Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagen aus Bayern

Sagen aus Bayern

Titel: Sagen aus Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
Vom Netzwerk:
Schwinburg, mit seinen vier Knechten gefangen in München einbringen und zum Schwert verurteilen. Da bat Diez die Richter, sie möchten ihn und seine Knechte an eine Zeil, jeden acht Schuhe voneinander stellen, und mit ihm die Enthauptung anfangen; dann wolle er aufstehen und vor den Knechten vorbeilaufen, und vor so vielen er vorbeigelaufen, denen möchte das Leben begnadigt sein. Als ihm dieses die Richter spottweise gewährt, stellte er seine Knechte, je den liebsten am nächsten zu sich, kniete getrost nieder, und wie sein Haupt abgefallen, stand er alsbald auf, lief vor allen vier Knechten hinaus, fiel alsdann hin und blieb liegen. Die Richter getrauten sich doch den Knechten nichts zu tun, berichteten alles dem Kaiser und erlangten, daß den Knechten das Leben geschenkt wurde.

Doktor Bach
    Zwischen den Hindelangern und den Wertachern ist einmal ein Streit entstanden wegen einer Alpe, welche zwischen den Triften beider Gemeinden inmitten lag. Endlich, nach vielem Hin- und Herzanken, ist der Handel dem Doktor Bach, welcher Dechant in Wertach war, übertragen worden, daß er ihn mit seinem Worte schlichte. Es waren aber die Mitglieder beider Gemeinden auf den Tag wieder nach der streitigen Alpe beschieden worden, um den Ausspruch des Doktors Bach zu vernehmen. Dieser sagte nun und schwor vor den versammelten Gemeindern: so wahr ein Schöpfer über mir ist, so wahr stehe ich auf meinem Grund und Boden. Also mußten die Hindelanger von ihrem Begehren abstehen, und es ward den Wertachern die Alpe als Eigentum zugesprochen. Es hatte aber Doktor Bach, der ein Schalk war, einen Löffel, oder Schöpfer unter seinem Hut verborgen, als er jenes Wort sprach; und zu Hause hatte er aus seinem Garten Erde in die Schuhe getan, so daß er wohl sagen konnte: so wahr ein Schöpfer über mir ist, so wahr stehe ich auf meinem Grund und Boden. Gott aber strafte ihn nach seinem Tode wegen dieses hinterlistigen und gottlosen Benehmens; denn er muß noch immer auf seinem Schimmel, den er im Leben geritten, auf jener Alpe umherreiten und wird oft gesehen von Leuten, die spät des Weges gehen; und, wer ihm nahe kommt und ihm traut, den betrügt er noch jetzt nach dem Tode mit seiner Arglist und führt ihn irre.

Dreisesselberg
    Dreisesselberg heißt der hohe Berg im Bayerischen Wald, an der Böhmischen Grenze. Er erhebt sich 3798 Pariser Fuß über die Meeresfläche. Drei Schwestern hatten auf demselben ihr Schloß und einen ungeheuren Schatz, welchen sie teilen wollten. jede kam mit ihrem Bottig (Bodinga). Eine der drei Schwestern war blind. Sie stellten nun die Bottige auf, aber den Bottig der Blinden mit dem Gupf nach oben. Nun füllten sie die Bottige mit der Wurfschaufel, wobei aber auf die Blinde nur so viel Geld traf, als auf dem umgekehrten Bottig Raum hatte. Diese klopfte aber mit dem Finger an die Wand des Bottigs, und als dieser einen hohlen Klang gab und sie den Betrug merkte, sprach sie: »Alles soll versinken!« So geschah es. Zu heiligen Zeiten steigen sie aus der Tiefe und jede sitzt auf ihrem Sessel.
    In den See an dem Dreisesselberg sind viele Geister verschafft, die als wilde Tiere darin hausen. Scheiterhauer hörten die Stimme »alles is do, alles is do! nur der stuzet Stier geht o«. Steine in den See geworfen erregen Sturm und Regen; ein goldner Ring beschwichtiget ihn.
    Auf den Dreisesselberg ist im Jahr 1848 vom k. Forstamte ein bequemer Weg gebahnt worden. – Es wird erzählt, daß zur Zeit, als die Fürsten ihre Zusammenkunft auf dem Dreisesselsteine hielten, in den Burgen zu Wolfstein, Hauzenberg und Riedl drei wunderholde Fräulein lebten. Um diese warben drei junge Edelleute aus dem Gefolge der Fürsten, ein Bayer, ein Österreicher und ein Böhme. Aber die Fräulein waren eben so hoffärtig als liebreizend, und ihr Sinn stand nach gräflichen oder wohl gar fürstlichen Freiern, weshalb ihnen die schlichten Ritter nicht gelegen kamen. Um diese abzuschrecken, setzten sie den Preis ihrer Schönheit über die Maßen hoch hinauf und stellten den Jünglingen schier unerfüllbare Bedingnisse. Gleichwohl nahmen die Ritter die harten Satzungen an, denn die Liebe deucht keine Aufgabe zu schwer. Sie empfingen nun aus der Hand der Fräulein jeder ein goldenes Fingerreiflein. Damit sollten sie sich, wenn sie ihre Abenteuer glücklich durchgekämpft, von heute an übers Jahr, am Abende vor dem Dreikönigsfeste, gemeinsam auf dem Dreisesselstein einfinden. In der Mitternachtsstunde würden sodann auf den Warten der drei

Weitere Kostenlose Bücher