Sagan
Gelegenheit dazu hatte.«
»Ja. Es hätte dir eine Menge Schmerzen erspart.«
Malaya stützte sich auf die Arme und betrachtete seine Brust, wo die Wunden schon verheilten. Anders als bei Trace waren ihm die Wunden nicht mehrmals zugefügt worden, also würden sich auch nicht solche Narben bilden … wenn überhaupt. Seine von Natur aus kräftige Konstitution würde dafür sorgen. Sie war froh. Sie wollte nicht, dass er eine körperliche Erinnerung an diese schrecklichen Minuten zurückbehielt. Malayas Achtung, Genau wie Guins, vor Tristans Wesir war noch größer geworden. Weil Trace elf Monate lang Tag für Tag diese Grausamkeiten erlitten hatte … es war unvorstellbar. Es war erstaunlich, was ein Geist aushalten konnte, wenn es darum ging zu überleben. Doch Trace hatte mit Narben dafür bezahlt, die viel tiefer gingen als das, was man davon sehen konnte. Nur Ashla hatte ihn noch stärker berührt als das.
»Bist du in der Sache mit Ashla weitergekommen?«, fragte sie plötzlich.
»In gewisser Weise. Ich habe jemanden innerhalb der Gilden, der sich um die Sache kümmern wird. Ich setze auf seine Fähigkeiten. Ich setze auch darauf, dass er sich mein Geld verdienen will. Und vielleicht auch etwas von deinem.«
»Wer ist es? Wie will er das machen? Woher weißt du, dass er es schaffen wird?«
»Denk an den Spruch: ›Es braucht einen Dieb …‹, und frag nicht weiter. Je weniger ich sage, desto besser für alle. Wir werden es erfahren, wenn alles vorbei ist. Ich habe ihm gesagt, dass er keine Zeit verlieren soll.«
»Okay. Du hast recht. Nach dieser Sache mit Fatima wissen wir, dass wir viel vorsichtiger sein müssen mit dem, was wir sagen und in wessen Gegenwart. Oh Guin, was für eine Erleichterung zu wissen, dass Acadian tot ist! Sie hat so lange über uns gehangen wie ein Leichentuch! Wir können von Glück sagen, dass sie den freien Willen ihrer Tochter unterschätzt hat. Die Götter bestimmen unser Schicksal, doch sie geben uns auch den freien Willen, es zu ändern, wenn wir wollen.«
»Ja, wir hatten Glück«, sagte er leise und strich ihr mit den Fingern durchs Haar, »dass Helene dich unterschätzt hat. Es erstaunt mich immer wieder, dass es Leute gibt, die das tun. Weil du so liebenswürdig, so weiblich und traditionell bist, glauben sie, du bist duldsam, schwach und leicht zu verdrängen. Ich denke, du überraschst deine Gegner immer wieder, wenn du so stolz vor ihnen stehst und jeden Pfeil und jede List voller Anmut und Selbstsicherheit abwehrst. Fatima hat genau das Gleiche gesehen wie ich, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, mein Liebling. Dieses schwer zu greifende gewisse Etwas in deiner Haltung, die in anderen den Wunsch weckt, dass du sie in eine bessere Zukunft führst. Du machst es einem leicht, an dich zu glauben, und noch leichter, dich zu lieben.«
Guin sah, wie sich ein zufriedenes kleines Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, als sie sich wieder neben ihn legte, in die Wärme ihrer beiden Körper. Allein das erfüllte auch ihn mit Zufriedenheit. Er fragte sich, ob es noch einmal fünfzig Jahre dauern würde, sich daran zu gewöhnen, dass es ihm freistand, sie so im Arm zu halten.
Er war einfach nur froh, dass er es herausfinden durfte.
Doch er glaubte nicht, dass er die Reaktion des Senats auf ihre Wahl eines Ehegatten falsch einschätzte. Er war von niederer Herkunft und besaß keine dritte Kraft. Er hatte kein Vermögen, das er in die Monarchie einbringen konnte, bis auf das, was er für seinen Dienst an der Krone erhielt, und ein Großteil davon würde in Talons Tasche wandern, wenn er Erfolg hatte. Guin hatte nichts dagegen. Der Killer hätte sich jeden Pfennig verdient.
Doch historisch betrachtet heiratete ein Adliger eine Adlige. Beide Seiten hatten Vermögen, Macht und die Anlagen, um Erben mit einer dritten Kraft hervorzubringen. Eine dritte Kraft bestimmte in ihrer Gesellschaft oft darüber, wie weit jemand kommen würde. Wer darüber verfügte, wurde oft Priester oder Magd im Sanktuarium, um den Göttern zu dienen und sich um die Erziehung der Schattenbewohner-Kinder zu kümmern. Oder sie bewegten sich in mächtigen politischen Kreisen und erreichten auf diese Weise ihr Ziel.
Rika, Trace, Tristan und Malaya besaßen alle eine dritte Kraft. Doch er nicht. Er hatte das kompensiert, indem er das Beste aus sich herausgeholt und seinen Instinkt extrem geschärft hatte, doch das würde nichts ändern an seiner Herkunft oder an den Anlagen, die er an seine Kinder
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