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Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
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Kawasaki jede seiner Bewegungen.
     
    Als Abdias sah, dass Mabel ihren Wagen in der Calle Astúries abstellte, forderte er den Taxifahrer auf, an der Plaza de la Virreina anzuhalten. Er bezahlte ihn und beobachtete von der Treppe der Kirche San Juan aus, wie sie im Eingang eines Hauses verschwand. Er überquerte die Straße im Laufschritt, hielt die Haustür fest, damit sie nicht ins Schloss fallen konnte, und wartete, bis Mabel im Aufzug war. Rasch richtete er den Blick auf die Stockwerksanzeige: Der Fahrstuhl hielt in der zweiten Etage an. Er ging gemächlich nach oben und drehte auf den Treppenabsätzen die Glühbirnen heraus, damit ihn niemand erkennen konnte, falls jemand das Licht einschaltete. Im zweiten Stock klingelte er.
    »Bist du das, Sebas?«, rief Mabel durch die Tür. »Hast du deine Schlüssel vergessen?«
    Sie öffnete, und bevor sie reagieren konnte, schlug ihr Abdias die Handkante seitlich gegen den Hals. Sie sank bewusstlos zu Boden.

     
    Munárriz steckte den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür und erfasste mit einem Blick das Chaos in der Wohnung. Dann entdeckte er Mabel am Boden und bemühte sich, sie ins Bewusstsein zurückzuholen – vergebens. Wenigstens schlug ihr Puls regelmäßig. Das beruhigte ihn ein wenig. Er rief den Notarzt an, legte ihr kalte Kompressen auf und hatte nach mehreren Minuten den Eindruck, dass sie etwas vor sich hin murmelte. Im Dämmerzustand sagte sie immer wieder: »Sebas … Sebas …«.
    »Was ist passiert, Schätzchen?«, fragte er leise und strich ihr über die Stirn.
    »Ich weiß nicht. Jemand hat geklingelt … ich hab aufgemacht … danach kann ich mich an nichts erinnern …«, sagte sie stockend. Sie war benommen und zitterte.
    »Denk nicht mehr dran. Beruhige dich. Der Rettungswagen ist gleich da.«
    Nach wenigen Minuten hörte er aus der Ferne das Heulen einer Sirene und atmete erleichtert auf.
    Der Notarzt maß Mabels Blutdruck, horchte sie ab und legte ihr einen Tropf an. Dann bettete er sie, von einem Rettungsassistenten unterstützt, auf eine Trage, um sie ins Krankenhaus zu bringen.
    »Sie scheint einigermaßen glimpflich davongekommen zu sein«, sagte er. »Wir werden sie aber vorsichtshalber gründlich untersuchen, um zu sehen, ob ein Gehirntrauma vorliegt.«
    »Sagen Sie mir bitte ganz offen, wie schlimm es ist«, bat Munárriz unruhig.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Sie hat eine äußerst heftige Prellung erlitten und ist noch ein wenig benommen«, erklärte der Arzt. »Sofern Sie sie im Rettungswagen ins Krankenhaus begleiten wollen, können Sie das gerne tun.«

     
    Aufmerksam musterte Abdias in seiner kleinen Wohnung die Zeichnungen und Fotos, die er bei der Durchsuchung der Räume des Hauses an der Plaza de la Virreina gefunden hatte. Er verstand nichts von den sonderbaren mathematischen Berechnungen auf den Blättern, die der Umschlag enthielt, erkannte aber einige Details auf den Fotos und begriff, wie richtig es gewesen war, seine Oberen von den Nachforschungen der jungen Restauratorin in Kenntnis zu setzen. Kein Wunder, dass diese daraufhin beschlossen hatten, die Frau aus dem Weg räumen zu lassen.
    Er knüllte alle Papiere zu einem großen Haufen zusammen, goss Spiritus darüber und zündete das Ganze im Spülbecken in der Küche an. Das Feuer brannte einige Minuten lang mit heller Flamme. Als es erlosch, drehte er den Wasserhahn auf und spülte die Asche durch den Abfluss.
    Als Nächstes band er sich einen Bußgürtel um den rechten Oberschenkel, warf sich auf das Schlafsofa und betete mehrere Rosenkränze. Um Punkt Mitternacht erhob er sich, nahm den tief einschneidenden Bußgürtel ab und legte den Rosenkranz in die Nachttischschublade. Auf die blutenden Wunden an seinem Bein drückte er ein Taschentuch.
    Er öffnete die Schranktüren, stellte sich vor seinen Morsetelegraphen und gab seinen Geheimcode ein. Nachdem sich die Dachantenne in die vorgegebene Richtung gedreht hatte, legte er Zeige- und Mittelfinger auf die Morsetaste und gab seine Schlüsselnummer ein, die 315: drei kurz, zwei lang, ein kurz, vier lang und schließlich fünf kurz. Nach einer Minute bekam er die Erlaubnis zu senden und berichtete die jüngsten Ereignisse in einer auf Esperanto abgefassten Botschaft. Dann nahm er den Finger von der Sendetaste und ging auf Empfang. Schon bald ratterte das Gerät in der Stille seiner Kammer mit schrillem ti, tiii, tiii, tii, ti, ti, tiii … los.
    Abdias nahm den schmalen Papierstreifen voller Punkte und Striche zur

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