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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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genommen.«
    »Können Sie sich erinnern, ob das kleine Fenster an der Toilette offen stand?«
    »Ehrlich gesagt nein. Ich hab nicht darauf geachtet.«
    Munárriz legte nachdenklich einen Zeigefinger an Kinn und Lippen, als suchte er in den Worten der Frau nach einer Bestätigung seiner Theorie.
    »Wollen Sie noch was wissen?«, fragte die Putzfrau. Es war nur allzu deutlich, dass sie gern gegangen wäre.
    »Nein, danke. Das ist alles.«
    Sie kehrte an ihre Arbeit zurück. Er sah, wie sie mit dem Wachmann einige Worte wechselte und dann in Richtung auf die Büros entschwand. Munárriz ging zum Baucontainer. Die Tür war versiegelt. Um das Schloss herum sah er Reste des Aluminiumpulvers, mit dessen Hilfe man nach Fingerabdrücken gesucht hatte. Nichts wies darauf hin, dass man es aufgebrochen haben könnte. Er sah sich um. Das kleine Fenster der Toilette war inzwischen geschlossen. Alles schien einwandfrei. Die Kollegen von der Spurensicherung hatten gründliche Arbeit geleistet. Aber er musste unbedingt in den Container. Er kehrte an die Tür zurück und nutzte die Abwesenheit des Wachmanns, um das Siegel mit seinem Taschenmesser zu lösen. Anschließend benutzte er den Schraubenzieher an seinem Taschenmesser als Dietrich und öffnete die Tür. Zwar hätte er den Wachmann um den Schlüssel bitten können, doch was wäre, wenn dieser das Ansinnen abgelehnt hätte? Bestimmt kannte der Mann seine Pflichten und würde ihm ohne richterliche Erlaubnis den Zutritt nicht gestatten.
    Alles war genau wie am Vorabend. Auch am Tisch waren Spuren von Aluminiumpulver erkennbar. Er maß im Kreideumriss die Körpergröße der jungen Frau nach: Wie er geschätzt hatte, war sie rund einen Meter fünfundsiebzig groß gewesen. Dann maß er die Höhe der obersten Stufe an der ausgeklappten Trittleiter und ihre Entfernung vom Tisch und von der Stelle, an der das Buch aus dem Regal genommen worden war. Alles passte geradezu millimetergenau zueinander. Die Frau hatte sich auf die Zehenspitzen stellen müssen, um an das Buch zu gelangen. Als er es vom Boden aufnahm, sah er Überreste der Ninhydrin-Lösung, mit deren Hilfe man auf der rauen Oberfläche der Buchdeckel nach Fingerabdrücken gesucht hatte. Er legte es auf den Tisch, an dem nach wie vor Blutspuren zu sehen waren, nahm einen Notizblock heraus und schrieb hinein Chapelles de Notre Dame de Paris , Verfasser Eugène Viollet-le-Duc, Paris 1869. Dann ließ er den Blick über die anderen Bücher im Regal laufen. Unter den überwiegend neueren Werken fanden sich auch einige ältere. Schließlich fielen ihm zehn mächtige Bände ins Auge, die offenbar zueinandergehörten. Es handelte sich um das Dictionnaire raisonné de l’architecture française du XI au XVI siècle desselben Autors. Die einzelnen Bände waren zwischen 1854 und 1868 veröffentlicht worden.
    Er schlug das Buch auf, das er vom Boden aufgenommen hatte. Die Deckel knirschten leicht. Der Einband schien sich in erstaunlich gutem Zustand zu befinden, wenn man bedachte, dass er hundertvierzig Jahre alt war. Er blätterte vorsichtig um. Das Papier war vergilbt und brüchig, und er musste sehr vorsichtig sein, damit die Blätter nicht einrissen. Er klappte das Buch zu und legte es genau so auf den Boden zurück, wie er es vorgefunden hatte. Er verließ den Container, verschloss die Tür mit Hilfe seines Allzweck-Taschenmessers und brachte das Siegel wieder an. Der Wachmann, der sich dicht an die Wand des Containers gedrängt unter dem Toilettenfenster duckte, ließ ihn dabei nicht aus den Augen.

     
    Von der verglasten Empore seines Büros im inmitten der Altstadt gelegenen Bischofspalast sah der Priester Mieszko Pavlovic zu, wie Beamte ihrem Arbeitsplatz in den nahe gelegenen Gebäuden der Regionalregierung und der Stadtverwaltung entgegenstrebten. Später am Vormittag würde sich die Altstadt mit Touristen beleben, die auf der Suche nach dem historischen Barcelona die Kathedrale besichtigten.
    Das von dort herüberdringende Glockengeläut riss ihn aus seiner Versunkenheit. Er trat vom Fenster zurück und setzte sich in seinen Ledersessel. Dann nahm er den Hörer eines speziellen Telefons ab, das mit einer Einrichtung zur Sprachverschlüsselung ausgerüstet war, und rief die Zentrale des vatikanischen Nachrichtendienstes in Rom an. Es meldete sich eine Männerstimme.
    » Buon giorno .«
    »Verbinden Sie mich mit Kardinal Rudolph Böhm«, verlangte er gebieterisch auf Italienisch mit leichtem polnischen Zungenschlag.
    »Einen

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