Saga von Dray Prescot 31 - Pandahem-Zyklus 05 - Die Masken von Scorpio
Pandahemer den Unterschied zwischen Voller und Vorlca kaum zu definieren wußten. Für sie waren beides magische Gebilde – Fahrzeuge, die sich in die Luft erhoben. Ich nahm Dayra kurz ins Gebet – nur gut, daß ich das unter vier Augen tat, denn sie reagierte sofort gereizt.
»Ich weiß, ich weiß! Aber ich lerne noch dazu und bin als Pandahemer bestimmt bald so gut wie du! Entscheidend ist doch, daß das eins von unseren Schiffen war – gekapert! Das ist das Wichtige!«
»Das Schiff sah übel zugerichtet aus. Bestimmt eine Folge des Sturms. Soweit ich weiß, war zuletzt Jiktar Nath Fremerhavn Kommandant. Ein guter Seemann. Irgend etwas muß noch passiert sein, soviel steht fest.«
»Ja, aber was?«
»Eins ist wichtig, Ros. Wir müssen uns aufführen, als wären auch wir höchst erfreut, daß ein Vallianer erbeutet werden konnte. Wir sind immer in Gefahr. Da darf man nicht vergessen ...«
»Ich weiß.«
Ihr Gesicht war gerötet, sie hatte den Kopf gehoben, die Augen funkelten. Es hatte keinen Sinn, weiter auf sie einzureden. Sie war wahrlich meine Tochter, bei Vox!
Abwechselnd leisteten wir Dienst an den Rudern, Schicht für Schicht, und drangen auf diese Weise langsam flußaufwärts vor. An den Ufern wucherte eine wilde, exotische Vegetation, Vögel schwärmten in erstaunlicher Anzahl, Fische sprangen aus dem Wasser, die Sonnen schienen. Hier zwischen zwei Provinzen, die nicht gut aufeinander zu sprechen waren, machte das umstrittene Gebiet seine eigene Entwicklung durch. Der König im fernen Pomdermam mochte sein Reich beherrschen; hier draußen galt nur, was die Herrscher des Bezirks zu sagen hatten. Der Fluß, der zwischen den beiden Kovnaten verlief, wurde vernachlässigt. Erst wenn seine Verwaltung unumstritten war, würde er aufblühen und erstaunliche Reichtümer erschließen. Die Frage war nur – wer sollte herrschen? Kov Apgarl na Malpettar oder Kov Pando na Bormark?
»Soweit ich die Dinge bisher durchschaue«, sagte Pompino und drehte die Schnurrbarthaare, »würde ich keinen der beiden auch nur mit einem einzigen Kupfer-Ob unterstützen. Wenn du meine Meinung hören willst, so müssen wir unser Geld auf den schurkischen Strom Murgon setzen ...«
»Was!« rief Dayra. »Du unterstützt unseren Feind?«
Ja, sie versuchte sich in ihre neue Rolle zu finden. Bis vor kurzem war Strom Murgon davon ausgegangen, daß Dayra und Zankov seine festen Verbündeten gegen alle Feinde wären – ihre Heimat Vallia eingeschlossen.
»Nicht voller Begeisterung, Ros. Aber von diesem Pando, den unser Jak schon als jungen Mann kannte, habe ich bisher wenig gesehen. Murgon ... also, der bekommt mehr Geld zusammen ...«
Dayra, Ros Delphor, hob halb die Hand. Ihr Gesicht verriet Bestürzung.
»Was ist?«
»Nun ja«, sagte Dayra, »nun ja, die Schätze, die die Hexe schmelzen und verschwinden ließ – die werden ...«
Pompino sprang auf und nieder, und seine Schnurrbarthaare sträubten sich. Er schien plötzlich vor Aufregung platzen zu wollen.
»Aber natürlich! Beim Mächtigen Horato! Diese Teufel!«
Ich muß zugeben, daß es trotz unser vielen Erlebnisse mit magischen Einflüssen sehr lange dauerte, bis wir den offenkundigen Schluß zogen. Die unbekannte weißhaarige Hexe mit dem engen Gewand hatte das Gold natürlich nicht einfach schmelzen und im Sand verrinnen lassen. O nein! Bestimmt hatte sie es mit Hilfe ihrer thaumaturgischen Kräfte irgendwo zu sich geholt. Die Unmengen an Gold- und Silbermünzen ruhten wieder in den Schatztruhen Strom Murgons.
»Die unangenehmen und todbringenden Düfte der Göttlichen Dame von Belschutz sollen sie überwältigen!« brüllte Käpt'n Murkizon. »Nun müssen wir wieder von vorn anfangen!«
»Das werden wir, Käpt'n«, sagte Pompino forsch. »Das werden wir.«
»Diesmal ist die Lage aber anders«, wandte ich ein.
»Du hast recht. Vielleicht habe ich mich über deinen Freund Pando ein wenig zu kraß geäußert.« Für Kleinigkeiten dieser Art würde sich Pompino auf keinen Fall entschuldigen. »Sollte sich die Gelegenheit bieten, Murgon mit einer Klinge zu erledigen, wäre das eine gute Tat.«
Naghan der Pellendur kam zu uns. Er schien sich etwas beruhigt zu haben, weil sich das Schiff durch stilles Wasser bewegte und auf beiden Seiten von grünem Land gesäumt wurde. Mit der altgewohnten Heftigkeit zupfte er an den Schnurrbarthaaren. »Pettarsmot, Horters«, sagte er. »Ich meine, daß wir dort nicht gerade freudig begrüßt werden. Ganz im
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