.
»Shishivakka!« rief jemand und stürzte rückwärts von seinem Sitz. Der Weinkelch landete ihm auf dem Kopf.
Die halsabschneiderische Bande Cranchars setzte sich vorwiegend aus Apims zusammen; es gab nur wenige Diffs, einen Khibil, einen Rapa und einen Fristle, dessen Katzengesicht fanatisch verzogen war, als er nun rief: »Fifivakka!«
Wieder wandte sich Nath der Muncible an Cranchar; in seiner Haltung lag etwas Beredtes, Drängendes. Crancher hob ruckhaft seinen Kelch - golden und edelsteinbesetzt, ein hübsches Beispiel schlechten Geschmacks - , lächelte und schüttelte
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