Saga von Dray Prescot 30 - Pandahem-Zyklus 04 - Die Klauen von Scorpio
schien ein wenig verwirrt zu sein.
»Nun also, sie war da – auf der Anhöhe, auf der wir uns formierten. Geredet wurde hauptsächlich von König Vodun Alloran und seinem Kapt-Crebent, einem großgewachsenen Edelmann, der von Prescot um seine Besitzungen und sein Erbe betrogen worden war.«
Geduldig ließ ich mir seine Äußerung durch den Kopf gehen und belauerte die mögliche Bedeutung wie ein Leem. »Ach?« fragte ich schließlich. »Was war denn das für ein Mann?«
»Ein bedeutsamer Edelmann namens Zankov.«
Da fielen die ersten Puzzleteile an die richtigen Stellen ...
»Zankov? Mehr nicht? Edelleute haben normalerweise ellenlange Namen ...«
»Natürlich! Aber er wollte diesen kurzen Namen tragen, bis er seine rechtmäßigen Titel von Dray Prescot zurückgewonnen hätte.«
Kein echter Paktun würde sich von drei oder vier Krügen Bier am Nachmittag unterkriegen lassen. Tom die Nase war bereit weiterzureden, solange ich weiterbestellte. Allerdings hatte er zu diesen Dingen, die sich mir förmlich ins Gehirn brannten, nicht viel Neues hinzuzufügen. Ich hielt es schließlich für das beste, Naghan Raerdu, Draks Spion, aufzusuchen und aus der Situation irgendwie herauszukommen.
Wie gesagt, hatte Tom Poll nicht mehr viel mitzuteilen, bis ich Anstalten machte, mich zu entfernen, und er den Kopf hob und mich anschaute.
»Du solltest es dir anders überlegen. Es gibt in Vallia gute Beute, obwohl wir Corrundum-Korfs immer genau nach Vorschrift handeln. Uns liegt nichts daran, zu brandschatzen, zu schänden und zu töten – die Bevölkerung ist ja meistens unschuldig. Der Ärger geht von den Edelleuten und Herrschern aus ...«
»Da hast du zweifellos recht, Dom.«
»Na, dann komm doch mit! Es ist ohnehin nicht wichtig, ob der große Zankov recht hat oder nicht und ob Prinzessin Dayra ihm diese Dinge mitgeteilt hat oder nicht.« Er wirkte plötzlich ausgesprochen kampfgestimmt, und seine mächtige bebende Nase hatte gar nichts Komisches mehr. »Ich habe als junger Mann meine Eltern verloren und kannte meine Großeltern nicht mehr. Ich wünschte, ich hätte sie gekannt. Jede Person sollte Eltern und Großeltern respektieren können.«
»Da hast du ganz recht ...«
»Dieser Dray Prescot, Herrscher von Vallia – weißt du, wie er Herrscher geworden ist? Ich werd's dir sagen, Dom! Er hat den alten Herrscher ermordet. Er hat den Großvater der Prinzessin Dayra ermordet! Ist es da ein Wunder, daß sie ihre Rache haben will?«
Unsicheren Schritts verließ ich die Schänke.
Dies alles war so neu, so niederschmetternd ...
Als ich wieder einigermaßen bei klarem Verstand war, befand ich mich in der Straße der tausend Clepsydras. Passanten schauten mich seltsam an und gingen hastig weiter. Ich konnte von Glück sagen, daß ich nicht von einer Patrouille aufgegriffen wurde.
Die Sonnen von Scorpio standen schon sehr tief und umhüllten alles mit einem goldenen Schimmer, in dem bernsteinbraune, jadegrüne und rubinrote Farben vorherrschten.
Auf der Zunge hatte ich einen Geschmack nach Asche und Unrat.
Als ich schließlich den Zhantil-Palast erreichte, waren die Sonnen untergegangen. Ich spürte keinen Hunger, sondern nur eine seltsame Leere.
Dann begann ich auf mich einzureden: Bei Zair! Schön, du bist Dray Prescot, Herrscher von Vallia, daran kannst du nichts ändern! Man hat dich gedrängt, den verflixten Posten des Herrschers zu übernehmen, und ich habe versucht, die Sache ordentlich zu machen und Drak das Land in vernünftigem Zustand zu übergeben. Schön! Der eigentliche Bösewicht ist Zankov – der Mann, der den alten Herrscher wirklich umgebracht hat. Er hat das Denken Dayras vergiftet, soweit es mich betrifft. Ganz abgesehen von meiner Abwesenheit auf der Erde, die sie mir zur Last legt – und nicht zu unrecht, wenn man berücksichtigt, was sie wissen kann. Ich hatte allerdings angenommen, daß diese Sache aus der Welt geschafft wäre, als sie den Todesstreich gegen mich nicht führte, obwohl sie vielleicht Gelegenheit dazu gehabt hätte. Ich marschierte auf das Tor mit den kleinen Wachhäuschen zu, und die beiden Wächter erstarrten. Wie mein Gesicht ausgesehen haben mag, weiß Zair allein. Schön, sagte ich mir, als ich über die Schwelle schritt. Schön! Das wär's dann! Ich knüpfe mir Zankov vor und erzähle Dayra die Wahrheit – wenn ich das Mädchen je finde –, und sie wird mir glauben. O ja, sie wird mir glauben!
Angefüllt von diesem hochgestochenen und nichtssagenden Versprechen mir
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