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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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verlassen sich aber darauf, dass Gott ihnen verzeihen wird, weil sie im Dienst des Glaubens handeln und gegen dessen Feinde kämpfen. Daher sind sie überzeugt, dass sie nach ihrem Tod ins Fegefeuer kommen werden, an den Ort also, an dem Menschen, die nicht immer alle Gebote befolgt haben, nach ihrem Dahinscheiden warten müssen, bis Gottes Hand sie daraus befreit. Das ist die einzige Gerechtigkeit, an die sie glauben.«
    »Woher wissen Sie eigentlich so viel über den Orden?«, erkundigte sich Mabel misstrauisch.
    »Als Historiker beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit seiner Geschichte. Und wie steht es mit Ihnen?«, hielt er dagegen. »Warum wollen Sie so viel über ihn wissen?«
    »Ich arbeite an einer Reportage über namenlose Tote, und im Zusammenhang damit ist mir diese am Strand von Bogatell angetriebene Leiche aufgefallen«, erklärte Mabel.
    »Aha … und was ist mit Ihnen, Inspektor?«
    »Ich begleite sie nur«, gab Munárriz zurück.
    »Möchten Sie noch mehr wissen?«
    »Nein«, gab Mabel zur Antwort und nahm die Fotos vom Tisch. »Dann können wir ja unser Gespräch beenden. Ich hoffe Ihnen von Nutzen gewesen zu sein. Sagen Sie meinem Fahrer, wohin Sie wollen, und er wird Sie dort absetzen.«
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, wandte sich Falcone erneut mit seinem Rollstuhl zum Fenster, das auf den Park hinausging, und sah zu, wie sie einstiegen. Der Mann im Westenanzug öffnete das Gittertor, und der Chrysler fuhr an.
    Als er nicht mehr zu sehen war, warf Falcone die Wolldecke beiseite, stand auf und trat an den Schreibtisch. Er zog eine Schublade auf und entnahm ihr zwei als vertraulich gekennzeichnete Mappen, auf deren Siegeln die päpstliche Tiara und die Schlüssel des heiligen Petrus zu sehen waren. Sie enthielten Berichte des vatikanischen Nachrichtendienstes über Mabel Santamaría, Journalistin in der Regionalredaktion von La Vanguardia , und Sebastián Munárriz, Inspektor der Kriminalpolizei, der als Koordinator zwischen verschiedenen Polizeieinheiten tätig war. Er ergänzte diese um einige Anmerkungen und ließ die Mappen auf dem Tisch liegen. Dann nahm er seine Perücke ebenso ab wie die falschen Augenbrauen und den falschen Bart samt Schnurrbart, steckte alles in einen Beutel und knotete ihn zu.
    Der Mann im Westenanzug kam herein.
    »Alles ist für den Aufbruch bereit«, sagte er.
    »In zehn Minuten«, beschied ihn Falcone. »Ich muss nur noch telefonieren.«
    Aus einer Aktentasche nahm er ein Mobiltelefon, das über eine elektronische Vorrichtung zur Gesprächsverschlüsselung verfügte, wählte eine Nummer und wartete.
    Als die Verbindung zustande kam, verlangte er, mit Kardinal Rudolph Böhm zu sprechen, und fügte im Befehlston hinzu: »Sagen Sie ihm, Marco Pestalozzi ist am Apparat.«
    Er wartete, bis die Stimmidentifikation durchgeführt war.
    »Haben Sie gute Nachrichten?«, erkundigte sich der Leiter des Nachrichtendienstes.
    »Ich denke, die beiden haben den Köder geschluckt, Eminenz«, sagte der Prälat tief befriedigt, »und als richtige Profis werden sie uns bestimmt an unser Ziel führen. Hochwürden Kurtschenko lässt sie auch weiterhin nicht aus den Augen.«
    »Ja, das ist ganz wichtig«, bekräftigte der Kardinal. »Halten Sie mich jederzeit auf dem Laufenden.«
    »Sie können sich voll und ganz auf mich verlassen, Eminenz.«
    »Wenn ich das nicht täte«, gab der Kardinal schroff zurück, »hätte ich Sie nie mit der Leitung der Einsatzgruppe unseres Dienstes betraut.«

     
    Während Munárriz in seiner Wohnung an der Plaza de la Virreina die kaum noch überschaubare Fülle von Notizen in seinem Block durchging und zu analysieren versuchte, zeichnete Mabel eine Art Organigramm auf ein Blatt, bei dem sie alle Elemente in dem Fall wie auch die daran Beteiligten durch Linien in unterschiedlichen Farben miteinander verband. Ganz allmählich ließen sich Rückschlüsse ziehen. Es stand zu vermuten, dass Begoña Ayllón in den Steinen der Sagrada Familia ein Geheimnis entdeckt hatte, das sich im Besitz Gaudís befunden und das er in irgendeinem Teil seines Werks der Nachwelt hinterlassen hatte. Ein »Schläfer« des Ordens von Hund und Hahn musste den Nachforschungen der jungen Frau auf die Spur gekommen sein, und als sie dabei eine bestimmte Grenze überschritten hatte, war wohl der Beschluss gefasst worden einzugreifen, um das Geheimnis zu bewahren. Daraufhin hatte der Orden, vermutete Mabel, einen Auftragsmörder auf die Restauratorin angesetzt, der einen

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