Sagan
ebenfalls verärgert und besorgt gewesen.«
»Aber ich hätte mir nicht angemaßt, über deinen Kopf hinweg zu entscheiden. Ich hätte dich nur gebeten, mehr Wachen aufzustellen. Ich hätte darauf vertraut, dass du weißt, was du tust.«
»Das liegt daran, dass du ein viel besserer Charakter bist als ich, Laya«, sagte er mit einem Seufzen. »Dass du immer so fair und unvoreingenommen sein kannst, verschlägt mir manchmal die Sprache.«
»Du vergisst, wie oft ich uneinsichtig und starrköpfig bin.« Sie lachte und trat vor ihn hin, um ihn fest zu umarmen. »Warum wollt ihr Männer mich unbedingt immer als jemand Perfektes sehen? Wenn ihr euch einfach an meine Schwächen erinnern würdet, würdet ihr mich nicht so überhöhen!«
»So viele Schwächen sind es nicht«, sagte Guin leise hinter ihr. Malaya drehte sich zu ihm um und lächelte ihn an. Er lächelte mit dem gleichen entspannten Ausdruck zurück.
* * *
»Guin!«
Guin wandte sich hastig um, als er die Panik in dem Schrei erkannte. Als er sah, wie Magnus auf ihn zueilte, konnte er beinahe schmecken, dass etwas nicht stimmte.
»Was ist los, Magnus?«, fragte Malaya, die auf dem Weg in den Senat war.
»Bitte überlass mir Guin für einen Moment«, sagte Magnus, und sein Keuchen verriet, dass er nicht nur von seinem Spurt außer Atem war. Guin konnte es fühlen. Wie kam es, dass Magnus solche Angst hatte? Dieser Mann war der erhabenste Bußpriester im Sanktuarium. Er war noch nie auf einen Gegner getroffen, der ihn hätte schlagen können. Und wenn er nach Guin rief, brauchte er die Fähigkeiten eines Kämpfers.
»Wir kommen natürlich beide mit«, sagte Malaya.
»Du gehst nirgendwohin.« Er wandte sich an Killian. »Bring sie zur Residenz zurück. Bleib mit ihr dort, bis ich zurück bin! Der Senat wird eben warten müssen.«
»Guin!«, protestierte Malaya. »Ich muss dort erscheinen! Ich will nicht, dass irgendjemand denkt, ich drücke mich vor der Angelegenheit! Ich will die Kontrolle behalten.«
Tristan trat vor.
»Killian wird sie in den Senat begleiten. Geh du mit Magnus. Ich lasse vorsichtshalber mehr Wachen aufstellen. Ist es euch beiden recht so?«
Weit gefehlt. Guin mochte es nicht, wenn sie sich ohne ihn in der Öffentlichkeit zeigte. Sie von Killian in der Residenz bewachen zu lassen war so eine Sache …
»Komm schon, Guin, wer hat sich denn in den zwei Wochen, als du nicht da warst, um sie gekümmert?«
Guin blieb nichts anderes übrig, als zu nicken. Widerstrebend ließ er Malaya gehen, damit sie sich allein in die Höhle des Löwen begab. Allerdings wusste er auch, dass Magnus in großen Schwierigkeiten war.
Magnus führte ihn ins Sanktuarium und von dort direkt in seine Gemächer. Guin war überrascht, Wachen vor der Tür zu sehen, und als sie das Schlafzimmer betraten, war dort eine kleine Gruppe von Dienerinnen und Priestern, die geschäftig um das Bett wuselten, in dem Daenaira stumm und reglos lag.
»Lasst uns allein!«, befahl Magnus. Eilig verließen sie den Raum. Guin trat neben Dae und sah hinunter auf ihren starren Blick. Zuerst sah sie aus wie tot, doch zu seiner Erleichterung bemerkte er, wie sich ihr Brustkorb leicht hob und senkte. »Sie hat so dagelegen, als ich heute Morgen aufgewacht bin«, erklärte Magnus mit unterdrückter Erregung in der Stimme. »Sie wacht nicht auf. Egal, was ich mache. Und ich habe das hier gefunden, verschlossen in einem Briefumschlag, der auf ihrem Bauch lag.«
Magnus griff in die Tasche seiner Tunika und zog ein himmelblaues Blatt Briefpapier heraus. Es war zerknittert, so als hätte jemand es zerknüllt, doch es war wieder glatt gestrichen worden. Guin entfaltete es und las:
Sühne für den Priester, der meiner
Jüngsten den Tod gebracht.
Der Preis ist zu meinem Ergötzen gedacht.
Hier liegt deine Liebe, als wäre sie tot, genauso wie ihr Kind,
Erlöse sie aus der Hölle, indem du auf Rettung sinnst.
Bring einen Freund mit oder zwei, weh dir,
dann überlebst du nicht allein.
Missachte, was ich sage,
und du trägst Schuld an allem Unglück.
Das Treffen des Senats ist deine einz’ge Chance,
denn dann kehr’ ich zurück.
Ist sie dann immer noch gefangen,
die Hexe brennt im Licht der Flammen.
Doch rettest du sie, stirbt dein Kind, das habe ich geschworen.
Lass sterben sie stattdessen, und ihre Hülle soll dir gehören,
so lange bis das Gör geboren.
A…
»Sie ist wirklich begabt«, knurrte Guin verächtlich. »Was bedeutet das, Magnus? Ich meine, ich verstehe die Drohung
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