Sagan
bereit waren, schmerzhafte Opfer zu bringen. Es erleichterte ihr Vorhaben ungemein!
»Weißt du, was meine dritte Kraft ist?«, fragte sie ihre Gefangene freundlich, während sie ihren Handschuh festzurrte. »Sie ist ziemlich ungewöhnlich. Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich war, als ich sie entdeckt habe. Ich kann sowohl emotionalen als auch körperlichen Schmerz in einem großen Umkreis wahrnehmen. Das Lustige daran ist, dass ich einen intensiven Genuss dabei verspüre. Eine Endorphinausschüttung oder so etwas. Der Schmerz bei anderen kann mir einen regelrechten Höhepunkt verschaffen!« Sie lachte. »Jedenfalls ist es schwer, auf eine solche Belohnung zu verzichten. Vielleicht fühlst du dich ja ein wenig besser, wenn du weißt, dass ich dieses Leben nicht gewählt habe, es hat eher mich gewählt.«
Malaya hielt an sich und unterließ eine scharfe Erwiderung, sie wollte Acadians gute Stimmung und Guins Freilassung nicht gefährden. Doch die Vorstellung, dass sie aufgrund ihrer dritten Kraft keine Wahl hatte, war lächerlich. Das Lustgefühl war wahrscheinlich eine Folge ihrer Erziehung, nicht ihrer Kraft. Jemand hatte ihr beigebracht, den Schmerz anderer zu genießen. Vielleicht hatte sich ihre Fähigkeit sogar daraus entwickelt. Wer wusste das schon? Malaya weigerte sich zu glauben, dass
Drenna
und
M’gnone
absichtlich etwas so Böses erschaffen und seines freien Willens beraubt hatten, damit es nicht anders konnte. Nein. Sie war eine Empathin, fähig, Schmerz zu fühlen, doch das sollte eine Gabe sein, um Leidenden zu helfen. Sie hatte die Kraft in das verwandelt, was es jetzt war.
Malaya konzentrierte sich auf Guin, sah den Zorn in seinen Augen, während der Diener mit einer Giftspritze in den Raum zurückkehrte.
»Ich werde es nicht vergessen«, versprach er plötzlich und zerrte in ihre Richtung an seinen Fesseln. »Nicht eine Minute. Ich werde mich an jedes Wort erinnern, Malaya. An jede Minute.«
»Unmöglich«, kicherte Acadian. »Sieh es doch ein, Guin, es gibt nur ein paar Dinge, gegen die du dich wehren kannst. Gegen diese Wirkung kannst du dich genauso wenig wehren wie gegen die Beruhigungsmittel. Aber sieh sie dir nur an und klammere dich verzweifelt an die Hoffnung. Es fühlt sich so tragisch und so gut an. Stell dir vor, wie sie von einer Gruppe vergewaltigt wird, damit du mit dem Leben davonkommst.«
»Du hast gesagt, er müsste es nicht sehen«, rief Malaya.
»Was spielt das schon für eine Rolle? Er wird es vergessen.«
»Es spielt sowohl für mich als auch für dich eine Rolle! Ich werde dir überhaupt nichts sagen, wenn du ihn nicht augenblicklich gehen lässt!«
Acadian blickte finster und stieß ein verärgertes Zischen aus.
»Mutter?«
Helene drehte sich zu ihrer Tochter um.
»Ich habe dir doch gesagt …«
»Ich habe gesehen, dass Andonel die Spritze vorbereitet hat, und ich wollte fragen, ob ich sie ihm geben darf.«
Acadian sah sie überrascht an. Kein Wunder. Ihre Tochter hatte noch nie irgendein Interesse an ihren Aktionen gezeigt. Das hier war ziemlich harmlos, weshalb sie annahm, dass sie sich auf diese Weise an dem Spaß beteiligen wollte.
»Natürlich, Liebes. Pass nur auf, wenn du zu ihm hingehst. Er ist mit allen Wassern gewaschen.«
»Ja, Mutter, ich weiß. Ich habe sie ja schließlich jahrelang beobachtet, nicht wahr?«
Acadian grinste und pikste sie im Vorbeigehen mit einer ihrer Metallklauen. »Werd bloß nicht frech, Mädchen. Du bist noch immer meine Tochter.«
»Ja, Mutter.« Fatima nahm die Spritze von Andonel und trat hinter Guin.
Guin starrte Malaya an und brannte sich ihr Bild ins Gedächtnis. Er spürte, wie Fatima seine Haare ihm Nacken zur Seite schob.
»Ich liebe dich«, sagte er leise.
Malaya schluchzte heftig und hätte ihm gern eine Million Dinge gesagt. Doch bald würde es keine Rolle mehr spielen. Er würde sich an nichts mehr erinnern. Weder daran, wie sie sich geliebt hatten, noch an ihre Liebeserklärungen. Er würde sie verlieren in dem Bewusstsein, dass sie nie von seiner Liebe erfahren hatte und dass sie unerwidert geblieben war.
»Ich bin deine Tochter«, sagte Fatima langsam. »Die Tochter, die spioniert und lügt. Die dieser Frau dreizehn Jahre lang auf Knien gedient hat und die tagein, tagaus alles bis ins kleinste Detail mitbekommen hat. Eine sehr lange Zeit, Mutter.«
»Ja, also, es tut mir leid, Liebes. Das hat alles unserem Ziel gedient.«
»Ich habe eine Menge gelernt«, bemerkte sie.
»Ja, Liebes, das war
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