Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Sagrada: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enric Balasch
Vom Netzwerk:
Bauernhöfe?«
    »Hunderte, ach, Tausende …«, erklärte der Kellner. »Kroatien ist ein kleines Land von kaum mehr als fünfundfünfzigtausend Quadratkilometern und viereinhalb Millionen Einwohnern. Viele haben Verwandte auf dem Lande, Ackerbauern oder Viehzüchter. Allerdings nimmt deren Zahl seit dem Krieg immer mehr ab. Die Menschen ziehen lieber in die Städte, weil sie sich dort sicherer fühlen.«
    Niedergeschlagen schüttelte Munárriz den Kopf. Nie im Leben würde er die Stelle finden können, wohin man ihn zu dem kurzen Gespräch mit Vrancić gebracht hatte. Er beendete seinen Imbiss und ging zum nächsten Geldautomaten, um mit Hilfe seiner Visa-Karte fünfhundert Kuna abzuheben. Er hoffte mit dem Abheben kleiner Beträge keinen Verdacht zu erregen und wiederholte den Vorgang jeden Tag mehrfach an verschiedenen Banken und Automaten, bis er den Betrag beisammen hatte, den er für Vrancić brauchte. Fünfzehntausend Kuna sind etwas mehr als zweitausend Euro , ging es ihm durch den Kopf. Zwei Tage waren seit dem sonderbaren Ausflug vergangen, ohne dass er etwas von dem ehemaligen HVO-Milizionär gehört hatte. Gerade wollte er in seinem Hotel den Aufzug betreten, als ihm ein Page zurief: »Mr. Munárriz! Mr. Munárriz! Jemand wartet in der Bar auf Sie.«
    Die Bar 1925 wurde von Geschäftsreisenden besucht, die zum großen Teil auch Gäste des Regent Esplanade waren. Am hinteren Ende der Bar sah er im Licht eines mit zahllosen Kristallen behängten Kronleuchters den Mann, der ihm den Lauf seiner Ruger ins Kreuz gedrückt hatte. Seine knapp sitzende abgewetzte Lederjacke stach von den Designeranzügen der Geschäftsleute deutlich ab.
    »Wollen Sie zu mir?«, fragte Munárriz.
    »Herr Vrancić erwartet Sie morgen Nachmittag um halb zwei im Restaurant des Schriftstellerklubs am Ban-Jelačić-Platz«, gab der Mann zurück.
    Er legte dreißig Kuna für sein Getränk auf die Theke und ging mit einem verächtlichen Blick davon.

     
    Das Standbild des Vizekönigs Jelačić diente jungen Leuten, die sich ungeniert auf die Stufen von dessen Sockel setzten, als Treffpunkt. An einem nahe gelegenen Bankautomaten holte Munárriz ein letztes Mal Geld. Er steckte es zu dem übrigen in einen Umschlag, den er in die Innentasche seines Dufflecoats schob.
    Er fragte sich zum Schriftstellerklub durch, sah dort aber kein Restaurant. Eine Frau, die er um Auskunft bat, wies auf ein Schild an der Wand mit der Aufschrift Klub Knijževnika-Restoran . Vom Platz aus gab es keinen unmittelbaren Zugang zu diesem Lokal. Vrancić bewegte sich unübersehbar mit äußerster Vorsicht.
    Munárriz stieß die schwere Metalltür auf und trat ein. Der alte hölzerne Aufzug schien ihm so wenig vertrauenswürdig, dass er lieber die Treppe nahm. Sie hatte auffällig niedrige Stufen. Als er oben ins Restaurant trat, sah er zu seiner Linken die drei Männer, die er schon kannte, an der Bar. Zwei von ihnen traten auf ihn zu.
    »Herr Vrancić erwartet mich«, sagte Munárriz.
    »Das wissen wir«, gab der eine zurück. »Ich habe es Ihnen selbst gesagt. Wissen Sie das nicht mehr?«, fragte er mit herausforderndem Lächeln. »Kommen Sie mit.«
    Sie drängten ihn zu den Toiletten. Der Mann mit der Ruger bewachte die Tür, und der mit der Narbe im Gesicht ließ sich Munárriz’ Pistole aushändigen.
    »Reine Vorsichtsmaßnahme«, erklärte er. »Haben Sie das Geld?«
    Munárriz nickte. Ihm gefiel die Art nicht, wie man mit ihm umsprang.
    »Geben Sie her«, sagte der Mann zu seiner Überraschung. »Wenn alles in Ordnung ist, wird Herr Vrancić mit Ihnen sprechen.«
    »Ich möchte das nicht ohne Gegenleistung tun.«
    »Wie Sie wollen«, sagte er und strich sich über seine Narbe. »Wir könnten es Ihnen einfach wegnehmen, aber wir sind anständig, ob Sie es glauben oder nicht. Falls Sie es mir nicht geben wollen, bleiben wir beide hier in der Toilette, mein Kollege sagt Herrn Vrancić Bescheid, und Sie gehen wieder. Nun? Überlegen Sie es sich gut. Eine zweite Gelegenheit werden Sie nicht bekommen.«
    Munárriz dachte kurz nach. Gegen zwei aus dem Krieg im Kampf Mann gegen Mann erfahrene Bewaffnete konnte er nichts ausrichten. Er war überzeugt, dass man ihm das Geld ohnehin abnehmen würde, wenn er nicht tat, was von ihm verlangt wurde. Dann würde man ihn durchprügeln, und zu allem Überfluss hätte er damit die einzige Möglichkeit verspielt festzustellen, wen das Foto des Toten von Bogatell zeigte.
    »Na schön«, gab er nach.
    Der Mann riss den Umschlag

Weitere Kostenlose Bücher