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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Willen der Götter handeln!« sprach er und reichte dem beschämten Bhima die Hand.
    Sie überließen den schwerverwundeten König Durjodhana seinen Dienern, und nachdem Judhischthira Krischna nach Hastinapura entsandt hatte, um Dhritaraschtra und Gandhari zu trösten, begaben sie sich an einen benachbarten Teich und übernachteten dort, denn es war zu spät geworden, um das Lager noch zu erreichen.
    Kaum war Durjodhana allein geblieben, so fanden sich drei Helden, die dem Tod auf dem Kurufeld entgangen waren, an seinem Sterbelager ein.
    Es war der greise Waffenmeister Kripa, der Dronasohn Aswatthama und Kritawarman, der Bodschafürst.
    Voll Trauer hörten sie, wie ihr König besiegt worden war, und Aswatthama schwur, ihn und seinen Vater zu rächen oder zu sterben.
    Da nahm der Sterbende von dem Wasser neben seinem Lager und weihte den Treuen zum Führer dieser traurigen Überbleibsel seiner Streitmacht.
    Die drei Krieger lagerten sich darauf im Walde, und während Kripa und Kritavarman schliefen, starrte Aswatthama in die Bäume und sann auf Rache.
    Mehrere Krähen saßen in den Ästen und schliefen. Da strich lautlos ein Uhu heran und erwürgte die Schlafenden.
    Rasch sprang Aswatthama auf und weckte seine Gefährten: »Auf! zu den Wagen und ins Lager der Pan dava! Wir wollen sie im Schlafe erwürgen!« rief er.
    Und als Kripa dies einen groben Verstoß gegen die Sitten der Krieger und ihre Ehre als Helden nannte, hieß er ihn schweigen.
    »Längst hat Krischnas Schlauheit Ehre und Recht in den Staub getreten! Wir wollen nicht edler, nicht großmütiger sein als die Sieger!« sprach er und bestieg seinen Wagen.
    Im Fluge ging es durch die dunkle Nacht, und am feindlichen Lager angekommen, sandte Asvatthama seine Gefährten an die beiden Tore des Walles, um eine Flucht zu verhindern.
    Dann hob er im Dunkel der Nacht die Hände zum Himmel und bat den allmächtigen Zerstörer Schiwa um Kraft und Hilfe für sein Wagnis.
    Plötzlich stand der göttliche Dreizackschwinger vor ihm, reichte dem Rächer ein Stirnjuwel, das seine Feinde in den Schrecken der Finsternis verblenden sollte, und verschwand.
    Kühn schwang sich der Held über den Wall und drang zuerst ins Zelt des Pantschalaherrn Dhrischtadjumna.
    Mit bloßen Händen erwürgte er den Schlaftrunkenen, denn keiner Waffe hielt er den heimtückischen Mörder seines Vaters für würdig.
    Dann zog er das breite Schwert mit den tausend silbernen Monden aus der Scheide, die gefürchtete Waffe Dronas und sein einziges Erbe.
    Wie der Todesgott in der Seuchenzeit, sprang er von Zelt zu Zelt und mordete Schlafende und Erwachende. Jammern, Stöhnen und Schreie der Todesfurcht weckten das ganze Lager.
    Wie der Schnitter durchs wogende Kornfeld, schritt der Rächer durch die von Entsetzen bevölkerten Lagergassen und hielt seine blutige Ernte.
    Vor ihm schritt Kali, die furchtbare Gattin Schiwas, und warf ihre Schlingen nach den Fliehenden.
    Die fünf Söhne der Draupadi stellten sich dem Schrecklichen mutig entgegen und fielen, einer nach dem andern, unter dem Schwerte des Rächers.
    Schikhandin, der letzte Pantschalafürst, ward mitten entzwei gehauen.
    Wer von den Kriegern eines der Tore erreichen konnte, fiel unter den Pfeilen Kripas oder Kritavarmans. Nur Dhrischtadjumnas Wagenlenker kletterte über den Wall und entging so dem grausigen Tod im Finstern.
    Als kein Lebendiger mehr im Lager war, keine Brust sich im letzten Seufzer noch hob, stieß Asvatthama in seine Muschel und rief die Gefährten herbei. In schnellstem Rosseslauf eilten die drei zu ihrem sterbenden König, und dessen letzter Atemzug war ein Dank für seine Getreuen, ein Jubel, daß die Verhaßten ihren Sieg mit allem, was ihnen teuer war, hatten bezahlen müssen. –
    Der Heilige Wyasa hatte dem Wagenlenker Dhritaraschiras, Sandschaja, die Gabe verliehen, von seines Königs Palast aus das ferne Schlachtfeld zu übersehen.
    Mit beredtem Munde halte der Barde Abend für Abend dem blinden Greis die Kämpfe des Tages geschildert.
    Schwer lastete der Untergang seines Hauses auf dem Unglücklichen. Krischnas milde Trostworte vermochten ihn nicht aufzurichten. Gestützt von dem guten Bruder Vidura und, der treuen Gandhari, bestieg er schmerzversunken den Wagen und fuhr mit Kunit, Draupadi und den übrigen Frauen des Hofes auf das Kurufeld, vor das Antlitz des Siegers, zu den Leichen der gefallenen Söhne.
    Eben als Judischthira die Ehrwürdigen begrüßte, kam der Wagenlenker Dhrischtadjumnas gelaufen und

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