Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
Warum war das gottverfluchte Gebäude nun nicht in Schutt und Asche gelegt?
Erst als wir die Jungfrau von Tuscurs beinahe erreicht hatten und die Wache Anstalten machte, uns wieder an Bord zu lassen, erschienen die ersten Rauchschwaden über der Stadt.
Pompino warf der Erscheinung einen vielsagenden Blick zu und sprang auf das Deck. Dieser Blick sagte viel mehr, als wenn er gerufen hätte: »Ich hab's doch gleich gesagt!«
Ich schob mich auf dem Deck neben Pompino und sagte: »Ich kenne einen gewissen Norhan die Flamme, der es liebt, mit lodernden Feuertöpfen herumzuwerfen.«
»Aye, Jak, so einen Burschen könnte man im Augenblick gut gebrauchen.«
»Er trieb sich allerdings unten in Hyrklana herum – jedenfalls kann ich ihn dort vermuten, denn soviel ich gehört habe, kommt er ziemlich viel herum.«
»Tun wir das nicht alle?«
Der frische Wind verhieß uns eine schnelle Reise, das Schiff war zwar vom Sturm her etwas lädiert, aber doch gut in Schuß, und war in Pomdermam aufgebockt und gesäubert worden. Drüben an der Küste stieg der Rauch immer höher empor, und die Leute verdrehten die Hälse. Zwei Argenter, die der Jungfrau von Tuscurs vergleichbar waren, lagen vor Anker. Als nordpandahemische Gefährte wiesen sie zu unserem Boot, das aus Süd-Pandahem stammte, doch gewisse Unterschiede auf.
»Ja, auch wir müssen wieder los, denn es besteht die Gefahr, daß man uns beobachtet hat und verfolgen will.«
»Da hast du recht.«
Pompino stieg auf das Achterdeck, berstend vor Tatendrang.
»Kapitän Linson«, wandte er sich an den Schiffsführer. »Im Gegensatz zu den Seeleuten verstehe ich wahrlich nichts von Gezeiten und Winden, und es stimmt auch, daß mir dieses Schiff lediglich gehört, doch hätte ich es gern, wenn du uns umgehend aufs Meer hinaus und auf Westkurs brächtest.«
Offensichtlich hatte Pompino begriffen, daß Eigner ihre Schiffe nicht zu Manövern zwingen konnten wie Kommandeure ihre Soldaten auf dem Paradefeld. Seine schwerfällige Art war nur geeignet, Linsons Gleichgültigkeit zu verstärken, der scharfzüngig, hellwach und mit allen Instinkten darauf bedacht war, dem Meer alles abzuringen. Linson war ein guter Seemann und wußte genau, was er wollte. Er hatte großen Spaß daran, Kapitän Murkizon zu piesacken, war aber auch bereit, Befehle auszuführen, wenn sie nicht zu sehr mit seinen eigenen Wünschen kollidierten.
»Wir können sofort ablegen, Horter Pompino. Als ich ... äh ... den Rauch aufsteigen sah, habe ich gleich gewisse Vorkehrungen getroffen.«
»Ach wirklich, bei Pandrite!«
Da Kapitän Murkizon und ich eigentlich nicht zur Besatzung gehörten, hatten wir auch keinen aktiven Anteil daran, das Schiff seefertig zu machen – so beschränkten wir uns darauf, beim Segelaufziehen und Ablegen mit anzupacken. Diese seemännische Arbeit erfreute mich aus Gründen, die Murkizon nie würde verstehen können; immerhin war er wie alle anderen hier an Bord auf Kregen geboren worden. Er vor allem sehnte sich danach, den eingebildeten schwarzen Fleck auf der Weste seiner Ehre so schnell wie möglich zu tilgen.
Lady Nalfi und die Kinder waren unter Deck geleitet worden und konnten uns nicht im Weg stehen. Ich bemerkte Pompinos Blick, als das Segel sich bauschte und spannte und angelascht wurde und das Schiff allmählich zum Leben erwachte.
»Linson konnte den Rauch eher sehen als wir, da er höher stand.«
»Aye. Teuflisch schlau ist unser Schiffsherr Kapitän Linson.«
»Aye.«
Die Jungfrau von Tuscurs wendete, legte sich in den Wind und strebte, sobald sie tiefes Wasser erreicht hatte, am Leuchtturm der Hafeneinfahrt vorbei aufs offene Meer hinaus. Hier und dort dümpelten kleinere Boote. Der Ausguck erhob die Stimme.
Wir eilten auf das Heckkastell.
»Soll der Entstellte Armipand sie verschlingen!« entfuhr es Pompino.
Schimmernde Ruder hoben und senkten sich wie die legendären Flügel eines Raubvogels und schoben den keilförmigen Bug eines Schwertschiffes bedrohlich hinter uns her. Schäumend pflügte die bronzene Rammspitze das Meer.
3
Wir starrten nach achtern auf die grausame Metallspitze, die gischtend aufzuholen suchte. Die Ruder bewegten sich in gleichförmigem Takt auf und ab, vor und zurück und boten auf ihre Weise ein faszinierendes Bild, das nichts von der Anstrengung wiedergab, die hinter ihrer Bewegung steckte. Pompino stampfte mit dem Stiefel auf das frisch gescheuerte Deck.
»Das Seefahrerleben wird mir allmählich immer mehr zuwider, Jak!
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