Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)
Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen machten dieses komplizierte Verfahren erforderlich. Auf seine Anfrage hatte man ihm beim Kurierdienst mitgeteilt, dass der Transport zwischen Zagreb und Dubrovnik auf der Straße erfolgte. Er kehrte in sein Hotel zurück, packte, beglich seine Rechnung und fuhr zum Flughafen.
Der Flug nach Dubrovnik dauerte nur eine dreiviertel Stunde. Munárriz mietete bei Hertz einen Wagen und legte die Strecke bis zum Hotel Hilton Imperial im letzten Licht des Tages zurück.
Am nächsten Morgen wurde er früh wach. Nachdem er sich angekleidet hatte, trat er auf den Balkon seines Zimmers. Er konnte das Hotel erst verlassen, wenn er die Kuriersendung bekommen hatte. Die Sonne strahlte vom Himmel, es war warm und roch nach Meer. Ein idealer Urlaubsort, ging es ihm durch den Kopf, während er, auf das Balkongeländer gestützt, den Blick schweifen ließ – wenn man von den Tausenden Touristen absah, die Tag für Tag in die Altstadt mit ihren von der UNO zum Weltkulturerbe erklärten Kirchen, Palästen und Klöstern aus dem Mittelalter strömten. Es klopfte an seine Zimmertür.
»Das ist für Sie abgegeben worden«, sagte der Page. Munárriz gab ihm ein Trinkgeld, verschloss die Tür, packte seine Pistole aus und schob sie sich in den Hosenbund. Am Empfang entfaltete er die in Zagreb gekaufte Landkarte und ließ sich erklären, wie er zur Insel Korčula gelangen konnte. Er fuhr auf der E 65 bis Split nordwärts und bog bei dem für seine Muschelzucht und Salzgärten weithin bekannten Örtchen Ston nach links zur Halbinsel Pelješac ab. Über eine schmale und wegen der vielen Touristen stark befahrene Straße gelangte er nach Orebić. Dort stellte er den Wagen am Hafen ab und suchte das Büro des Betreibers der Autofähre nach Korčula auf. Nachdem er etwa sechzig Kuna bezahlt hatte, wartete er ungeduldig auf die Abfahrt.
Nach einer Überfahrt von einer Viertelstunde über das kristallklare Wasser der Adria fuhr er am Anleger von Dominće, zwei Kilometer von der Mitte der Inselhauptstadt entfernt, von der Fähre hinunter. Ein Hafenarbeiter, bei dem er sich erkundigte, wie er nach Blato komme, teilte ihm mit, er solle einfach immer Richtung Westen fahren. Nach etwa zwanzig Kilometern hatte er sein Ziel erreicht, eine Ansiedlung von etwas mehr als viertausend Einwohnern, die sich inmitten großer Weinfelder an den Fuß eines Hügels schmiegte. Da nur wenige Straßen Namensschilder trugen, erkundige er sich am Platz vor der Pfarrkirche in der Ortsmitte erneut nach dem Weg, indem er einem älteren Mann das Blatt mit der Adresse zeigte. Dieser bedeutete ihm mit Gesten und Fingerzeigen auf der Karte, dass das Anwesen der Familie Penkala außerhalb liege, in Richtung Vela Luka, dem westlichsten Ort der Insel. Er könne es nicht verfehlen, da ein Schild darauf hinweise.
Er fuhr in die angegebene Richtung und gelangte über einen unbefestigten Weg zu einem Weinberg. Dabei wirbelte der Wagen eine gewaltige Staubwolke auf, und so war es kein Wunder, dass bei seinem Eintreffen auf dem Anwesen eine Frau vor der Tür stand, die ihn mit in die Hüften gestemmten Fäusten misstrauisch musterte. Er parkte und stieg aus. »Frau Penkala?«, erkundigte er sich auf Englisch und hielt ihr die Hand zur Begrüßung hin.
Als hätte sie die Hand nicht gesehen, zuckte sie die Achseln und rief etwas in Richtung auf einen Schuppen. Ein von der Sonne gebräunter muskulöser Mann mit dunklen Haaren tauchte auf. Er trug einen Overall. Seine Hände waren voller Schmierfett.
»Was wollen Sie?«, fragte er schroff auf Englisch.
»Ich heiße Sebastián Munárriz …«
»Bedaure«, beschied ihn der Mann. »Wir vermieten nicht an Touristen.«
»Sie sind aber der Bruder von Andrija Penkala?«
»Ja«, gab er zur Antwort. »Haben Sie ihn gekannt?«
»Nein«, räumte Munárriz ein. »Aber ich würde gern mit Ihnen reden. Es wird nicht lange dauern. Ich bin Beamter der europäischen Kommission für die Untersuchung des Balkankrieges«, improvisierte er, um eine Ablehnung zu vermeiden, »und sammle Angaben über die Märtyrer von Dubrovnik.«
»Kommen Sie rein«, sagte der Mann, der das wohl dem Andenken seines Bruders schuldig zu sein glaubte.
Er wusch sich die Hände und begleitete Munárriz ins Wohnzimmer. Die Frau stellte jedem ein Glas selbstgekelterten Inselwein hin. Obwohl Munárriz eigentlich keine Lust darauf hatte, nahm er einen kleinen Schluck, um seine Gastgeber nicht zu kränken, und stellte fest, dass er
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