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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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scheißinteressiert vorkam. Wahrscheinlich hat er sich die ganze Zeit Notizen gemacht. Womöglich hatte er sogar ein Diktiergerät in der Tasche. Und ich hab ihn … einfach eingeladen.« Ich trinke einen großen Schluck Schnaps und schüttele mich. »Ich werde nie wieder einem Mann vertrauen. Nie wieder.«
    »Aber er kam mir so nett vor!«, sagt Lissy trübselig. »Ich kann kaum glauben, dass er so berechnend sein soll.«
    »Lissy …« Ich sehe auf. »In Wahrheit ist es wohl so, dass ein Mann wie er gar nicht erst so weit kommt, wenn er nicht rücksichtslos ist und über Leichen geht. Das geht einfach nicht.«
    »Meinst du?« Sie starrt mich mit zusammengezogenen Brauen an. »Vielleicht hast du Recht. Gott, wie frustrierend.«
    »Ist das Emma?«, ertönt eine schneidende Stimme, und auf dem Balkon erscheint Jemima im weißen Morgenrock und mit Gesichtsmaske, mit wütend verengten Augen. »Also!
Fräulein Ich-borge-mir-nie-deine-Klamotten! Was hast du über meine Prada-Slingpumps zu sagen?«
    O Gott. Jetzt brauche ich es auch nicht mehr zu leugnen, oder?
    »Sie sind ganz schön spitz und unbequem?«, sage ich schulterzuckend und Jemima schnappt nach Luft.
    »Ich wusste es! Ich hab’s die ganze Zeit gewusst. Du leihst dir doch meine Sachen! Was ist mit meinem Joseph-Pulli? Und der Gucci-Tasche?«
    » Welche Gucci-Tasche?«, schieße ich patzig zurück.
    Für einen Moment verschlägt es Jemima die Sprache.
    »Alle!«, sagt sie schließlich. »Weißt du eigentlich, dass ich dich dafür verklagen könnte? Ich könnte dich bis aufs Hemd ausziehen!« Sie schwenkt ein Blatt Papier. »Ich habe hier eine Liste mit Kleidungsstücken, von denen ich überzeugt bin, dass sie in den letzten drei Monaten jemand anderes als ich getragen hat …«
    »Ach, halt doch den Rand mit deinen blöden Klamotten«, sagt Lissy. »Emma ist total fertig. Der Mann, von dem sie dachte, dass er sie liebt, hat sie komplett betrogen und verletzt.«
    »Ach, was für eine Überraschung, ich falle gleich in Ohnmacht vor Schreck«, sagt Jemima scharf. »Hätte ich dir gleich sagen können, dass es so kommt. Ich habe es dir doch gesagt! Man darf einem Mann nie alles über sich erzählen, das gibt nur Ärger. Ich habe dich ja gewarnt.«
    »Du hast gesagt, so würde sie keinen Diamanten an den Finger kriegen!«, schreit Lissy. »Du hast nicht gesagt, dass er im Fernsehen aufläuft und der ganzen Nation all ihre Geheimnisse erzählt. Echt, Jemima, du könntest ein bisschen mehr Mitleid haben.«
    »Nein, Lissy, sie hat doch Recht«, sage ich elend. »Sie hatte die ganze Zeit völlig Recht. Wenn ich einfach meine blöde Klappe gehalten hätte, wäre das alles nicht passiert.«

    Ich greife nach der Schnapsflasche und schenke mir verdrossen noch ein Glas ein. »Beziehungen sind Schlachten. Sie sind wie Schachspiele. Und was habe ich getan? Ich habe einfach sämtliche Spielfiguren auf einmal auf das Brett geworfen und gesagt: ›Hier, kannst du alle haben!‹« Ich trinke einen Schluck. »Männer und Frauen sollten sich tatsächlich einfach gar nichts erzählen. Nichts .«
    »Da hast du so was von Recht«, sagt Jemima. »Ich habe vor, meinem zukünftigen Mann einmal so wenig wie möglich …« Sie bricht ab, als das schnurlose Telefon in ihrer Hand klingelt.
    »Hi«, sagt sie. »Camilla? Oh. Äh … Okay. Einen Moment bitte.«
    Sie legt die Hand über die Muschel und sieht mich mit großen Augen an. »Es ist Jack!«, sagt sie mit lautlosen Lippenbewegungen.
    Ich starre völlig schockiert zurück.
    Irgendwie hatte ich schon vergessen, dass Jack im wirklichen Leben existiert. Ich sehe nur dieses Gesicht auf dem Bildschirm vor mir, das lächelt und nickt und mich langsam aufs Schafott führt.
    »Sag ihm, dass Emma nicht mit ihm sprechen will!«, zischt Lissy.
    »Nein! Sie soll mit ihm sprechen«, zischt Jemima zurück. »Sonst glaubt er, er hat gewonnen.«
    »Aber bestimmt …«
    »Gib her«, sage ich und reiße Jemima mit klopfendem Herzen das Telefon aus der Hand. »Hi«, sage ich so schroff ich kann.
    »Emma, ich bin’s«, kommt Jacks vertraute Stimme, und ohne Vorwarnung wallen in mir die Gefühle auf und überwältigen mich fast. Ich möchte weinen. Ich möchte ihn schlagen, ihm wehtun …
    Aber irgendwie halte ich mich unter Kontrolle.

    »Ich will nie wieder mit dir sprechen«, sage ich. Heftig atmend lege ich auf.
    »Das war gut!«, sagt Lissy.
    Einen Moment darauf klingelt es wieder.
    »Bitte, Emma«, sagt Jack, »hör mir einen Moment zu. Ich kann mir

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